Horn-Lehe. Die CDU war schon immer dafür, jetzt können sich auch SPD und FDP eine Wasserski-Anlage auf dem Unisee vorstellen. Zehn Jahre nach dem letzten Vorstoß eines Investors redet man allerdings nicht mehr von Wasserski, sondern von Wakeboard – einer Art Snowboard fürs Wasser. In Bewegung kommen die Nutzer dabei ebenso wie beim Wasserski mit Hilfe einer Seilbahnanlage. 2005 startete ein Investor erstmals den Versuch, etwas Derartiges auf dem Unisee zu installieren. Damals stellten sich Wassersportvereine gegen die Pläne, ebenso die DLRG, eine Bürgerinitiative und mehrheitlich der Beirat Horn-Lehe. Auch das Konzept, welches die Hansestrand GmbH zwei Jahre später präsentierte, wurde mangels ausreichenden Zuspruchs wieder begraben.
Am Donnerstagabend hat nun Norbert Klimaschewski sein Glück im Beirat versucht. Laut Ortsamtsleiterin Inga Köstner handelte es sich dabei lediglich um ein erstes Stimmungsbild. Ein Antrag auf Genehmigung sei noch nicht gestellt. Klimaschewski hat den Südwesten des Sees für seine Wakeboard-Anlage im Visier. Der Ausgangpunkt soll an der DLRG-Station liegen. Von dort aus würde ein langer Steg auf den See führen, zu dessen beiden Seiten Seilbahnen im Kreis rotieren. Das Ganze von März bis Oktober etwa sechs Stunden täglich. Am Ufer sollen die Besucher ein Restaurant und ein kleiner Strand namens „Riders Beach“ erwarten. Etwa ein Viertel des Sees würde die Anlage beanspruchen, die laut Klimaschewski „dem Bremer Breitensport gut tun würde“ und am liebsten schon im kommenden Jahr an den Start gehen soll.
Wer angesichts der Erfahrungen von einst auf heftige Entrüstung aus dem Beirat eingestellt war, wurde eines Besseren belehrt. Diesmal zeigte sich nicht nur die CDU angetan, auch Catharina Hanke (SPD) erklärte sich einverstanden mit den Plänen, insbesondere da die Umbaupläne des Horner Bads nur begrenzte Angebote für Kinder und Jugendliche bereithalten würden. „Außerdem ist es angesichts der Nichtschwimmerzahlen unsere Pflicht, Anreize fürs Schwimmenlernen zu schaffen“, erklärte sie. Klimaschewskis Ausführungen zufolge darf nämlich nur wakeboarden, wer nachweislich auch vernünftig schwimmen kann. „Das Seepferdchen reicht da nicht aus“, betonte er. Hankes Fraktionskollegin Birgit Bäuerlein sprach sich grundsätzlich für alles aus, was Jugendliche an Sport heranführe. Allerdings dürften andere Nutzergruppen, wie die Surfer, nicht beeinträchtigt werden. Mit den Surfern stehe ein klärendes Gespräch noch aus, deshalb wolle er keine Details zu seinen diesbezüglichen Plänen verraten, sagte Klimaschewski. Nur so viel: „Wir haben eine sehr gute Lösung, die den Surfern nur Vorteile bringen würde.“
Auch bei der FDP kamen Klimaschewskis Pläne gut an. Ulf-Brün Drechsel befürwortete es, „Teilstücke des Sees zu verkommerzialisieren, um die Attraktivität des Areals zu steigern“. Wünschenswert sei allerdings eine Kooperation mit Vereinen und Schulen. Klimaschewski versicherte, dass auch ihm daran gelegen sei. Erste Kontakte habe es bereits gegeben. Wenn sich eine Zusammenarbeit realisieren lasse, werde man über Vergünstigungen sprechen. Die regulären Preise sollen bei etwa 20 Euro für zwei Stunden und 30 Euro für eine Tageskarte liegen.
Michal Koppel (Grüne) zeigte sich äußerst irritiert über die „vorherrschende Euphorie“ in den übrigen Fraktionen. Erholungssuchende seien froh, im Unisee eine „Oase der Ruhe“ zu haben, die es unbedingt zu erhalten gelte. Das Argument des Schwimmenlernens ziehe seiner Meinung nach nicht, angesichts der vom Investor genannten Eintrittspreise. „Viele der Nichtschwimmer kommen nicht unbedingt aus den Kreisen, die sich diese Eintrittspreise leisten können – die können dann nur am Strand sitzen und zusehen“, argumentierte er. Klimaschewski hielt dagegen, dass die Problematik schichtenübergreifend existiere und Wakeboarden eine Sportart sei, die insgesamt im mittleren Preissegment angesiedelt sei.
Koppel kritisierte außerdem den zu erwartenden Trubel, den die Anlage mit sich bringen würde. „Die Spaßgesellschaft sollte nicht jeden Bereich der Stadt vereinnahmen“, befand er. Klimaschewski beteuerte, dass die Anlage elektrisch betrieben und akustisch kaum wahrnehmbar sei. Auf Nachfrage von Grünen-Sprecher Dieter Mazur, inwieweit Beeinträchtigungen für Flora und Fauna zu erwarten seien, versprach der Investor gar eine Aufwertung der Wasserqualität durch die Sauerstoffzufuhr, die der Wellenschlag mit sich bringe. Erfahrungen hätten gezeigt, dass in Seen mit Wakeboard-Anlagen die Fischpopulation oft angestiegen sei. Bedenken meldete auch ein Vertreter der DLRG hinsichtlich der Rettungsbootschneise an, die unbedingt frei zu halten sei. Klimaschewski erklärte, die Schneise bleibe frei, außerdem werde er eigene Rettungsboote zur Verfügung stellen, um alle Bereiche der Anlage abzudecken. Die veränderte Haltung der SPD zur Wakeboard-Anlage begründete Catharina Hanke im Anschluss an die Sitzung mit der Bereitschaft Klimaschewskis, Kooperationen mit Schulen und Vereinen einzugehen. „Bei den Plänen der damaligen Investoren handelte es sich um rein kommerzielle Konzepte“, erklärte sie.