Kaum Interesse, spürbare Distanz. Die Linkspartei in Bremen lässt "Aufstehen" links liegen. Zu diesem Schluss kommt, wer Bremer Linke-Politiker nach ihrer Meinung zur neuen Sammlungsbewegung von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine fragt. Die Linke-Fraktionschefin und der Ex-Parteichef haben das überparteiliche "Aufstehen"-Projekt ins Leben gerufen. Ziel soll eine andere Regierung "mit sozialer Agenda" sein.
"Die Diskussion um die Sammelbewegung spielt in der Bremer Linken derzeit keine große Rolle", sagt Landessprecherin Cornelia Barth. Die Partei beschäftige sich in erster Linie mit aktueller Tagespolitik in Bremen. Zurzeit gehe es vor allem um die Erstellung des Wahlprogramms für die Bürgerschaftswahl 2019.
Kristina Vogt, Chefin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, sieht ebenfalls keinen Grund, sich jetzt mit "Aufstehen" zu befassen. "Niemand weiß, was die eigentlich vorhaben." Was bisher bekannt wurde, sei völlig diffus. Ihre Fraktion konzentriere sich auf Sachfragen, betont Vogt. Und da gebe es in Bremen wichtigere Themen, "über die ich mich aufregen kann".
Die linke Sammlungsbewegung hat nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 80 000 digitale Unterstützer. Offizieller Gründungstermin ist der 4. September. Danach soll es auch Veranstaltungen "auf der Straße" geben. Seines Wissens sei in Bremen bislang nichts geplant, sagt Tim Ruland, stellvertretender Landessprecher.
Es gebe weder Anfragen aus dem Landesverband zur neuen Bewegung, noch habe sich der Landesvorstand damit befasst. Für Kristina Vogt liegt dies auch daran, dass die Partei in Bremen keine Flügelkämpfe kenne. Auf Bundesebene befehden sich der linke Flügel um Wagenknecht mit sogenannten Reformern.
Keine Parteiveranstaltung
Doris Achelwilm sitzt für die Bremer Linkspartei im Bundestag. Es sei noch zu früh für eine Einschätzung, wie sich "Aufstehen" in der Politik niederschlagen wird, sagt die Abgeordnete. Sie selbst engagiere sich innerhalb der Partei dafür, "dass wir noch stärker und breiter werden". Themen wie bezahlbare Mieten oder Pflegenotstand würden ja nicht nur von der Sammlungsbewegung aufgegriffen. Also ist "Aufstehen" überflüssig? Achelwilm will sich nicht festlegen, spricht dann über das "Wechselverhältnis zwischen Bewegung und Parlament", das es schon immer gegeben habe.
"Aufstehen" sei keine Parteiveranstaltung, es seien Einzelpersonen, die das Projekt initiiert hätten. Das betonen beide, Vogt und Achelwilm. Mit diesen Worten war kürzlich Linke-Parteichef Bernd Riexinger auf Distanz zur Wagenknecht-Initiative gegangen. Vogt sagt noch, falls es in Bremen doch Veranstaltungen für "Aufstehen" geben sollte, "müssen die das alleine machen".
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!