450 Arbeitsstunden, so viel Zeit hat das Begleitgremium in 18 Sitzungen binnen zweier Jahre in das Moderationsverfahren "Leistungszentrum SV Werder Bremen" in der Pauliner Marsch gesteckt. Das 13-seitige Papier dazu wurde während der jüngsten Sitzung des Beirates Östliche Vorstadt von Moderator Markus Birzer vorgestellt. Es ist auf der Homepage des Ortsamtes www.ortsamtmitte.bremen.de/aktuelles-1933 zu finden. Das Moderationsverfahren soll nach der Sommerpause beginnen und umfasst sechs Workshops. Ortsamtsleiterin Hellena Harttung betonte schon zu Beginn dezidiert, dass auf dieser Beiratssitzung definitiv nicht darüber entschieden werde, ob das Werder Leistungszentrum kommt oder nicht, sondern dass allein das Moderationsverfahren vorgestellt werde.
Wie ist die Position des SV Werder?
So betonte dann auch Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald, dass der gesamte Nordwesten auf Bremen und Werder schaue mit der Frage: Kommt das Leistungszentrum nun oder kommt es nicht? Dass es kommen muss, zumindest darüber herrscht Konsens. Nur, ob es unbedingt in der Pauliner Marsch gebaut werden muss, das ist nach wie vor strittig. Hess-Grunewald führte, vielleicht auch beflügelt vom möglichen Aufstieg Werders aus der Zweiten Liga, aus, dass inzwischen jeder Drittligist ein besseres Leistungszentrum habe als der SV Werder. Die Ungeduld bei Werder und seinen Aktiven werde täglich größer.
Wie ist die Position von Ortsamt und Beirat?
Für den ausführlichen, in der Sitzung deutlich so kritisierten "Werbeblock" kassierte der Werder-Präsident dann noch einmal eine Ermahnung seitens der Ortsamtsleiterin und des Sprechers des Beirates Östliche Vorstadt, Steffen Eilers (Grüne). Beide betonten, dass dieses komplexe Moderationsverfahren, in dem viel Herzblut stecke, eminent wichtig für alle betroffenen Akteure im Stadtteil sei. Und da sei Werder nun mal nur einer unter vielen. Es müsse auch im Interesse des Vereines liegen, sich mit Themen wie Klimaschutz und Überschwemmungsgefahr auseinanderzusetzen, betonte Eilers. Er begrüßte ausdrücklich, dass das Moderationsverfahren ergebnisoffen, objektiv und transparent geführt werden soll.
Harttung und Eilers sind auch beide Mitglieder des Begleitgremiums, des Weiteren sind fünf per Losverfahren ermittelte Anwohnerinnen und Anwohner vertreten, genauso wie Repräsentanten der Vereine, wie Uli Barde, Vorstand Sportgarten, Professor Axel Viereck, Vorsitzender des FC Union 60 und Hildegard Jansen, Vorsitzende des Kleingartenvereins Peterswerder. Dazu kommen eine Vertreterin des Bau- und Umweltressorts sowie drei Werder-Repräsentanten, darunter Präsident Hess-Grunewald sowie Hans-Jörg Otto von der Bremer Weser-Stadion GmbH. Sollten sich in einer der Abstimmungen vier Fünftel des Begleitgremiums dagegen aussprechen, dann wäre der Moderationsprozess beendet. Der für den Moderationsprozess anvisierte Zeitraum von einem Jahr sei ohne Frage ambitioniert, betonte Hess-Grunewald.
Wie läuft das Moderationsverfahren ab?
Damit trage Werder das größte Risiko, betonte der Präsident des SVW. Man habe sich auf dieses ergebnisoffene Moderationsverfahren eingelassen, nachdem die erste Präsentation einer Ideenskizze im Herbst 2018 vor dem Beirat bei den Anwesenden heftige Wellen geschlagen hatte, hinsichtlich Bedenken in puncto Hochwasserschutz und Beeinträchtigung des Naherholungsgebietes Pauliner Marsch. Den mit dem Moderationsverfahren verbundenen, zeitlichen Mehraufwand nimmt der Verein nun in Kauf.
Sollte es zum Bau des Leistungszentrums in der Pauliner Marsch kommen, soll ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben werden, in dessen Jury auch das Begleitgremium vertreten sein soll. Sollte es so weit kommen, werden zu der gefundenen Lösung in der Stadt, im Stadtteil und beim SV Werder die erforderlichen Beschlüsse getroffen. Diese Beschlüsse und die im Verfahren entwickelten Verabredungen sollen dann in eine Fortschreibung des Leitbildkontraktes einfließen. dieser soll alle zu treffenden Maßnahmen zur Umgestaltung der Sportstätten und der Erhaltung des Naturraums Pauliner Marsch mit einschließen. Begleitet werden soll dieser Prozess durch eine breite Öffentlichkeitskampagne. Der Beirat stimmte der Kenntnisnahme des 13-seitigen Papiers einstimmig zu.