Florian Kohfeldt hatte es angekündigt, kurz vor dem Anstoß. „Ich bin mir sicher, dass wir heute eine Reaktion zeigen werden“, sagte der Trainer von Werder Bremen, dessen Mannschaft seine Worte dann während des Heimspiels gegen Eintracht Frankfurt bestätigen sollte. Nach einer mutigen Vorstellung feierten die Bremer am Ende einen überraschenden, aber nicht unverdienten 2:1 (0:1)-Erfolg gegen das bis dato formstärkste Bundesliga-Team des Jahres – mehr Ausrufezeichen im Kampf um den Klassenerhalt geht wirklich nicht. Nach Frankfurts 1:0 durch Andre Silva (9.) hatten Theodor Gebre Selassie (47.) und Josh Sargent (62.) das Spiel gedreht.
Im Vergleich zur 0:4-Pleite gegen Hoffenheim hatte Kohfeldt nur eine Veränderung in seiner Startelf vorgenommen: Romano Schmid kehrte in die Mannschaft zurück und ersetzte Leonardo Bittencourt, was für neues Leben in der zuletzt so blassen Bremer Offensive sorgen sollte. Im Mittelpunkt stand zunächst aber Werders Defensive, weil sie sich schon nach neun Minuten ähnlich ungeschickt anstellte wie am vergangenen Spieltag.
Schiedsrichter entschied sich fälschlicherweise für Eckstoß
Nach einem Zweikampf zwischen Milos Veljkovic und Frankfurts Djibril Sow entschied Schiedsrichter Robert Hartmann fälschlicherweise auf Eckstoß für die Gäste, den Werder – noch halb reklamierend – dann komplett verschlief. Frankfurt führte die Ecke kurz aus, Schmid hinderte Filip Kostic nicht am Flanken, und in der Mitte verlor Toprak das Kopfballduell gegen Frankfurts Top-Torjäger Andre Silva, der sein 19. Saisontor erzielte. Für Werder sah es also schon früh danach aus, als ob es ein bitterer Abend werden könnte, zumal Silva wenig später beinahe das 2:0 nachgelegt hätte. Nachdem sich der 25-Jährige abermals gegen den wackelnden Toprak durchgesetzt hatte, war Werder-Keeper Jiri Pavlenka in allerhöchster Not mit einer Fußabwehr zur Stelle (18.).
Kurz danach dann Werders erste nennenswerte Offensiv-Aktion: ein zu zentral ausgeführter Freistoß von Milot Rashica, mit dem Frankfurts Torhüter Stefan Trapp zwar keine großen Probleme hatte, der aber dennoch als Bremer Weckruf taugte (26.). Plötzlich waren die Hausherren besser im Spiel und bereiteten dem Favoriten Schwierigkeiten, woran der spielfreudige Rashica großen Anteil trug. Beim vermeintlichen 1:1 durch Josh Sargent hatte der Kosovare als Passgeber noch im Abseits gestanden (28.), bei seiner nächsten Szene war dann alles regulär, allerdings auch die Latte im Weg. Trapp war beim Linksschuss von Rashica längst geschlagen gewesen (34.).
Ausgleich wäre kurz vor der Pause verdient gewesen
Kurz vor der Pause verzeichnete dann noch Schmid einen gefährlichen Abschluss (41.), sodass der Ausgleich zu diesem Zeitpunkt schon durchaus verdient gewesen wäre. „Wir sind schwer ins Spiel gekommen, dann aber mutiger geworden“, sagte Werders „Leiter Profifußball“ Clemens Fritz in der Halbzeitpause – und forderte: „Mut müssen wir auch weiterhin haben, wenn wir heute Abend etwas mitnehmen wollen.“ Es war ein Satz, den die Spieler beim Gang in die Kabine irgendwie aufgeschnappt haben mussten, denn Werder kam nach der Pause mit einem Knalleffekt zurück auf den Platz.
Schönes Zuspiel Rashica, eiskalter Abschluss Theodor Gebre Selassie – das war die Entstehungsgeschichte des 1:1 aus der 47. Minute, das vom Video-Assistenten zwar noch einmal auf Abseits überprüft wurde, letztlich aber vollkommen zu recht zählte. Werder war endgültig zurück in der Partie, wollte jetzt mehr als nur einen Punkt und belohnte sich für die Leistungssteigerung.
In der 62. Minute hatte Maximilian Eggestein das Auge für Sargent, der wohl hauchdünn nicht im Abseits stand – zumindest sollte es der Video-Assistent später so bewerten – und das 2:1 erzielte. Ein paar Minuten später, Sargent hatte Schmid bedient und der zum vermeintlichen 3:1 getroffen, pfiff der VAR das Tor wegen einer Abseitsstellung aber zurück.
Auf der anderen Seite war der starke Pavlenka erst gegen Kostic (75.) und dann gegen Silva (76.) zur Stelle. Werder verteidigte nun ähnlich engagiert und konzentriert, wie es die Mannschaft vor dem Hoffenheim-Spiel mehrere Wochen lang getan hatte. Frankfurt rannte an, wollte die drohende dritte Saisonniederlage unbedingt verhindern, biss sich an Werder aber letztlich die Zähne aus. Mit nunmehr 26 Punkten auf dem Konto haben die Bremer in der Bundesliga ein Ausrufezeichen zum richtigen Zeitpunkt gesetzt.
Große Gelegenheit, das zu genießen, bleibt der Mannschaft allerdings nicht. Schon am Dienstagabend geht es im DFB-Pokalviertelfinale bei Zweitligisten SSV Jahn Regensburg weiter.