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Schmuddelwetter Regnet es in Bremen mehr als üblich?

Grau, trist, ungemütlich – und nass. Für viele Menschen in Bremen und umzu macht es den Eindruck, dass es Anfang 2022 nur noch regnet. Dabei zeichnen Daten des Deutschen Wetterdienstes ein anderes Bild.
09.02.2022, 16:36 Uhr
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Regnet es in Bremen mehr als üblich?
Von Sebastian Oldenborg

Der Himmel grau in grau und immer wieder Regen. Regen, Regen, nichts als Regen. So fühlt sich die Wetterlage seit geraumer Zeit für viele Menschen in Bremen und umzu an. Die Sonne scheint ein seltener Gast geworden zu sein, nach draußen hat es zuletzt wohl die wenigsten gezogen. Der WESER-KURIER hat beim Deutschen Wetterdienst (DWD) nachgehakt, was es mit dem trostlosen Start ins Jahr 2022 auf sich hat – und eine überraschende Antwort bekommen.

Was viele nicht vermuten: Bisher ist es in diesem Jahr gar nicht so nass, wie es sich anfühlt. Vor allem regnet es nicht übermäßig viel. Im Gegenteil. Das beweisen die Daten, die an der DWD-Messstation am Bremer Flughafen gesammelt wurden.

Dort wurden im Januar 2022 insgesamt 45,9 Liter Niederschlag pro Quadratmeter verzeichnet. Zum Vergleich: Im Januar 2021 war es mit 59,3 Litern pro Quadratmeter deutlich mehr. Und auch im langjährigen Mittel ist eigentlich mit deutlich mehr Niederschlag zu rechnen – nämlich mit 56,0 Litern pro Quadratmeter. Es gab sogar schon einen Januar mit 135,7 Litern Wasser pro Quadratmeter, also dreimal so viel wie in diesem Jahr. Das war im Rekordjahr 1976.

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Und auch ein Blick auf die Anzahl der Tage, an denen es im Januar geregnet hat, lässt auf keinen besonders nassen Monat schließen. An 21 Tagen wurde an der Wetterstation Niederschlag registriert, nur ein Tag mehr als im Vorjahr.

Weniger Sonnenstunden und Sonnentage in Bremen

Woher kommt also das Gefühl, dass es dauernd regnet und man kaum noch vor die Tür gehen kann, ohne nass zu werden? Alles nur Einbildung? Oliver Weiner vom Deutschen Wetterdienst hat eine Erklärung und liefert hierzu Zahlen.

„Das hat nichts mit den Niederschlagsmengen zu tun“, sagt der Experte dem WESER-KURIER. Es sei vielmehr „dieses Graue, dieses Trübe“, was uns so anstrenge. Und wenn es dann immer mal wieder zwischendurch regne, fühle es sich so an, dass das Wetter überhaupt nicht mehr schön sei.

Weiner erklärt, dass die Sonne zuletzt sehr wenig geschienen habe. Da habe man das Gefühl, es würde immer nur regnen. Im Januar wurden in Bremen insgesamt 31 Sonnenstunden erfasst. Das entspreche etwa 77 Prozent des Sollwerts, 40 Stunden seien durchschnittlich zu erwarten. Und auch der Dezember bot wenig Sonnenschein – vor allem hätten sich dort die 38 Sonnenstunden auf nur wenige Tage verteilt, erklärt der Meteorologe. Es habe im Dezember lediglich neun bis zehn Tage gegeben, wo überhaupt mal die Sonne geschienen habe. Und auch die zweite Novemberhälfte sei eher trist gewesen.

Weiner weiter: „Wenn wettertechnisch wochenlang nichts passiert, ist das gerade in unserer aktuellen Situation nicht mehr lustig und sehr anstrengend.“ Tag ein, Tag aus das gleiche Bild am Himmel – das schlaucht.

Erste Februar-Woche in Bremen und Norddeutschland sehr verregnet

Aber: So ganz täuscht das Gefühl, dass es aktuell viel mehr regne als sonst, dann doch nicht. Denn zumindest im Februar 2022 hat es bisher tatsächlich viel geregnet. In den ersten acht Februartagen wurden am Bremer Flughafen 35 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erfasst. Das entspreche fast 90 Prozent der für gewöhnlich zu erwartenden Summe für den ganzen Monat, so DWD-Meteorologe Weiner. An anderen Orten im Nordwesten sei das Phänomen sogar noch stärker ausgeprägt. An manchen Stationen sei das Monatssoll bereits überschritten worden.

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Es sei aber möglich, dass es in den kommenden Wochen weniger regne und der Monatsschnitt sich letztlich wieder im normalen Rahmen bewege. Doch danach sieht es zunächst nicht aus: Für die kommenden Tage und auch die nächste Woche erwarten sowohl der DWD als auch andere Wetterdienste weitere Regenfälle.

Meteorologen rechnen mit Zunahme der Wetterextreme

Und die längerfristige Zukunft? Meteorologen haben auf lange Sicht bereits eine Zunahme der Niederschlagsmenge beobachtet. Seit 1882 ist sie in Bremen um rund 100 Liter pro Quadratmeter gestiegen. Diese Entwicklung könnte sich fortsetzen. Denn durch den Klimawandel wird es wärmer. Und wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, die letztlich wieder in Form von Niederschlag abgegeben wird, wie DWD-Meteorologin Gabriele Krugmann erläutert.

Grundsätzlich rechnet ihr Kollege Oliver Weiner mit einer Zunahme der Wetterextreme – „die Signale sprechen dafür.“ Das seien zum einen Starkregen-Ereignisse, zum anderen aber auch Phasen großer Trockenheit, wie wir sie etwa in den Jahren 2018 bis 2020 erlebt haben. „Da sind wir dann froh, wenn es überhaupt mal regnet.“

Dass die verschiedenen Klima-Projektionen, die Experten für die Zukunft aufstellen, im Großen und Ganzen eintreffen, hält Weiner für sehr wahrscheinlich. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, müssen wir weiter mit diesen Starkregen- und Trockenheitsgeschichten rechnen.“

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