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Modellprojekte in den Ländern Testlauf für Großveranstaltungen

Über ein Jahr waren Veranstaltungen mit vielen Besuchern nicht möglich. Langsam allerdings starten erste Versuche, wie Sportevents oder kulturelle Veranstaltungen wieder massentauglich werden.
14.06.2021, 16:11 Uhr
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Testlauf für Großveranstaltungen
Von Rebecca Sawicki

Hände werden in die Luft gestreckt, es wird geklatscht. Das erste Finalspiel um den Deutschen Meistertitel im Basketball hat gerade begonnen, und Jason Granger von Alba Berlin hat den ersten Dreier geworfen. 1450 Menschen durften das Spiel gegen den FC Bayern Basketball hautnah in der Halle verfolgen. Zum zweiten Finalspiel waren sogar 2000 Fans zugelassen. Mit Maske, negativem Test und Abstand zueinander. Alba Berlin nimmt an einem Pilotprojekt teil: Dabei gehe es darum, Erfahrungen zu sammeln und sich Schritt für Schritt voran zu tasten, sagt der Berliner Staatssekretär für Sport, Aleksander Dzembritzki.

Seit Ausbruch der Pandemie sind Großveranstaltungen aufgrund des Infektionsschutzes nicht mehr möglich. Das betrifft sowohl Sportereignisse als auch Konzerte und Festivals. Wie eine vom Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft in Auftrag gegebene Studie gezeigt hat, musste die Branche im Jahr 2020 einen Umsatzrückgang von knapp 29 Prozent verkraften.

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"Diese Verluste werden sich voraussichtlich auch 2021 nicht kompensieren lassen, da Konzertveranstalter oder Kreative im Regelfall nicht einfach im Folgejahr doppelt so viele Veranstaltungen oder Aufträge wie im Vorjahr anbieten können", heißt es in der Studie. Zwar stimmten die Prognosen für das Jahr 2021 optimistischer, dennoch werde davon ausgegangen, dass der Umsatz um die zwei Milliarden Euro unter dem Niveau von 2019 liegen werde.

Wie und ob Veranstaltungen in Zukunft wieder stattfinden können, darüber wollten die Länderchefs während der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag dieser Woche debattieren. Die Entscheidung allerdings wurde vertagt, nun soll sich eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Staatskanzleichefs darüber verständigen, wie Veranstaltungen einheitlich geregelt werden könnten. Bürgermeister Andreas Bovenschulte hat sich in einer Sendung des Deutschlandfunks für einheitliche Regelungen ausgesprochen. Mit diesem Wunsch ist er nicht allein: Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig begrüßen ein solches Vorgehen, wie sie dem ARD-Morgenmagazin und der Rheinischen Post mitteilten.

Regeln für den Saisonstart

Weil brachte als Argument für einheitliche Lösungen den Start der Fußballbundesliga an. Auch für den SV Werder Bremen knüpfen sich an den Saisonstart Fragen. Noch sei nicht klar, ob und wie viele Zuschauer Ende Juli in das Stadion dürfen, sagt Michael Rudolph, Sprecher des Vereins. Für die Mannschaft und den Verein wäre es gut, wieder Zuschauer auf den Rängen begrüßen zu können, dennoch mache Werder der Politik keinen Druck: "Es ist eine riesige Verantwortung." Die Vorbereitungen liefen aber, um am Ende so viele Fans sicher in das Stadion lassen zu können, wie es die Rahmenbedingungen erlaubten. "Die Planung ist schwierig, weil so vieles noch in den Sternen steht", sagt Rudolph.

Auch die Europameisterschaftsspiele in der Allianz Arena in München gelten als Pilotprojekt, um zu testen, wie Veranstaltungen möglich und sicher sein können. 14.000 Fans werden an diesem Dienstagabend dabei sein können – bei voller Belegung passen 70.000 Menschen in das Stadion. Somit werden knapp 20 Prozent der Plätze belegt sein. 

Aber nicht nur im Sport, auch im Kultursektor werden mittlerweile Konzepte getestet. So öffnet beispielsweise der Leipziger  Technoclub "Distillery" seine Türen. Er ist Teil eines Leipziger Modellprojektes. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet, habe die Disco ein Hygienekonzept, das statt Masken und Abstand auf kostenfreie PCR-Testungen setze. Alle Gäste müssten sich außerdem aus Evaluationszwecken eine Woche später erneut testen. Feiern ohne Maske, das hatte auch die niedersächsische Landesregierung vor. Mit der neuen Verordnung vom 5. Juni wurde dieser Plan allerdings wieder verworfen. Gefeiert werden darf trotzdem – mit negativem Test und Mund-Nasen-Schutz.

Winnetou darf reiten

Per Allgemeinverfügung der Stadt Lennestadt wird auch das Karl-May-Festival in Elspe als Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Nach einem Jahr Unterbrechung könnten die Besucher im Sommer 2021 wieder Abenteuer, Shows und Live-Musik erleben, heißt es in einer Mitteilung der Veranstalter. Hygienekonzept und eine Neugestaltung des Sitzplans sollen sicherstellen, dass das Infektionsrisiko so gering wie möglich gehalten wird.

Ob und wie viele Menschen solche Veranstaltungen besuchen könnten, das hänge weiterhin eng mit dem Infektionsgeschehen zusammen. Wie Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts, auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erneut klargestellt hat, hätten sich die Empfehlungen des Institutes zu langsamen Lockerungen nicht geändert. Haltung des RKI: Abhängig von der Auslastung der Intensivbettenkapazität und der 7-Tage-Inzidenz könnten Veranstaltungen stattfinden.

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