Uns plagte vor allem eine Frage: Warum ist an einem Sonnabendabend im Casa so wenig los? Als wir uns um 20 Uhr an unseren Tisch setzten, waren noch drei, vier weitere Tische mit insgesamt etwa 15 Personen besetzt. Später saßen neben uns nur noch zwei, drei Gäste im Außenbereich. Aber ansonsten war das Restaurant leer. Dabei sorgten sich die beiden Kellnerinnen überaus freundlich und zuvorkommend um uns.
Das Ambiente in dieser Art Pavillon mit Wintergarten gleicht einer gemütlichen spanischen Taverne in Terrakottafarben und mit einigen Art-déco-Elementen. Die Speisekarte bietet eine große Auswahl an Tapas, Pasta, Pizza und etliche Fisch- und Fleischgerichte. Eine Kreidetafel weist noch auf spezielle Tagesangebote hin. Dazu eine nicht zu vernachlässigende Weinkarte. Wir konnten also nicht verstehen, weshalb sich am Eingang zum Ostertorsteinweg und zum Viertel kaum jemand in dieses Restaurant wagt.
Der Abend begann mit einer Tüte mit zweierlei Brot: ein gehaltvolles Roggen- und ein fluffiges Hefeteigbrot. Dazu reichte die Küche ein leider zu kleines Schälchen Sour-Cream-Dip. Meine Begleitung hatte als Vorspeise Gambas à la Plancha (9,90 Euro). Die vier Gambas waren schön gewürzt und bereits teilweise ausgelöst. Die Aioli bestach durch einen sanften und nicht zu widerlichen Knoblauchgeschmack. Die Mayonnaise schmeckte leicht und nicht zu pappig, schwer und fett. Die Aioli war so angenehm, dass wir den Rest mit den letzten Brotscheiben austunkten. Lecker!
Ich entschied mich für den Schafskäse mit Datteln, Mandeln und Honig (12,90 Euro) von der Tageskarte. Der Schafskäse lag cremig mit einem süßen Überzug und knusprigen Nüssen in einer Tonschale. Dazu gab es einen großen gemischten Salat, von dem sich mein Gegenüber noch bediente. Ebenso wie von der Melonengarnitur. Der Salat hätte allerdings eine würzigere Vinaigrette vertragen.
Nach diesem üppigen Start legten wir eine gebührende Pause ein. Nach etwa 20 bis 30 Minuten fragte die aufmerksame Kellnerin, ob sie die Hauptspeise an die Küche weiterreichen solle. Erst dann ging es weiter. Meine Begleitung guckte sich die Pasta namens „Lecker“ (14,90 Euro) aus. Es handelte sich um Spaghetti mit Wildfanggarnelen, Kirschtomaten und Frühlingslauch in Weißwein-Buttersoße. Das Gericht würzte der Koch nur sehr mild. Gerade die Garnelen hätten mit der Weißweinsoße mehr Pep vertragen. Ähnlich erging es mir mit meiner Hauptspeise. Auch hier hätte die Salz- und Pfeffermühle einige Runden mehr über dem Topf drehen dürfen.
Kritik auf hohem Niveau
Das Weser-Zanderfilet (19,90 Euro) war schön kross gebraten, verlor dadurch aber zu sehr den glasigen Kern. Die Rahm-Pfifferlinge besaßen leider zu wenig Eigengeschmack und den Kräuter-Kartoffelstampf hatte ich schon cremiger, luftiger und geschmacksintensiver. Alles in allem mag das eine Kritik auf hohem Niveau sein. Denn was das Casa bietet, ist eine gute Küche, die aber hier und da noch kleine Drehungen vertragen könnte.
Zu unseren Gerichten genossen wir einen Blason de San Juan (0,5 Liter für 16 Euro). Der spanische Rote wartete mit einem wuchtigen Bouquet auf und kitzelte samtig die Zunge. Ein toller Tropfen.
Die Portionen im Casa können sich wirklich sehen lassen. Deshalb aßen wir einen Nachtisch zu zweit. Wir entschieden uns für das Dessert auf der Tageskarte: ein Tartufo de Limoncello (7,90 Euro). Diese Kreation hatten wir bisher noch nicht auf Speisekarten gesehen. Was uns der Koch präsentierte, war in der Tat eine erfrischende Art eines Nachspeisenklassikers. Dazu lag ein nicht zu saures Zwetschgenragout und eine Mangosoße auf dem Teller.
Casa, Ostertorsteinweg 59, 28203 Bremen, Telefon: 0421 326430, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag ab 11.30 Uhr, Sonnabend, Sonntag und an Feiertagen mit Frühstück ab 10 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.casa-bremen.com