Inklusion kann funktionieren. Das zeigten am Dienstagnachmittag besonders die Beispiele zweier Bremer Schulen: die Paula-Modersohn-Schule in Bremerhaven und die Gesamtschule Bremen-Ost. Ihre Schulleiter inklusive einer Handvoll Schüler waren als Gäste zu einer Veranstaltung des Landesbehindertenbeauftragten Joachim Steinbrück und dem Verein „Eine Schule für Alle“ gekommen, um an der Universität Bremen von ihren Erfahrungen mit Inklusion zu berichten.
Das Besondere: Beide Schulen arbeiteten schon vor der Schulreform mit besonderen Lernkonzepten. So gibt es an der Paula-Modersohn-Schule schon lange keine festen Klassen mehr. Stattdessen teilt sich ein Schüler seine Aufgaben selbst ein – solange, bis er bereit für einen Test ist. Besteht er ihn mit mindestens 80 Prozent, darf er eine Lernstufe höher.
Die Gesamtschule Bremen-Ost arbeitet wiederum mit vielen Projekten, in denen Schüler Selbstvertrauen sammeln sollen. Zudem können die Kinder dort Lernschwerpunkte je nach Neigungen und Interessen wählen. Dass die Konzepte funktionieren, bestätigten glückliche Schüler, eine Referendarin und eine Mutter. In diese Konzepte Inklusion zu implementieren, sei vergleichsweise leicht gewesen, sagen die Leiter der beiden Schulen. Schließlich hatten sie schon vorher das Ziel, dass Schüler individuell gefordert und gefördert werden.
Das Ziel sei es alle Kinder bestmöglich zu fördern
Auch das Bildungsressort wolle langfristig so arbeiten, sagt Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). Zusammen mit anderen Vertretern der Parteien spricht sie in einer abschließenden Podiumsdiskussion und zieht auch ein kurzes Fazit. Das Ziel sei es alle Kinder bestmöglich zu fördern. Hierfür müssten auch andere Schulen Konzepte übernehmen, die woanders gut funktionieren. Da gebe es allerdings auch noch Nachholbedarf.
Neue Konzepte für Schulen, die allen Kindern zugutekommen: Dafür sprechen sich an diesem Nachmittag auch Kristina Vogt (Die Linke), Matthias Güldner (Grüne) und Mustafa Güngör (SPD) aus. Davon sollen auch Kindern mit Migrationshintergrund oder Hochbegabung profitieren. „Man muss dafür nicht jede Schule neu erfinden“, ergänzt Kristina Vogt. Sie kritisiert aber, dass eine einzelne Klasse mit Kindern mit Förderbedarf an einer Schule für sie noch keine Inklusion sei. Inklusion könne es für sie nur geben, wenn die ganze Schule mitziehe. Kinder mit Förderbedarf müssten auf Klassen verteilt sein und so zur Normalität werden.
Kritisch äußert sich auch Thomas vom Bruch von der CDU. Er weist auf begrenzte Ressourcen hin: Die letzten zehn Jahre hätten gezeigt, dass sich die Realisierung der Inklusion durch fehlendes Geld und Personal schwierig gestalte. Bremen müsse nun lernen, mit seinen Mitteln zu arbeiten. Für Inklusion brauche es eben auch einen gesellschaftlichen Konsens.
Mit der Schulreform im Jahr 2009 beschloss das Land Bremen unter anderem, dass Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam zur Schule gehen können. Kinder mit Behinderung soll so ermöglicht werden, Teil der Gesellschaft zu sein. Viele Schulen bemängeln aber, dass die Umsetzung für sie nicht machbar sei, da es an Personal fehle.