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Podiumsdiskussion in Syke Lehrermangel und Inklusion

Vertreter von vier Parteien stellten sich am Sonnabend den Fragen von Lehrern und Eltern in Syke. Der Kreiselternrat hatte zur Diskussion geladen.
24.02.2019, 18:48 Uhr
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Von KAYA LEIMANN

Syke. Lehrermangel und Inklusion waren nur zwei von vielen Themen der Podiumsdiskussion in den Berufsbildenden Schulen Syke (BBS). Am Sonnabend beantworteten Landtags- und Kreistagspolitiker der SPD, CDU, FDP und AfD brennende Fragen von Eltern und Lehrkräften. Der Kreiselternrat um die Vorsitzende Ulrike Göbel hatte die Veranstaltung organisiert.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stieg Moderator Hartmut Bublitz in die Diskussion mit dem ersten, viel diskutierten Thema ein: der Lehrermangel, der vor allem an Grund- und Hauptschulen herrscht. „Die Frage seitens der Eltern hierzu lautet, welche Maßnahmen die Politik für eine bessere Lehrerausstattung ergreifen möchte“, sagte Bublitz und gab das Wort an Christopher Emden vom AfD-Kreisverband Osterholz-Verden weiter. „Wir müssen den Beruf attraktiver machen und unter anderem die sehr lang andauernde Ausbildung entschlacken. Man sollte auch auf Quereinsteiger setzen, die ebenfalls gute Lehrer ohne volles Studium sein können“, so Emden. Aus seiner Sicht tragen vor allem „Problemschulen“ dazu bei, dass immer weniger Menschen den Lehrerberuf ergreifen möchten. „Egal, wie man zur Migration steht, sollten wir die Probleme, die daraus folgen, nicht wegschweigen“, so Emden.

CDU-Landtagsabgeordneter Marcel Scharrelmann nahm eine ganz andere Position ein. Er sah die Migration zwar als Herausforderung, vor allem aber als wichtigen Baustein der Gesellschaft. Zum Thema Lehrermangel erklärte Scharrelmann: „Während wir sehr viele Gymnasiallehrer haben, fehlt es an den Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen. Zudem haben wir viele Lehrkräfte für die Fächer Deutsch und Sachunterricht, wenige jedoch für die naturwissenschaftlichen Fächer.“ Vor allem die Versorgung an den Grundschulen sei zukünftig sicherzustellen, unter anderem indem Gymnasiallehrer an die Grundschulen abgeordnet werden.

Stephanie Budke-Stambusch von der FDP nahm Stellung zu den laut Statistiken hohen Versorgungsquoten an den Schulen. „Die Zahlen spiegeln nicht das wahre Leben wieder. Weil Lehrer krank sind oder länger ausfallen, sollte man nicht von einer Versorgung von 100 Prozent, sondern eher von 105 Prozent oder mehr ausgehen, um auf Reserven zurückgreifen zu können“, erklärte sie. Applaus erhielt die Politikerin für ihre Aussage, dass das Gehalt von Grund- und Hauptschullehrern im Vergleich zu Gymnasiallehrern maßlos ungerecht sei und angepasst werden müsse.

Auch Ingo Estermann, SPD-Unterbezirksvorsitzender im Landkreis Diepholz, sprach sich für eine höhere Besoldung aus. „Der Lehrerjob ist verdammt nochmal nicht einfach. Deshalb müssen wir ihn attraktiver machen und unter anderem mehr pädagogische Mitarbeiter zur Unterstützung einstellen“, so Estermann. Es sei wichtig, Verlässlichkeit zu garantieren und so schnell Wirkung zu zeigen.

Und auch zum Thema Inklusion nahmen die Politiker Stellung. Hierbei ging es vor allem um die bis 2028 verlängerte Förderschule im Landkreis Diepholz für Kinder ab der fünften Klasse. „Wir von der FDP stehen hinter der Entscheidung, die Förderschule weiterhin neben den Regelschulen anzubieten. Letztere sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht angemessen ausgestattet und erfüllen nicht die Voraussetzungen, um Kinder mit einem inklusiven Hintergrund zu beschulen“, so Budke-Stambusch. Auf diese Weise sei keine Zwangsinklusion gegeben, sondern eine Situation, in der Eltern frei wählen können.

AfD-Politiker Emden hingegen hält den Inklusionsgedanken grundsätzlich für falsch. „Wir werden das weder heute, noch zukünftig schaffen. Bei diesen Kindern entsteht aus meiner Sicht zwangsläufig ein Gefühl der Benachteiligung und zusätzlich bringt es einen unglaublich hohen Personalaufwand mit sich.“ Estermann war da ganz anderer Meinung: „Die Inklusion ist ein Menschenrecht. Es kann und wird funktionieren, durch Versäumnisse in der Vergangenheit wurde das Thema aber nicht gut angebahnt.“ Deshalb müssten weiterhin mehr Stellen geschaffen und die Schulen finanziell unterstützt werden. Die SPD war gegen eine Weiterführung der Förderschule. Zum einen würden die Anmeldezahlen dagegen sprechen und zum anderen sollten nicht zwei Systeme fortgeführt werden. Scharrelmann wiederum unterstütze seine Kollegin von der FDP. „Wir halten die Förderschule für eine wichtige Ergänzung, um eine Entscheidungsmöglichkeit zu schaffen“, so Scharrelmann.

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