Reiseverbote, abgeriegelte Städte, abgesagte Veranstaltungen: Das sind die täglichen Bilder, die das Fernsehen aus China liefert. Die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren und an der durch den Erreger ausgelösten Lungenkrankheit sterben, steigt trotz der weitreichenden Quarantänemaßnahmen. Die Sorge, dass sich das Virus auch in Deutschland ausbreiten und Menschen erkranken könnten, ist akut. Auch in Bremen hat die Gesundheitsbehörde Vorkehrungen für diesen Fall getroffen. Referatsleiter Martin Götz, zuständig für den Infektionsschutz, hat am Freitag in der Gesundheitsdeputation über den aktuellen Stand der Dinge informiert.
„Derzeit gibt es keinen abklärungsbedürftigen Fall im Land Bremen. Das heißt: Wir haben keinen Patienten, der mit dem Verdacht auf eine Besiedlung mit dem Virus oder eine Infektion isoliert ist. Das kann sich aber stündlich ändern“, so Götz. „Und sollte dieser Fall eintreten, sind wir vorbereitet. Krankenhäuser, Arztpraxen, die Gesundheitsämter in Bremen und Bremerhaven und der Rettungsdienst sind informiert, wie dann vorzugehen ist.“ Verdachtsfälle würden im Klinikum Bremen-Ost stationär aufgenommen und dort bis zu einem Labornachweis isoliert.
„Es gab bisher mehrere solcher abklärungsbedürftigen Fälle in Bremen und Bremerhaven, sie haben sich aber glücklicherweise als negativ herausgestellt“, so Götz. Angesichts der Bilder aus den Epidemie-Zentren in China sei es absolut nachvollziehbar, dass sich die Menschen auch in Deutschland Sorgen machten. „Allerdings, und darüber sind wir sehr froh, geht die Bevölkerung auch in Bremen eher gelassen damit um und verfällt nicht in Panik. Unsere Hauptaufgabe ist es, Sachlichkeit zu bewahren – aber auch keine Fehler zu machen und auch nicht zu bagatellisieren“, betonte der Referatsleiter.
Auf Informationen aus China angewiesen
Die Behörde stehe täglich per Mail und in Telefonkonferenzen mit dem Bundesgesundheitsministerium und dem Robert-Koch-Institut in Berlin in Kontakt, um sich über die aktuelle Lage, den Zustand der Patienten in Deutschland, bei denen das Coronavirus nachgewiesen worden sei, sowie neueste Erkenntnisse über den Erreger auszutauschen. „Was dies betrifft, sind wir aber leider auf unvollständige und schwer einzuordnende Informationen aus China angewiesen“, so Götz. „Das macht die Sache unangenehm, vor allem auch im Hinblick auf das Virus selbst. Es gibt im Grunde keine Kommunikation mit den Wissenschaftlern vor Ort.“ Dies erschwere auch die Erforschung eines Impfstoffs.
Anlass zur Sorge gäbe es, sollte das Virus mutieren. Derzeit gebe es dafür jedoch keine Anzeichen, betonte der Bremer Infektionsschutz-Experte. „Was man außerdem inzwischen weiß: Bei den Erkrankten handelt es sich vorwiegend um ältere Menschen, die bereits Vorerkrankungen hatten. Und im Moment spricht alles dagegen, dass allein die Präsenz eines Infizierten in einem Raum für eine Übertragung ausreicht.“ Diese Befürchtung hatte es in der betroffenen Firma in Bayern gegeben.