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Erst Hitze, dann Regen Wie sich Zoos, Tiergehege und Landwirte auf Klimawandel einstellen

Menschlich, wie Tiere mit Hitze umgehen: Mancher Eisbär räkelt sich gern in der Sonne, und Rinder können kalte Zugluft nicht leiden. Ein Überblick in Zoos, Tiergehegen und bei Landwirten.
05.08.2023, 05:00 Uhr
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Wie sich Zoos, Tiergehege und Landwirte auf Klimawandel einstellen
Von Justus Randt

Im Zoo am Meer Bremerhaven ist das Wetter kein Thema, der Klimawandel aber durchaus. Den frei in der Arktis lebenden Artgenossen der Eisbärinnen Valeska, Anna und Elsa schmilzt schließlich die Lebensgrundlage unter den Pfoten weg. „Das Meereis taut, das Eis ist aber wichtig für die Robben, die eine große Rolle als Futter für die Eisbären spielen“, sagt Bastian Lange, Tierarzt und Kurator des Zoos. Wenn sich die Robben rar machen, hat das zur Folge, „dass sich die Eisbären im Sommer keinen Speck für den Winter anfressen können“. Im Zoo dagegen mögen es manche Eisbären heiß: Lloyd, der Vater der Zwillinge Anna und Elsa, der inzwischen in einem ungarischen Zoo lebt, „fand es toll, sich in der Sonne zu rekeln“, erinnert sich Lange. „Er hat es da ganz mit den Schimpansen gehalten.“

Verglichen mit den Unbilden der Natur stelle der Zoo einen geschützten Lebensraum dar, sagt Nicole Tönjes, die Sprecherin des Zoos am Meer. Tiere würden dort "wie in einer Art Arche Noah gehalten, um ihren Genpool zu erhalten". In internationalen sogenannten Erhaltungszuchtprogrammen werde versucht, bedrohten Arten zu Nachwuchs zu verhelfen. Der Bremerhavener Zoo ist Mitglied in diversen solcher Programme, unter anderem für Eisbären, Schimpansen, Kaiserschnurrbarttamarine, Humboldtpinguine, Basstölpel und Keas.

Wenn es warm wird, hätten die Zoobewohner kein Problem, sagt Bastian Lange:  „Die Zootiere kommen ja aus unseren Breiten, die sind hier geboren und aufgewachsen.“ Manche sind empfindlicher. „Die machen es wie wir Menschen, sie suchen Schatten und bewegen sich so wenig wie möglich“. Das könne dazu führen, dass Besucher enttäuscht sind, weil sie dann an heißen Tagen wenig von den Tieren sehen.“ Viele Gehege böten ohnehin direkten Zugang zum Wasser, Rückzugsmöglichkeiten hätten alle Tiere, aber viele wollten gar nicht in den Schatten, weiß der Tierarzt. Futtereisbomben, mit denen sich die Tiere möglichst lange beschäftigen sollen, verschafften dann die nötige Abkühlung. „Viele können sich gut anpassen, Füchse zum Beispiel haben ein Sommer- und ein Winterfell.“ Und der eine oder andere Eisbär eben.

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Sonne und sommerliche Hitze, wenn sie sich denn einstellen, können aber auch heimischen Tieren zu schaffen machen. Zum Beispiel Bernhard Kaemenas Milchkühen im Blockland. Das Wohlbefinden ist auch im Stall und auf der Weide eine individuelle Angelegenheit. „Die optimale Wohlfühltemperatur der Rinder liegt fünf Grad über der des Menschen“, weiß der Biobauer, der sich selbst bei 19 Grad Celsius am wohlsten fühlt. Bei Wetterextremen beobachtet er die Herde besonders genau. „Wenn sie entspannt aussieht, ist alles gut.“

Noch vor 40 Jahren habe man isolierte Ställe gebaut. „Heute ist das alles eher luftig, mit Jalousien rechts und links und dem Dach als Sonnenschutz“, sagt Bernhard Kaemena. Im Sommer hätten die Tiere mittags Zugang zum Stall, um Schatten zu finden. „Den gibt es aber auch unter den großen Bäumen, die hier auf allen Höfen stehen.“ Wenn es sehr heiß ist, gibt es eine Dusche aus fein vernebeltem Wasser. „Damit können die wunderbar die Temperatur regulieren“, sagt der Landwirt. Aber Vorsicht: „Kalte Zugluft ist den Rindern sehr unangenehm.“

Den Schafen kann man nicht viel helfen.
Julia Fischer

Im Tiergehege des Bürgerparks leide niemand besonders in Phasen großer Hitze, versichert Tierpfleger Christian Panhorst: „Die Tiere sind ganz gut angepasst. Esel zum Beispiel stammen ja aus heißen Regionen.“ Wichtig sei, dass die Schweine ihre Suhle hätten, um sich in eine schützende Schlammschicht zu hüllen. Eine Ausnahme seien höchstens die Schafe: „Die liegen im Schatten und warten, bis es Abend wird.“

„Den Schafen kann man nicht viel helfen“, sagt auch Julia Fischer, Sozialpädagogin bei der Stadtteilfarm Huchting. „Denen kann man höchstens einen Lüftungsschlitz in die Wolle rasieren, das bringt aber nicht viel.“ Mit dem sich wandelnden Klima werde es beispielsweise immer schwieriger, den richtigen Zeitpunkt für die Frühjahrsschur zu finden. Oft sei es Ende März und Anfang April schon heiß, dann werde es wieder kalt – zu kalt für Pizarro, Flohrentine, Sprout, Polly, Betty und Vita, um als Schaf ohne Wolle unterwegs zu sein.

Die Pferde und Esel hätten eher das Sommerproblem, dass die Weiden entweder verdorrt oder vermatscht seien, sagt Julia Fischer. Die ebenfalls geschorenen Alpakas Rasmus, Manni, Sid und Chico, deren Artgenossen in Südamerika zu Hause sind, kommen besser mit trockener Hitze zurecht. Die Hühnerschar kühlt sich in selbst gescharrten Sandkuhlen ab. Ein bisschen wie die Schweine, deren Suhle aber feucht ist. Bei den besonders rosafarbenen Exemplaren Trüffel und Fanny reicht der Schlamm unter Umständen nicht aus. Gegen drohenden Sonnenbrand werden sie vorsorglich mit Kindersonnencreme eingerieben.

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