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Jubiläum in Bremen "Wir machen hier Service"

Jörg Goldstein feiert 25-jähriges Bestehen seines Geschäfts "Goldi‘s Fahrradshop" in der Vahr und setzt auf Bewährtes
01.08.2018, 16:15 Uhr
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Von CHRISTIANE MESTER

Der Schriftzug "20 Jahre" oben links am Schaufenster muss noch runter, denn in zwei Tagen feiert Goldi‘s Fahrradshop bereits sein 25-jähriges Bestehen. Schon wieder sind fünf Jahre um. Zu seinem Laden kam Inhaber Jörg Goldstein im Alter von 36 Jahren. Und das ganz und gar zufällig, erzählt er. „Mit Fahrrädern hatte ich eigentlich gar nichts am Hut“, sagt der heute 61-Jährige im Rückblick.

Angefangen hat damals alles im Laden gleich nebenan. In den alten Räumlichkeiten eine Hausnummer weiter sei die Fläche nur halb so groß gewesen, erzählt Inhaber Jörg Goldstein. „Wir brauchten dringend mehr Platz und dann haben wir einen Tausch mit dem Friseur gemacht.“ Wie sich das bis dahin flächenmäßig überhaupt bewerkstelligen ließ, ist eigentlich kaum vorstellbar. Augenscheinlich betrachtet reicht der Platz schon an der aktuellen Adresse Schneverdinger Straße 2c kaum aus. In die Werkstatt passen zwei aufgebockte Räder und ein Mitarbeiter. Vorausgesetzt, der dringt bis dahin überhaupt durch. Auf dem Mittelgang wandeln Angestellte und Kunden auf schmalem Grat.

Im Verkaufsraum stehen links die gebrauchten, rechts die neuen Räder und in zweiter Reihe sammeln sich die Reparaturaufträge. Werden die gemachten Räder von den Besitzern nicht zügig abgeholt, sagt Goldstein, kann der Durchgang vom Eingang zur Kasse bis hin zur Werkstatt schon mal zum Hindernislauf werden. „Rein, rauf, runter, raus“, das sei ihm persönlich eigentlich die liebste Variante. Nicht immer spielen die Kunden mit, meint er, „dann wird es eng".

Erzählt Jörg Goldstein von der Anfangszeit, wird schnell klar: Einen Fahrradladen zu eröffnen, kam in der Lebensplanung des damals Mitte 30-Jährigen nicht vor. Er habe Speditionskaufmann gelernt und arbeitete später bei einer Reederei. 1993 rief ihn ein Bekannter an und berichtete ihm von der bevorstehenden Geschäftsaufgabe zweier Vereinskollegen. „Was habe ich damit zu tun?“, habe er noch zurück gefragt, so Goldstein. Kurz darauf war er der neue Inhaber des Radladens an der Schneeverdinger Straße. „Ich bekam eine Finanzspritze von meinem Vater und dann ging es auch schon los.“

Seine Stelle bei der Reederei wollte er allerdings nicht aufgeben. Das Geschäft mit den Fahrrädern habe er eher als zweites Standbein betrachtet. So steuerte der Vater letzten Endes nicht nur das Geld bei, sondern fand sich kurz darauf selbst im Laden wieder. Ein befreundeter Rentner half dabei, das Geschäft zum Laufen zu bringen, erzählt Goldstein. Inzwischen hat er zwei Mitarbeiter, von denen einer in Vollzeit im Laden steht und gleichzeitig die Reparaturen abarbeitet. Der andere springt ein, wenn Not am Mann ist. Goldstein selbst ist nach wie vor in seinem alten Job bei der Reederei. Seine Arbeitszeit hat er nur in kleinen Schritten reduziert. „Ich bin von fünf auf vier Tage runter gegangen und schließlich auf dreieinhalb.“ Dabei blieb es.

Die „Otto-Normal-Räder“, sagt Goldstein, laufen bei ihm am besten. Von ausgefallenen Mountainbikes und Rennrädern habe er sich im Laufe der Jahre ganz verabschiedet. „Wir führen City- und Trekkingräder“, bringt er das Angebot kurz und bündig auf den Punkt. Und auch beim Zubehör konzentriert er sich eher auf das Wesentliche. Neben Reifen und Schläuchen gibt es hauptsächlich Fahrradkörbe, Schlösser und Kleinteiliges im Laden. Goldstein zeigt einen Hersteller-Katalog, von denen er ständig neue bekommt, wie er sagt. „Mehr als 1600 Seiten sind das, und etwa 40 Artikel pro Doppelseite. Rote Körbe, grüne Körbe, gelbe – und das alles wieder in zig verschiedene Formen und Ausführungen – das kann ich mir doch nicht alles in den Laden stellen!“

Dass die Kunden heutzutage eine große Auswahl wünschen, sei ihm durchaus bewusst. Goldsteins Kommentar dazu klingt allerdings völlig unbesorgt: „Dann müssen sie da hingehen, wo das angeboten wird. Wir machen hier Service.“ Wofür die Leute sich bei den Rädern entscheiden, sehen er und seine Mitarbeiter täglich in der Werkstatt. „Wenn was kaputt ist, kommen die Leute damit zu uns. Bei den Reparaturen können wir preislich mit den Großen mithalten“, ist Goldstein sicher. Die Entwicklung in der Branche verfolgt er seit Jahren – wenn auch nicht immer nur auf eigenes Betreiben. „Als die Baumärkte und Discounter anfingen Räder anzubieten, kam mein Vater andauernd mit den Prospekten zu mir. 199 Mark – oder waren das schon Euro? Jedenfalls unglaublich billig und keine Qualität.“ Diese Feststellung reichte ihm aus. Damals wie heute.

Fahrräder werden mittlerweile auch im Internet angeboten, aber auch die Konkurrenz aus dem Netz lässt Goldstein kalt. Angesichts einer solchen Entwicklung mit einem eigenen Online-Shop aufzuwarten, das sei nicht sein Ding. Der Laden hat auch keine eigene Website. „Wir hatten mal überlegt eine Internetseite zu machen, aber was soll ich da schreiben?“, fragt er rhetorisch. Einzig und allein der Handel mit den Gebrauchträdern ist ein Geschäftsfeld, das ihn perspektivisch interessiert. „Wenn ich mal mehr Zeit habe, dann werde ich mich darauf konzentrieren“, sagt er. „Rumfahren, einkaufen, Instand setzen und wieder verkaufen“ – wie das im Einzelnen laufen soll, hat er bereits im Kopf. Einen möglichen Nachfolger für seinen Laden hat Jörg Goldstein dagegen nicht im Blick. „Das werden wir dann sehen“, sagt der 61-Jährige. „Am 4. August feiern wir nun erst mal 25-jähriges Bestehen.“

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