Ein Winzer-Speeddating hat es wohl bis jetzt noch nicht gegeben in Bremens oberer Rathaushalle. Es musste wohl erst bis zum Sonntagvormittag dauern, bis so etwas auf der Feier zum 250. Geburtstag des Bremer Weinhändlers Eggerssohn stattfindet. Da mussten im Schnelldurchlauf die Winzer Tobias Krämer aus Rheinhessen, Andreas Diehl aus der Pfalz und Andreas Ambs vom Kaiserstuhl Fragen von Roland Kanwicher beantworten. Die erste lautete an Tobias Krämer: "Wie überzeugst Du einen Pfälzer von einem Rheinhessen-Wein?" Krämer antwortete diplomatisch: "Es ist egal, ob der Wein aus Rheinhessen oder aus der Pfalz ist, Hauptsache wir alle zusammen bringen den Wein nach vorn – da ist es egal, aus welcher Region der Wein kommt."
Extra für das Firmenjubiläum waren Winzer aus Spanien und Portugal sowie aus Südafrika und Chile angereist – und sie alle waren beeindruckt vom Bremer Rathaus und der Oberen Rathaushalle. Denn auch wenn sie schon mehrmals in Bremen aufgrund ihres Geschäfts waren und immer gern hierher kommen, waren sie noch nie in dem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert. Winzer Paul Clüver aus Südafrika, dessen Familie deutsche Wurzeln hat und ursprünglich aus der Verdener Ecke kommt, machte deutlich, warum man mit Eggerssohn zusammenarbeitet: "Es sind die gleichen Werte und das gleiche Verständnis für das, was wir machen." Der Franzose Philippe Antony von der mehr als 750 Jahre alten Cognac-Firma Frapin, also einer der ältesten Cognac-Destillerien Frankreichs, sagte es in seiner Rede so: "Über die Jahre sind aus Geschäftspartnern Freunde geworden." Die Winzer und Destillerien, die im Rathaus an diesem Sonntag versammelt waren, brachten es zusammengerechnet mit Eggerssohn auf mehr als 1000 Jahre Firmengeschichte. Sie alle verbindet bereits teils über Generationen der Kontakt zu Eggers & Franke und zu Eggerssohn, die wiederum die edlen Tropfen in die Gastronomie und den Fachhandel bringen.
Zwei Bremer Unternehmen älter als Eggerssohn
Bremens Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht wiederum stellte klar, dass es in Bremen nur wenige Unternehmen gibt, die es auf mehr Jahre bringen als Eggerssohn: "Den Weinhändler Ludwig von Kapff, der ja mit zur Eggers-&-Franke-Gruppe gehört, gibt es seit 1692, und die Bremer Raths-Apotheke existiert seit 1532." Das Unternehmen von Johann Eggers geht auf das Jahr 1773 zurück. In den Folgegenerationen gab es so einige Söhne, die ebenso mit Vornamen Johann hießen. Einer von ihnen wurde sogar 1876 Präses der Bremer Handelskammer.
Da war es dem Präses ein persönliches Anliegen, die Jubiläumsurkunde persönlich vorbeizubringen. In seiner Rede betonte Dubbers-Albrecht außerdem, wie sich Eggerssohn die Werte des ehrbaren hanseatischen Kaufmanns über die Jahre bewahrt hat: "Da gilt ein Handschlag, und da gilt ein Wort. Und auch wenn die ganze Eggers-&-Franke-Gruppe inzwischen Teil von Rotkäppchen-Mumm ist, ist diese Identität erhalten geblieben. Bei anderen Firmen, die jetzt Tochter eines internationalen Unternehmens sind, ist diese Identität verloren gegangen." Der Präses schenkte der Eggerssohn-Geschäftsführerin Susanne Scheichl außerdem eine Flasche Bordeaux-Wein aus dem Jahr 1977. Es war ein Rotwein, der auch die Wahl zum Schafferwein geschafft hatte.
Nach dem Festakt im Rathaus ging es für die mehr als 150 Gäste über den Marktplatz durch die Böttcherstraße zum Martinianleger auf das Schiff "Gräfin Emma". Man erkannte die Feiergesellschaft am Glas in der Hand. Das sollte nämlich jeder mitnehmen, um auch auf dem Schiff ein Glas zum Anstoßen zu haben. Mit der Gräfin Emma ging es flußabwärts in den Europahafen, wo die Lieferanten, Kunden, Freunde und Bekannte bis in den Abend die Feier zum 250. Geburtstag fortsetzten und einmal mehr "Sehr zum Wohle" sagten.