Ein Paukenschlag unmittelbar vor der Bremer Bürgerschaftswahl am kommenden Sonntag: Der Bau des Wesertunnels steht auf der Kippe und damit die gesamte A 281. Nach Informationen des WESER-KURIER wird der Tunnel rund 400 Millionen Euro mehr kosten als veranschlagt. Diese Steigerung akzeptiert der Bund bislang nicht. Bleibt es bei dieser Haltung, kann die Autobahn nicht zu Ende gebaut werden – mit weitreichenden Folgen unter anderem für die Anbindung der Häfen, des Güterverkehrszentrums und des Stahlwerks von Arcelor Mittal. Außerdem gäbe es keine Entlastung für den innerstädtischen Verkehr und keine zusätzliche Alternativroute für die beiden Weserbrücken, die dringend saniert werden müssen.
Aus einem internen Dokument, das dem WESER-KURIER vorliegt, geht hervor, dass der Wesertunnel jetzt mit 773,45 Millionen zu Buche schlägt. Im September waren für das Projekt noch 384,95 Millionen berechnet worden. Die Differenz wird in dem Papier so erklärt, dass die erste Kostenberechnung anders als die zweite nicht in die Zukunft gerichtet gewesen sei. Die jüngste Schätzung bezieht sich auf eine angenommene Steigerung der Baukosten bis Mitte 2028. Die Autobahnbaugesellschaft Deges hatte diese Entwicklung offenbar vorhergesehen und im vergangenen Jahr einen Risikoaufschlag von 300 Millionen Euro angemeldet. Ohne Erfolg. Der Bund lehnte das ab.
Das Dokument stammt aus dieser Woche und dient als Grundlage für die weiteren Verhandlungen über die A 281. Es nimmt Bezug auf das Ergebnis einer Ausschreibung von Ende April und stellt die Vorteile des ausgewählten Angebots heraus. Unter anderem lasse sich die Bauzeit erheblich reduzieren, laut Angebot um 505 Kalendertage. Die Tunnelelemente würden außerhalb hergestellt und nicht mehr vor Ort, wie bisher vorgesehen. Damit entfalle das Risiko, dass die Arbeiten durch ein Hochwasser gestört werden könnten. Als weiteres Plus wird in dem Papier das mehrstufige Ausschreibungsverfahren erwähnt. Nach dem engen Austausch mit den Bietern könne ziemlich sicher davon ausgegangen werden, dass es später nicht zu zeitintensiven Abstimmungsprozessen komme.
A 281 soll Eckverbindung zwischen A 1 und A 27 sein
Die A 281 soll als nordwestliche Eckverbindung zwischen der A 1 und der A 27 auf bremischem Stadtgebiet dienen. Sie ist mit einer Länge von rund 17 Kilometern und sieben Anschlussstellen geplant. Der Wesertunnel soll im Absenkverfahren gebaut werden – anders als der Tunnel zwischen Dedesdorf und Kleinensiel in der Wesermarsch, der vor 20 Jahren im Bohrverfahren entstand. Beim neuen Tunnel werden die Trogbauwerke nach Stand der Planung durch einen Einschwemmkanal, für den der Deich geöffnet wird, unter den Fluss gebracht. Das Teilstück der insgesamt etwa 17 Kilometer langen A 281 ist mit einer Länge von 1095 Metern vorgesehen.
In dem Dokument der Planer wird auf die aus ihrer Sicht überragende Bedeutung der Weserquerung hingewiesen. Sie sollte auf jeden Fall verwirklicht und besser auch nicht verschoben werden, heißt es in dem Papier. "Die A 281 wirkt nur dann verkehrlich vollständig, wenn die bisher realisierten Bauabschnitte mit der A 27 verbunden werden", so wörtlich. Nur mit dem Tunnel könnten in Bremen stark frequentierte Straßenzüge entlastet und große Verkehrserzeuger an das überregionale Straßennetz angebunden werden. Außerdem sei für die A 281 bereits viel Geld ausgegeben worden. Grunderwerb und Bau hätten für die schon realisierten Abschnitte rund 350 Millionen Euro gekostet. Der Aufwand für den Tunnel, der seit 2019 vorbereitet wird und im Jahr 2028 fertig sein soll, liege bisher bei etwa 116 Millionen Euro.
Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hat die Entwicklung überrascht. "Es wäre absurd, sollte hinter dem Tunnel ein Fragezeichen gesetzt werden", sagt die Senatorin. Sie habe sich bei der A 281 stets dafür eingesetzt, die letzten Lücken zu schließen, um den Ring perfekt zu machen – unter anderem, um das Güterverkehrszentrum als Logistikdrehscheibe mit Tausenden Arbeitsplätzen endlich besser anzubinden. "Ein Treppenwitz, wenn das nicht passiert, dann hätte man sich die A 281 ganz sparen können", erklärt Schaefer.