Das Filialnetz der Banken in der Stadt dünnt sich immer weiter aus – auch, weil sich das Kundenverhalten verändert hat und aus Kostengründen. Gerade ältere Menschen trifft die Schließung eines Standorts aber. Und so gibt es deshalb oft Unmut. Im Fall der Postbank sorgte jedoch der Abschied selbst für Ärger. Eigentlich sollte der Standort im Einkaufszentrum Berliner Freiheit am 1. August noch geöffnet sein. So berichtete es vor einigen Wochen auch der WESER-KURIER. Die Filiale sollte danach aufgegeben werden. Vor einer Woche standen die Kunden allerdings schon vor verschlossenen Türen.
Heidi Folkmer wollte die Filiale an diesem Tag besuchen, um ihre Mutter beim Geldabheben zu begleiten. "Da waren ganz viele ältere Menschen. Alle waren fassungslos", sagt Folkmer. In einem Kundenschreiben sei die Öffnung am Montag doch angekündigt worden: "Deswegen waren die Leute so wütend." Einen Hinweis an der Filiale zu möglichen Alternativen habe es nicht gegeben, über die Hotline des Unternehmens sei niemand zu erreichen gewesen.
Grundsätzlich hält es Heidi Folkmer für problematisch, dass Banken sich aus der Fläche zurückziehen. Manche Ältere könnten sich ohne Hilfe nicht mehr mit Bargeld zu versorgen. "Es haben nicht alle Kinder", sagt die Altenpflegerin. Geld am Automaten ziehen oder Onlineangebote nutzen – das sind aus ihrer Sicht keine Alternativen. "Das können ältere Menschen nicht." Ihnen fehle teils die Feinmotorik zur Bedienung der Geräte. Und die Geschwindigkeit der Abläufe sei ein Problem.
Die Tarmstedterin fuhr schließlich mit ihrer Mutter zur Postbank im Hansa-Carré. Dort angekommen habe es am Schalter aber nur einen Betrag von 500 Euro gegeben. Das sei für ganz Bremen, so habe man es ihr berichtet, an dem Tag das Limit bei der Postbank gewesen. Heidi Folkmer sagt über die Kette von Ärgernissen: "Das war zu viel."
Auf Anfrage bestätigt die Postbank, dass die Filiale am 1. August geschlossen gewesen sei. "Grund dafür waren kurzfristige Personalausfälle, die wir nicht ausgleichen konnten", erklärt Sprecher Oliver Rittmaier. Die Zeit sei leider zu knapp gewesen, die Kunden über den Ausfall kurzfristig zu informieren. "Es tut uns leid, dass Kundinnen und Kunden ihre Bank- und Postgeschäfte nicht wie geplant erledigen konnten." Über die Aufgabe der Filiale habe man rechtzeitig vor der Schließung informiert: per Aushang und persönlichem Anschreiben. Darin seien auch Alternativen zur Filiale genannt worden.
Engpässe bei der Bargeldversorgung
Und wie kam es zu den Problemen bei der Bargeldversorgung? Eine weitere Bremerin berichtete dem WESER-KURIER vergangene Woche, die Geldautomaten der Postbank in Hastedt, an der Domsheide und am Hauptbahnhof hätten kein Geld mehr gehabt. Rittmaier verweist auf die zuständigen externen Wertlogistiker. Sie seien für die Bargeldversorgung von Filialen und Geldautomaten sowie die Wartung der Geräte verantwortlich. "Wie in vielen anderen Branchen beobachten wir auch hier zunehmend Engpässe bei der Personalsituation dieser Dienstleister, dazu kommen die Nachwehen des Warnstreiks in diesen Unternehmen im Juli", sagt der Sprecher der Postbank. Dadurch könne es vereinzelt zu Verzögerungen bei Versorgungsfahrten oder Reparaturen kommen – und damit auch zu Leerständen. "Dies war auch in Bremen der Fall. "Die Geräte in Hastedt seien im Juli beispielsweise einige Zeit außer Betrieb und zuletzt nicht befüllt gewesen. In dieser Woche stünden die Automaten aber wieder zur Verfügung.
Aufgrund der Engpässe habe die Bremer Kundin auch nicht den gewünschten Betrag erhalten, sagt Rittmaier. Gemeinsam mit den Wertlogistikern arbeite man an Lösungen, um die Bargeldversorgung für die Kundinnen und Kunden an betroffenen Standorten schnellstmöglich sicherzustellen. Die Situation in Bremen habe sich bereits entspannt. Das Unternehmen entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten.
Auch die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) wies Ende Juli auf einen zunehmenden Personal- und Fachkräftemangel in der Branche hin. Die Unternehmen seien zurzeit bundesweit "mit nicht gekannten Personalengpässen und einem leer gefegten Arbeitsmarkt konfrontiert". Außerdem gebe es außergewöhnlich hohe Krankenstände und Ausbrüche von Corona. „In Folge der extrem angespannten Personal- und Krankenstandssituation kommt es leider bundesweit zu Leistungsstörungen", äußerte sich der Vorsitzende des BDGW Michael Mewes. Der gerade vereinbarte Lohntarifvertrag für die Branche werde aber bei der Anwerbung neuer Arbeitskräfte helfen.
Die Sparkasse Bremen teilte auf Anfrage mit, dass es bei der Bank "keinerlei nennenswerte Probleme" wegen des Streiks in der Geld- und Wertdienstbranche gegeben habe. "Unsere Bargeldversorgung ist gesichert und wir gehen davon aus, dass dies auch in Zukunft so sein wird", so Sprecherin Elke Heussler.