Flexibilität ist alles. Wenn sich die Aufträge ändern, ändern sich auch häufig die Arbeitsabläufe. Die Mitarbeiter, die bei Besecke in Bremen-Nord in der Fertigungshalle arbeiten, sind darauf eingestellt, ja selbst das Mobiliar ist es. Sämtliche Tische haben Rollen, damit man sie leicht verschieben kann. Notfalls lässt sich die ganze Halle komplett neu sortieren, wenn es ein Auftrag erfordert.
Momentan sind die Mitarbeiter aber nicht mit Umbauen beschäftigt, sondern sitzen konzentriert an ihren Tischen. Vor ihnen liegen weiße Kästen aus denen Kabel herausschauen. Die Aufgabe der Mitarbeiter: Die Kabel mit den Schaltanlagen verbinden. "In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich hier viel verändert", sagt Geschäftsführerin Sonja Foremny.
Sie selbst ist erst seit etwa zwei Jahren bei Besecke in Burglesum und spricht davon, dass sich die Firma von "einem Handwerksunternehmen zu einem Industriedienstleister" entwickelt hat. So fertigen die Mitarbeiter heute etwa Schaltanlagen für Schiffe, entwickeln Software für Maschinen oder installieren Alarm- und Sicherheitssysteme. Kurzum: "Alles, was einen Stecker hat", wie Foremny es beschreibt, gehört zu den Aufgaben des Bremer Unternehmens.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Ankerwickelei gegründet, entwickelte sich das Unternehmen beständig weiter – und orientierte sich um. Die Wickelei gibt es schon lange nicht mehr. Heute liegen die Schwerpunkte des vormaligen Handwerksunternehmens bei den Maritimen Systemen, der Industrieautomation und im Service.
So produziert Besecke – das seit 1989 zur Lürssen-Gruppe gehört – unter anderem die Technik für Hochregallager oder kümmert sich um die Elektrik bei Förderanlagen für Partner wie Aldi oder Iglo. Auch auf hoher See ist Besecke mit seinen Schaltanlagen vertreten und somit verantwortlich für "alles Elektronische an Bord", wie Geschäftsführerin Foremny sagt.
Damit die Elektronik auch reibungslos funktioniert, arbeiten etwa 200 Mitarbeiter an drei Standorten in Bremen-Nord, Emden und Rostock. In der Fertigungshalle sind es allein zwischen 40 und 45. Die Mitarbeiter von Besecke produzieren aber nicht nur die Systeme, auch die Kontrolle, bevor der Schaltschrank zum Kunden geliefert wird, gehört zu ihren Aufgaben.
Service ist immer wichtiger geworden
"Hier geht nichts ungeprüft raus", sagt Foremny. Hinter einem durchsichtigen Rolltor schaut ein Mitarbeiter in einen Schrank. Zahlreiche Kabel führen von einem Ende des mannshohen Kastens zum anderen. Mit seinen Fingern streicht der Angestellte an einem Kabel entlang und überprüft, ob es richtig verbaut wurde.
Ist es richtig angeschlossen, kann er auf seinem Kontrollzettel einen Haken machen und das nächste Kabel prüfen. Es gebe eine 100-Prozent-Kontrolle, sagt Foremny. Weil kaum ein Produkt dem anderen gleiche, sei das sehr wichtig. "Wir sind immer noch eine Manufaktur." Doch auch nach dem Verkauf kann das eine oder andere Problem auftauchen, weswegen der Service für die Bremer Firma über die Jahre immer wichtiger geworden ist.
Geschäftsführerin Foremny gibt daher das Leitbild vor: "Ich verkaufe kein Produkt und lasse dann den Kunden allein." Zu den sogenannten "After-Sales" – also den Leistungen nach dem Verkauf – gehören etwa Umbauten oder Wartung. Denn: "Der Kunde will keine lange Ausfallzeit", sagt Foremny. Es gehe schließlich darum, ihn auch längerfristig an die Firma zu binden.
Das versucht das Bremer Unternehmen durch ein Komplettpaket. Alles aus einer Hand sozusagen – von der Beratung über das Erstellen von Konzepten und der Software bis zur Inbetriebnahme der Anlage und dem anschließenden Service. Und um diesen auch in Zukunft zu gewährleisten, bildet Besecke aus. Neben Technikern und Ingenieuren bietet die Firma im Bremer Norden auch eine kaufmännische Ausbildung an.
"Bei uns bekommt jeder Auszubildende einen Anschlussvertrag", sagt Foremny. Zusätzlich gebe es Weiterbildungen oder die Angestellten könnten Auslandserfahrungen sammeln. Etwa 15 Lehrlinge arbeiten und lernen derzeit im Betrieb. Aber nicht ausschließlich auf dem eigenen Gelände, denn ab dem zweiten Lehrjahr bleibt der junge Nachwuchs auf den Baustellen – fernab der Fertigungshalle.
Unter einem Dach vereint
Dort, wo früher das Wohnhaus des ehemaligen Besitzers stand, ragt seit etwa einem halben Jahr ein modernes Gebäude in die Höhe. Bodentiefe Fenster lassen viel Licht in den dreistöckigen Bau mit der weißen Fassade. Der Neubau befindet sich direkt nebenan und ist mit der Halle verbunden, die Lagerung und Fertigung der Elektronik unter einem Dach vereint. "So müssen unsere Mitarbeiter mit den Produkten nicht mehr quer über den Hof laufen", sagt Foremny.
Ein weiterer Vorteil sei, dass man auch im Winter im T-Shirt arbeiten könne. Denn die Mitarbeiter müssen lediglich einen Flur durchqueren, um an die nötigen Bauteile zu gelangen. Gelagert werden sie in einem vergleichsweise kleinen Raum. "Wir haben nur die Materialien vor Ort, die wir für das aktuelle Projekt brauchen", sagt die Geschäftsführerin. Falls ein großer Auftrag ansteht, ist das Lager frei für große und kleine Teile. Und nebenan können die Mitarbeiter dann wieder die Tische und Regale umstellen.