Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Alter Neustadtsgüterbahnhof Erste Mieter ziehen im Spätsommer ein

Vor einem Jahr lagen hier noch Schuttberge. Das Gelände des alten Neustadtsgüterbahnhofs heißt nun Spurwerk. Der erste Rohbau für Büros ist fertig, die Gewerbehallen bald auch. Was dort alles entstehen soll.
09.12.2022, 19:41 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Erste Mieter ziehen im Spätsommer ein
Von Florian Schwiegershausen

An einem früheren Bremer Schandfleck beginnt neues Leben. Die ersten Gebäude auf dem ehemaligen Neustadtsgüterbahnhof nehmen langsam Gestalt an. Wo Christoph Peper bei den ersten Begehungen des Geländes noch einen Haufen Müll und mittendrin Spritzbestecke sowie eine tote Katze vorfand, entsteht das neue Quartier mit dem Namen "Spurwerk", das die Neustadt mit Woltmershausen verbinden soll.

Der erste Rohbau für Büros steht, nebenan werden gerade die Gewerbehallen hochgezogen. Die ersten Mieter sollen voraussichtlich im Spätsommer einziehen. Zu ihnen gehört die Firma Sto, der Weltmarktführer für Wärmedämm-Verbundsysteme. Außerdem werden der Werkzeughersteller Würth einziehen, das Bremer Unternehmen Suding & Soeken, das mit seiner Marke Reesa Farben und Lacke weltweit vertreibt sowie der Elektro- und Sanitärgroßhändler Famo.

Heizen ohne fossile Brennstoffe

Was man bereits an einer Gewerbehalle erkennen kann: Durch eine Wand abgetrennt soll dort der Bereich für die Wärmerückgewinnung der Gebäude auf dem Gelände entstehen. Bei der Wärmeversorgung für das Quartier wird auf fossile Brennstoffe verzichtet. "Die Seite zur Bundesstraße soll gläsern sein, damit man von außen auch hereinschauen kann", sagt Peper. Das Spurwerk ist das erste Quartier Bremens, das bereits im Vorfeld mit dem Gold-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet wurde. "Bundesweit ist es erst das vierte Quartier mit dieser Auszeichnung", so  Peper. Entsprechend der Bauweise vergab Sparkassen-Vorstand Thomas Fürst im weihnachtlich geschmückten Rohbau vor 100 Gästen die Urkunde für den ersten "grünen Kredit", den das Geldinstitut jemals vergeben hat.

Lesen Sie auch

Baustaatsrätin Gabriele Nießen hätte auch beinahe in ihrem Fahrradkorb die drei Baugenehmigungen mitgebracht, die die bisherigen Teilbaugenehmigungen vervollständigen. Doch die wurden Peper & Söhne bereits am Morgen zugestellt. Sie würdigte in ihrer Rede die Bemühungen um klimaneutrales Bauen auf dem Gelände und versprach, dass sich beim "Spurwerk" die Spuren in die nördlichen Bereiche des Geländes durchaus fortsetzen sollen.

Vielleicht eine Berufsschule und ein Hotel

Peper und sein Team haben die groben Pläne entwickelt, was auf dem insgesamt neun Hektar großen Areal entstehen soll. Das könnte auch ein Hotel sein und im oberen Teil eine Berufsschule. Mit diesem Plan ist die Stadt Bremen an die Projektentwickler herangetreten. Ob daraus am Ende etwas wird, muss man sehen. Ansonsten bereitet der Investor einen Plan B vor. Geplant ist auf alle Fälle ein Parkhaus, das eher den Namen "Mobilitätshaus" verdient: Hier entstehen 400 Stellplätze für Autos mit E-Ladestationen, Carsharing, E-Bikes, Mietfahrrädern und einer Paketstation. Die Dächer der Gebäude werden begrünt sein oder sind mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.

Als Peper & Söhne vor gut einem Jahr mit dem Bau begannen, war die Welt aber noch eine andere. Peper, Anfang 30, sagte: "Bisher kannte ich aus meinem Berufsleben keine Zinsen." Baustaatsrätin Nießen erwähnte in ihrer Rede unter anderem auch die Lieferkettenprobleme, die Bauen derzeit nicht einfacher machten. Peper erinnert an den Januar dieses Jahres: "Da entfiel plötzlich die KfW-Förderung. Für uns bedeutet das einen zweistelligen Millionenbetrag mehr." Doch die Pläne waren fertig, trotzdem ging es weiter mit dem Projekt. Dennoch erlaubte sich Peper einen kleinen Seitenhieb gegen die Stadt: "Wären die bewilligten Bauanträge eher dagewesen, wäre es vielleicht noch etwas mit der Förderung geworden."

"Ein Herzensprojekt"

"Für uns als Bremer Investor und Projektentwickler ist das Spurwerk ein Herzensprojekt", so Peper. "Bei einem solchen Projekt wäre es schwieriger, wenn man das als Nicht-Bremer plant." Der Markt nehme den Flächenmix bereits sehr gut an. Wenn auch der Plan für die Begrünung rund um die Gebäude sowie einen Teich zum Verweilen stehen, ist für die weiteren Bauabschnitte in Richtung Weser alles noch in einer sehr flexiblen Form. Das hängt eben davon ab, wie sich der Plan mit der Berufsschule entwickeln wird. Die Idee dabei ist, dass durch die Mieter Leben von morgens bis abends sein soll – also kein Quartier, bei dem abends um 19 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Auch Gastronomie soll entstehen, Peper dachte anfangs auch über einen Tanzclub nach. Die Geräuschentwicklung sei dabei nicht das Problem: "Drumherum ist der Lärm wesentlich stärker als hier." 

Lesen Sie auch

Zur Sache

Das neue Quartier "Spurwerk"

Auf insgesamt neun Hektar treibt der Bremer Projektentwickler Peper & Söhne seine Pläne für ein modernes und nachhaltiges Gewerbequartier voran, das als Verbindung zwischen Woltmershausen und der Neustadt dienen soll. Der erste Bauabschnitt umfasst 40.000 Quadratmeter und befindet sich in der Realisierung. Gebaut wird die erste von vier Arbeitswelten, die sich vor allem an Büronutzer richtet. In den Erdgeschossen ist Platz für Gastronomie und Verkaufsräume. Der Totalunternehmer für den Bau der Gebäude ist die Goldbeck Nord GmbH. Um die Vermarktung der Flächen kümmert sich die Bremer Unternehmensgruppe Robert C. Spies.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)