Die Deutschen haben vergangenes Jahr so viel Ein- und Zweifamilienhäuser gekauft wie noch nie. Auch in Bremen und vor allem im Umland haben deutlich mehr Immobilien den Besitzer gewechselt – teilweise sogar ein Viertel mehr als 2017. Deutschlandweit ist die Zahl der Abschlüsse um 2,1 Prozent auf das Rekordniveau von 248.500 verkauften Häusern gestiegen.
Unterstützt wurde diese Entwicklung offenbar von einem politischen Instrument. „Das im vergangenen Jahr eingeführte Baukindergeld hat zu einem zusätzlichen Run auf Eigenheime geführt“, sagt Sebastian Wunsch, der für das Hamburger Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (Gewos) den Markt untersucht hat.
Unterstützung für Familien und Alleinerziehende
Beim Baukindergeld der Bundesregierung gibt es über einen Zeitraum von zehn Jahren insgesamt 12.000 Euro pro Kind für den Kauf oder Bau einer Immobilie. Politisches Ziel der im Herbst 2018 eingeführten Förderung ist es, Alleinerziehende und Familien in Zeiten stark steigender Immobilienpreise zu unterstützen. „Gerade im zweiten Halbjahr haben wir einen Ansturm auf Eigenheime gesehen“, sagt Wunsch. Das Baukindergeld habe bei vielen Käufen eine Rolle gespielt.
In Bremen und umzu war der Anstieg in der Gemeinde Weyhe mit etwa 25 Prozent am höchsten. Auch in Oyten (+18,4), im Landkreis Oldenburg (+16,7) und in Achim (+13,9) haben Ein- und Zweifamilienhäuser deutlich häufiger den Besitzer gewechselt als noch vor einem Jahr. „Die Entwicklung geht einher mit teilweise stark steigenden Kaufpreisen“, sagt Wunsch. Rückgänge gab es nur in den Landkreise Osterholz (-9,7) und Wesermarsch (-0,2). Der Experte führt das auf die gesunkene Zahl von Erstverkäufen von Neubaueigenheimen zurück.
In Bremen legten die Verkaufszahlen hingegen nur um 1,2 Prozent zu. Das sei aber keine Ausnahme, sagt Wunsch – die Preise in Großstädten seien mittlerweile sehr hoch, das Angebot knapp. So ist in Bremen etwa ein Einfamilienhaus 15,4 Prozent teurer als noch ein Jahr zuvor. Der Preis für Reihenhäuser legte um fast zehn Prozent zu. „Die Umlandkreise der großen Städte gehören traditionell zu den umsatzstärksten regionalen Eigenheimmärkten“, sagt Wunsch.
Auch Banken hatten zuvor von einer hohen Nachfrage nach dem Baukindergeld berichtet. Das Instrument ist aber nicht unumstritten: Kritiker bemängeln, es sorge nur für Mitnahmeeffekte, schaffe aber keine neuen Wohnungen. Wer kaufe oder bauen wolle, würde das auch ohne Baukindergeld tun.
Nachfrage nach Häusern ungebrochen
Deutschlandweit wechselten im Schnitt laut der Immobilienmarkt-Analyse von Gewos Eigenheime zum Preis von 267.000 Euro den Besitzer, ein Plus von 7,5 Prozent. Während die Nachfrage nach Häusern ungebrochen war, gingen die Käufe von Eigentumswohnungen 2018 zurück – wenn auch weniger stark als in den Vorjahren. Die Transaktionen sanken um 0,8 Prozent auf 313.000. Zugleich kletterten die Preise um 5,6 Prozent auf im Schnitt 210.500 Euro. Gerade in den Großstädten fänden Interessenten kaum Wohnungen, da auch der Neubau nur schleppend vorankomme, sagt Wunsch.
Unterm Strich sank die Zahl der Käufe in den zehn größten deutschen Städten deutlich um sechs Prozent, wobei Berlin mit einem Minus von 11,7 Prozent herausragte. Die Zahl der Wohnungsinserate auf Immobilienplattformen gehe bei hoher Nachfrage sukzessive zurück, sagt Wunsch. „Der Markt scheint nun vollends leer gefegt zu sein.“