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Mobilitätsservice der Deutschen Bahn Auch mit Gipsfuß problemlos Zug fahren

Wie der Mobilitätsservice der Bahn funktioniert – DB-Azubis aus Bremen und Hamburg haben ihn in einem Projekt den Reisenden vorgestellt.
02.07.2018, 20:21 Uhr
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Auch mit Gipsfuß problemlos Zug fahren
Von Florian Schwiegershausen

Der Mobilitätsservice bei der Deutschen Bahn? Das ist doch nur etwas für ältere Menschen! Ist es nicht, wie jetzt fünf Auszubildende der Deutschen Bahn aus Bremen und Hamburg verdeutlicht haben. Zwar haben sie in ihrem Projekt, das sie eigenständig auf die Beine gestellt haben, vor allem Senioren angesprochen, aber auch, wer wegen einer vorübergehenden Erkrankung oder Verletzung eingeschränkt mobil ist, kann sich vor der Zugfahrt bei der Bahn melden.

An diesem Morgen sind neun Senioren der Einladung der jungen Mitarbeiter gefolgt. Einmal pro Jahr sollen Bahn-Azubis ein Projekt entwickeln. Und da hatten sich die fünf Anwärter aus Bremen und Hamburg überlegt, Senioren näherzubringen, wie diese etwa eine Fahrkarte am Automaten buchen können, und Hinweise darauf zu geben, was sonst noch an hilfreichen Informationen und Einrichtungen am Bahnhof zu finden ist. Die Plakate dazu haben die Auszubildenden selbst gestaltet und eines davon neben dem Eingang zum Reisezentrum der Bahn im Bremer Hauptbahnhof aufgestellt. Außerdem haben sie dafür eigens gestaltete Flugblätter in der Bremer Innenstadt verteilt sowie in Apotheken und Buchläden ausgelegt.

Auf Kriegsfuß mit dem Fahrkartenautomaten

Die Tour startet an diesem Tag dort, wo es diverse Reisende gibt, die mit ihm auf Kriegsfuß stehen: am Fahrkartenautomaten. Geduldig erklären Lisa Cordes und Luca Tichy, wo man drücken muss, was man eintippen muss, und dass sich hier auch einfach nur Fahrverbindungen aufrufen lassen, die man sich kostenlos ausdrucken kann, um dann irgendwann später ein Ticket zu buchen. Das gefällt Thomas Wiedemann und seiner Frau Ulrike. Kurt Reiner Bürger wiederum nimmt von dieser Einführung in die Automaten-Technik mit: „Nun weiß ich, dass ich am Automaten genau die gleichen Preise und Angebote erhalte wie auch auf der Bahnseite im Internet.“ Das sei ihm vorher nicht ganz klar gewesen. Und während die jungen Bahn-Azubis das alles erklären, kommen immer wieder Fahrgäste vorbei und nutzen die Gelegenheit, eigene Fragen auf dem Weg zu ihrem Zug loszuwerden. Lisa Cordes und Luca Tichy, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, haben die Antworten parat. Sie zeigen ihren Gästen sogar kurz den Fahrkartenautomaten der Nordwestbahn – streng genommen ja eigentlich ein Konkurrenzunternehmen für ihren Arbeitgeber.

Weiter geht es zu den Schließfächern für Gepäck. Dahinter ein Raum, der so versteckt ist, dass ihn wohl die wenigsten Reisenden am Bremer Hauptbahnhof kennen dürften: das Fundbüro. Dort landen alle Gegenstände, die im Bahnhof vergessen oder liegen gelassen wurden. Was dagegen auf dem Bahnhofsvorplatz eingesammelt wird, kommt ins Bremer Fundamt oder zur Bremer Polizei.

Die Gruppe macht sich jetzt auf den Weg hoch zu Gleis 7. Hier zeigt Azubi Luca Tichy den interessierten Senioren, wie die Rampe funktioniert, mit der Rollstuhlfahrer vom Gleis aus auf die richtige Höhe der Waggontür gehoben werden, um so problemlos in den Waggon zu kommen. Wenn der Mobilitätsservice der Bahn rechtzeitig informiert ist, helfen die Mitarbeiter beim Ein- und auch beim Umsteigen. Sie sollten dann auch rechtzeitig wissen, wenn ein Zug in geänderter Wagenreihung in den Bahnhof einfährt – damit der in der Mobilität eingeschränkte Fahrgast dann auch an der richtigen Einsteigestelle steht. Die Mobilitätsservicezentrale ist täglich erreichbar unter der Telefonnummer 0180 / 6 51 25 12 oder per E-Mail unter der Adresse msz@deutschebahn.com. Je eher die Zentrale informiert ist, umso besser.

Gepolt auf die „Rotkäppchen“

Am Gleis haben die Azubis Lisa Cordes und Luca Tichy anfangs noch die rote Service-Mütze auf – noch aus Zeiten der Deutschen Bundesbahn nennt man diese Service-Mitarbeiter auf den Bahnsteigen liebevoll „Rotkäppchen“. Und darauf sind die Passagiere offenbar gepolt. Denn einer nach dem anderen stellt den jungen Mitarbeitern Fragen nach Tickets und weiteren Verbindungen, weil der Intercity nach Köln auf Gleis 8 aktuell 15 Minuten Verspätung hat. Lisa Cordes zückt fix ihr Handy und sucht mithilfe der Bahn-App die richtige Verbindung raus. Damit die Azubis ihre Mobilitätstour fortsetzen können, drückt der Ausbildungsleiter ihnen schließlich ihre roten Mützen in die Hand – und schon melden sich keine fragenden Passagiere mehr.

Nun können die Azubis auch erklären, dass die Rillen unten auf dem Boden Sehbehinderten mit Stock zur Orientierung dienen. Beim Fahrplan hat Ulrike Wiedemann eine Anregung an die jungen Bahn-Mitarbeiter: „Warum sind die Fahrpläne auf den Gleisen eigentlich immer hochkant. Für kleinere Personen ist es da schwierig, die Abfahrtzeiten im oberen Teil abzulesen. Kann die Bahn da nicht ein Querformat verwenden?“ Der Ausbildungsleiter erläutert, dass sich am Kieler Hauptbahnhof ein Azubi-Team damit beschäftigt.

Kooperation mit Hermes

Dann hilft ein weiterer Tipp der Azubis der Mobilität von Dieter Zimmermann weiter. Der 74-Jährige will demnächst mit seinem Elektro-Fahrrad entlang der Elbe und dann bis nach Prag fahren. Sein Fahrrad kann er vorher wie ein Gepäckstück aufgeben und an dem Ort, an dem seine Tour startet, abholen. Hier kooperiert die Bahn mit dem Versender Hermes, der dafür 27,90 Euro innerhalb Deutschlands pro Richtung verlangt. „Das mache ich auf alle Fälle“, freut sich der Rentner. Zuletzt dürfen die Senioren am Ende noch kurz denjenigen über die Schulter schauen, die die Bahnansagen an den Gleisen machen. Danach schwingt sich Dieter Zimmermann auf sein E-Bike und radelt davon. Und die Azubis freuen sich über all das Lob ihrer Gäste.

Bereits seit 2015 gibt es das Projekt MEGA – Management erlebt und gestaltet durch Azubis. Lisa Cordes, Luca Tichy und ihre drei Azubi-Kollegen waren dieses Mal ein Teil davon.

Info

Zur Sache

Fahrpreis erstatten lassen

Kunden der Deutschen Bahn sollten beim Buchen am besten immer eine Umsteigezeit von mindestens 15 Minuten einstellen. Das rät die Stiftung Warentest. So senken Kunden die Gefahr, den Anschlusszug zu verpassen - zumindest bei geringfügigen Verspätungen. Wer sich über Verzögerungen informieren will, nutzt am besten die DB Navigator App. Verspätete Züge sind keine Seltenheit, wie die Deutsche Bahn selbst einräumt. Im Mai zum Beispiel waren laut dem Unternehmen nur 75,8 Prozent der Fernzüge pünktlich am Ziel, also weniger als sechs Minuten später als laut Fahrplan. Wichtig für Kunden zu wissen: Wenn sich ein Zug verspätet, muss die Bahn einen Teil des Ticketpreises erstatten. 25 Prozent des Fahrpreises gibt es ab 60 Minuten Verspätung, 50 Prozent ab 120 Minuten. Entscheidend ist die Ankunftszeit am Zielort. Bei mehr als 20 Minuten Verspätung entfällt zudem die Zugbindung, Kunden dürfen dann alternative Züge nutzen.

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