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Auch wenn BKK Firmus erhöht Starker Zulauf für Bremens Krankenkassen

Auch Bremens Krankenkassen mussten den Zusatzbeitrag ordentlich anheben. Doch sie bleiben weiterhin günstiger als viele andere. Doch durch den hohen Zulauf muss eine der Kassen beim Beitrag wohl nachlegen.
03.03.2025, 05:00 Uhr
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Starker Zulauf für Bremens Krankenkassen
Von Florian Schwiegershausen

So stark ist der Zusatzbeitrag von Deutschlands gesetzlichen Krankenkassen lange nicht angestiegen. Der Schätzerkreis ging im vergangenen Jahr von einem Plus von 0,8 Prozent aus, am meisten erhöhte die Knappschaft Bahn See: Die älteste Sozialkasse Deutschlands verlangt seit Jahresanfang statt 2,7 Prozent nun 4,4 Prozent. Versicherte sehen sich nach Alternativen um – und finden diese seit Jahren in Bremen. Zwar mussten auch die HKK und die BKK Firmus ihren Zusatzbeitrag erhöhen, sie sind aber doch immer noch bundesweit mit die günstigsten Anbieter. Das hat Folgen.

Wie stark sind die Bremer Krankenkassen im Januar gewachsen?

Die HKK meldet einen ordentlichen Zulauf. „Allein im Januar ist die HKK um 12.300 Versicherte gewachsen, das entspricht einem Wachstum von 1,3 Prozent“, sagt Sprecherin Gabriele Nottelmann. Die AOK Bremen/Bremerhaven hat laut Sprecher Jörn Hons im ersten Monat netto 1013 Mitglieder hinzugewonnen. Zu den Bremer Krankenkassen gehört auch die BKK Firmus mit ihrem Verwaltungsstandort in Bremen. „Seit Mitte Dezember sind mehr als 200.000 Anträge bei uns eingegangen. Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl unserer Versicherten in den kommenden Monaten weiter signifikant erhöhen wird“, sagt Sprecher Christan Lang.

Wie hoch sind die Zusatzbeiträge?

Die Kosten für den Zusatzbeitrag teilen sich jeweils zur Hälfte Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Bei der BKK Firmus stieg er zum Jahresanfang auf 1,84 Prozent, die HKK liegt nun bei 2,19 Prozent, und die AOK Bremen/Bremerhaven gehört mit einem Zusatzbeitrag von 2,49 Prozent unter den AOKen der anderen Bundesländer zu einer der günstigsten. Weniger verlangt nur die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland mit 2,47 Prozent.

Worauf müssen Krankenkassen bei der Festsetzung des Zusatzbeitrags achten?

Krankenkassen müssen ihre Erhöhung gut kalkulieren, um nach Möglichkeit im laufenden Jahr nicht nochmals drauflegen zu müssen. HKK-Sprecherin Nottelmann: „Aus unseren Erfahrungen des sehr schnellen Mitgliederwachstums von mehr als 20 Prozent pro Jahr wissen wir, dass komplexe Verwaltungsbetriebe wie Krankenkassen nicht schnell genug hochskalieren und daher mit ihren Prozessen ins Straucheln geraten können.“ Bei zu schnell wachsenden Krankenkassen könne es zu weiteren Erhöhungen beim Zusatzbeitrag kommen.

So hat die BKK Firmus bereits eine weitere Erhöhung angekündigt. Wie hoch die ausfallen wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Gleichzeitig schaltet die Kasse in ihren Verbreitungsgebieten im Radio Werbespots zwecks Personalgewinnung.

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Wie wollen die Krankenkassen wachsen?

Die BKK Firmus hat angekündigt, in Oldenburg und in Essen ab April jeweils 100 Beschäftigte zusätzlich einzustellen. Außerdem bietet die Krankenkasse die Möglichkeit einer Viertagewoche bei 35 Stunden pro Woche an. Die Krankenkasse sucht für dieses Jahr noch Auszubildende. In Bremen arbeitet derzeit gut die Hälfte der aktuell 500 Angestellten.

Die HKK hat in Bremen in den vergangenen Jahren rund 750 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. „Auch künftig wird die HKK neue Arbeitsplätze hauptsächlich in Bremen aufbauen“, sagt die Sprecherin. Die 125 Beschäftigten in Oldenburg sind gerade erst in das vormalige Gebäude der Kaiserlichen Post umgezogen. Außerdem sucht auch die HKK noch Azubis.

Wie wechselt man die Krankenkasse?

Nach einem Jahr Zugehörigkeit zu einer gesetzlichen Krankenkasse darf man zu einer anderen wechseln. Dazu meldet man sich bei der neuen gesetzlichen Krankenkasse an, die sorgt dann für die Kündigung bei der alten Krankenkasse. Dabei besteht eine Kündigungsfrist von zwei Monaten zum Monatsende. Wer also zum Ende Februar gekündigt hat, kann zum 1. Mai bei einer anderen Krankenkasse Mitglied werden. Wenn die Krankenkasse den Beitrag erhöht, haben die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht. Wer in eine private Krankenversicherung wechselt, muss auch weiterhin selbst bei seiner gesetzlichen Krankenversicherung kündigen.

Worauf sollten die Versicherten achten?

Gerade die Verbraucherzentrale empfiehlt, die freiwilligen Zusatzleistungen genau zu vergleichen. So gibt es zum Beispiel bei den Bonusprogrammen oder bei Zusatzleistungen wie Zahnreinigungen unterschiedliche Angebote. Im Internet gibt es Portale, die die Zusatzleistungen vergleichen.

Was erwarten die Kassen von der neuen Bundesregierung?

AOK-Bremen-Vorstand Olaf Woggan er­wartet von der künftigen Regierung, dass sie die Weichen für ein spürbar leistungsfähigeres und effizienteres Gesundheitssystem stellt: „Dazu gehört eine Ausgabenpolitik, die sich an den Einnahmen orientiert – die also alles unternimmt, um zum Beispiel die hohen Arzneimittelkosten zu senken.“ Die Beitragszahler müssten von der Finanzierung von Aufgaben entlastet werden, die Sache der gesamten Gesellschaft sind. „Konkret müssen alle Steuerzahler die unbedingt notwendige Reform der Krankenhäuser mitfinanzieren – nicht nur die Beitragszahler der gesetzlichen Kassen, wie es derzeit vorgesehen ist.“

Die HKK fordert eine Stabilisierung der ­Finanzen, damit sich die Beitragsspirale nicht ungebremst weiterdreht. Ein wesentlicher Baustein dabei sei die Übernahme ­versicherungsfremder Leistungen durch den Steuerzahler. „Hierzu zählt in der gesetz­lichen Krankenversicherung insbesondere die Zahlung ausgabendeckender Beiträge für Versicherte im Bürgergeld-Bezug an den ­Gesundheitsfonds. Das allein würde die gesetzliche Krankenversicherung mit zehn ­Milliarden Euro jährlich entlasten“, rechnet die HKK-Sprecherin Gabriele Nottelmann vor.

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