Wie klimafreundlich und nachhaltig ist der Supermarkt, in dem man immer seine Einkäufe erledigt? Edeka möchte mit seinem Konzept "Auf Zukunftswegen" den Kunden aufzeigen, was in ihrem Markt nachhaltig ist. Sind es in der Summe genug Schritte, erhält der Markt ein entsprechendes Zertifikat. Das hat die Supermarktkette zusammen mit dem WWF entwickelt. Ziel ist es, den CO2-Fußabdruck zu minimieren.
Zu den ersten fünf Märkten, die diese Urkunde im Gebiet von Edeka Minden-Hannover erhalten haben, gehört der Standort im Weserpark sowie das Edeka-Center Maaß in Oberneuland. Vor Ort weisen ab jetzt Hinweisschilder auf dem Boden daraufhin, was in dem Markt klimafreundlich ist. Im Weserpark hat das Unternehmen sein neues Konzept vorgestellt.
Mehrwegverpackung und Gemüse aus der Region
So setzt der Markt auf möglichst viel Obst und Gemüse aus der Region sowie viele Bio-Artikel. "Das Bio-Sortiment soll nach und nach noch weiter ausgebaut werden", sagt Marktleiter Rainer Ehme. Quer durch den Markt findet der Kunde Mehrweg-Verpackungen. Am Eingang steht auch ein Holzwägelchen, wo er alle Artikel zentral findet. Außerdem gibt es Mehrwegverpackungen mit Pfand, die der Kunde wieder zurückbringen kann. Hier arbeitet Edeka mit einem Unternehmen zusammen.

Beim Edeka-Center Weserpark findet der Kunde an diesem Stand nahe der Information nun konzentriert alle Mehrweg-Verpackungen, die er kaufen kann - sowohl Mehrwegnetze für Obst- und Gemüse als auch Transportschalen.
Doch heißt mehr Nachhaltigkeit, dass zum Beispiel der Bio-Knoblauch nicht mehr aus Argentinien kommt. Dazu sagt Edeka-Sprecherin Miriam Pöttker: "Das ist dann unsere Aufgabe, dem Kunden zu verdeutlichen, dass es am Ende ein niedrigerer CO2-Fußabdruck sein kann, wenn zum Beispiel jetzt Weintrauben aus Südafrika kommen, als dass sie hier im Gewächshaus gezüchtet werden."
"Verschwende-nix-Box" im Kassenbereich
Ildem Ak ist im Markt ab jetzt verantwortlich für die Nachhaltigkeit - zusätzlich zu seiner Arbeit als Abteilungsleiter für Obst und Gemüse. Wo er mehrmals täglich etwas für die Nachhaltigkeit tut: Früchte und Knollen, die nicht mehr verkauft werden können, wandern zuerst ins Regal mit der "Verschwende-nix-Box" direkt im Bereich hinter den Kassen. Da liegen an diesem Vormittag nur noch sechs Bananen und vier Mandarinen. "Das habe ich gerade erst vor 45 Minuten aufgefüllt", sagt er. Die Kunden greifen also zu. Marktleiter Ehme ergänzt: "Ansonsten unterstützen wir auch die Raphaeloase von Schwester Deodata." Die katholische Gemeinde St. Raphael verteilt wöchentlich Lebensmittel an bedürftige Familien in Tenever. Selbstverständlich ist in dem Markt ebenso, dass alle Kühltheken mit Glastüren versehen sind und die Tiefkühlschränke und Truhen ebenso Schiebedeckel haben.

Nach 45 Minuten sind nur noch vier Mandarinen und sechs Bananen in den "Verschwende-Nix-Boxen".
Während das Center im Weserpark Teil von Edeka selbst ist, gehört das Center in Oberneuland dem Kaufmann Jürgen Maaß. Bei ihm hat es sechs Monate gedauert, bis sein Markt nach den neuen Maßstäben zertifiziert war. Dabei zählt er Beispiele auf, die der Kunde nicht sieht: "Ich habe hier im Markt eine Wärmerückgewinnungsanlage sowie eine Wärmepumpe." Auch die Aufschnittmaschinen an der Bedientheke sind umweltfreundlicher - sei es durch die Motoren und das sonstige Innenleben. Maaß ergänzt: "Außerdem läuft das Center mit Ökostrom - von den Kosten her macht das schon einen Unterschied zu herkömmlichem Strom, aber für mich ist das eine Frage der Haltung."
Zehn Prozent Rabatt mit eigenem Becher
An der Bäckertheke bei Maaß macht das Hinweisschild am Boden darauf aufmerksam: "Wer mit einem eigenen Becher ankommt, erhält zehn Prozent Rabatt auf das Heißgetränk." Allzu sehr möchte Maaß das aber nicht herausstellen, weil er gleichzeitig sagt: "Das Gebäude ist ja nun sehr neu und wurde nach dem, was heutzutage Standard ist, gebaut." Vor gut zwei Jahren hatte er den Markt eröffnet. Beim Obst und Gemüse setzt der Kaufmann auf Regionalität: "Die Süßkartoffeln kommen zum Beispiel aus Syke."
Maaß selbst könne als Kaufmann mit gutem Beispiel vorangehen, am Ende seien es aber die Kunden, die den Begriff Nachhaltigkeit mit Leben füllen müssen. "Ich sehe schon viele hier, die mit einem Mehrwegbeutel morgens die Brötchen holen", sagt er. In seinem zweiten Markt in Lemwerder könne er das inzwischen bei der Mehrheit der Kunden beobachten, die Obst und Gemüse einkaufen.
Rewe will bis 2040 klimaneutral sein
Allgemein gilt: Je neuer das Gebäude eines Supermarkts ist, desto einfacher ist es, bei Heizung und Kühlung klimafreundlich zu sein. Edeka-Konkurrent Rewe hat es erst vor wenigen Wochen kommuniziert: "Auf Kältetechnik entfällt mehr als die Hälfte des Energiebedarfs unserer Märkte." Bei dem Edeka-Konkurrenten gibt es ein solches Nachhaltigkeitszertifikat bisher nicht. Aber der Händler formuliert ebenso seine Nachhaltigkeitsziele: Die Verpackungen der Eigenmarken sollen bei Rewe und der Discountertochter Penny bis 2030 zu 100 Prozent umweltfreundlich sein.
Bis 2030 will Rewe außerdem bei den Lieferketten für die Eigenmarken die Treibhausgase um 15 Prozent reduzieren, und bis 2040 will das Unternehmen klimaneutral sein. Im Internet verweist Rewe dazu auf den aktuellen Nachhaltigkeitsbericht, den die Kunden auf der Internetseite des Unternehmens finden können. Was die Edeka-Märkte mit Zertifikat angeht, wird WWF alle zwei Jahre überprüfen, ob alle Schritte noch eingehalten werden.