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Schwaches Jahresergebnis für 2018 Automarkt in Bremen bricht ein

Das Autojahr 2018 ist in Bremen mit einem schwachen Jahresergebnis beendet worden: Ein Rückgang um 9,6 Prozent bei neuen Pkw sorgte für die schwächste Umsatzbilanz seit vier Jahren.
06.03.2019, 23:00 Uhr
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Automarkt in Bremen bricht ein
Von Peter Hanuschke

Der Neuwagenverkauf ist 2018 in Bremen im Vergleich zum Vorjahr um 9,6 Prozent zurückgegangen. In Niedersachsen gingen die Pkw-Neuzulassungen um 1,9 Prozent zurück. Für die Einbrüche macht der Landesverband des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen in erster Linie die Diesel-Debatten, Fahrverbote und Grenzwert-Diskussionen verantwortlich, die auf Verbraucherseite für Verunsicherung und Zurückhaltung beim Autokauf sorgen.

"Das Autojahr 2018 hat die Autohäuser und Servicebetriebe an der Weser massiv unter Druck gesetzt", sagt Hans Jörg Koßmann am Mittwoch bei der Präsentation der Zahlen. "Tagtäglich werden wir mit Informationen zu Grenzwerten, deren wissenschaftliche Basis infrage gestellt wird, mit Ankündigungen zur Hardware-Nachrüstung, die irgendwann starten sollen, mit der Drohung von Fahrverboten, die politisch und juristisch jetzt auf den Prüfstand kommen, verunsichert, sagt der Obermeister der Innung des Kfz-Techniker-Handwerks Bremen. Der Unmut steige.

Schwächste Umsatzbilanz seit Jahren

Weshalb der Rückgang beim Neuwagenkauf in Bremen wesentlich höher als in Niedersachsen ausgefallen ist, dafür hat der Landesverband für sich noch keine Erklärung gefunden. Genauso wenig dafür, dass der Rückgang bundesweit nur bei 0,2 Prozent liegt. Der Rückgang um 9,6 Prozent bei neuen und 3,4 Prozent bei gebrauchten Pkw sorgte für die schwächste Umsatzbilanz seit vier Jahren.

Mit dem Verkauf neuer und gebrauchter Pkw und Lkw sowie dem Service wurde nach Angaben des Landesverbands ein Umsatz von 1,57 Milliarden Euro (2017: 1,63 Milliarden Euro) erreicht. Insgesamt sind in Bremen und Bremerhaven im vergangenen Jahr 69 902 (Vorjahr: 73 813) Pkw, davon 20 436 Neuwagen, verkauft worden. Dies seien Verluste von 2172 Neu- und 2170 Gebrauchtwagen im Fachhandel und eine Umsatzeinbuße von etwa 69,2 Millionen Euro.

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Die Bilanz für die Betriebe des Kraftfahrzeuggewerbes an der Weser weise für Neuwagen einen Umsatz von 442 Millionen Euro aus. Gebrauchte Pkw generierten im Fachhandel an der Weser 430,5 (Vorjahr: 465,4) Millionen Euro. Karl-Heinz Bley, Präsident des Kfz-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen, beklagt Marktverzerrungen durch „Sondereinflüsse von innen und von außen“.

In Niedersachsen sind den Angaben Bleys zufolge im vergangenen Jahr insgesamt 1,14 (Vorjahr: 1,17) Millionen Pkw, davon 351 474 Neuwagen, gekauft worden. Dies seien Verluste im Handel von rund 30 000 Neu- und Gebrauchtwagen und eine Umsatzeinbuße von rund 400 Millionen Euro. Das ohnehin negative Neuwagengeschäft habe einen weiteren Makel durch die Tatsache, dass 27,9 Prozent aller Neuzulassungen bundesweit eigene Zulassungen von Herstellern und Handel gewesen seien. Bley: „Es ging mal wieder um Statistik-Kosmetik.“

Umsätze im niedersächsischen Markt steigen

In Niedersachsen liege die Quote der Eigenzulassungen deutlich über 30 Prozent. Trotz der Verluste im Neu- und Gebrauchtwagengeschäft für Pkw seien die Umsätze im niedersächsischen Automarkt gestiegen. Durch Zuwächse im Lkw-Geschäft und einem expansiven Service-Geschäft sei es gelungen, den Gesamtumsatz um 1,4 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro zu steigern.

Zum Thema Diesel-Tausch-Prämien sagt Bley, dass die Rabatt-Aktionen dafür gesorgt hätten, dass der Markt der preiswerten Gebrauchtwagen leergefegt sei. Zwei Konsequenzen habe dieses Spiel von Herstellern mit solchen Rabatten: Erstens sei der durchschnittliche Preis eines Gebrauchten im Privatmarkt um etwa 14 Prozent auf 7730 Euro gestiegen. Und zweitens fehle im Service ein Segment der wartungsintensiven Automobile. „Ich will hoffen, dass der betriebswirtschaftliche Spuk der Diesel-Tausch-Prämien bald ein Ende hat.“ Die Branchen-Krankheit „Rabattitis“ brauche keine Beschleuniger. „Wir gehen mit bescheidenen Erwartungen in das neue Autojahr.“

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Die Kfz-Innung Bremen und der Landesverband Niedersachsen-Bremen fordern, dass Auto-Hersteller, die manipuliert und betrogen haben, den beim Neukauf versprochenen Zustand herbeiführen und gegebenenfalls die Umrüstung bezahlen. „Dem Verbraucher irgendwelche Prämien-Gutscheine zu annoncieren, um beim selben Hersteller ein neues Fahrzeug zu kaufen, entspricht nicht meinen Vorstellungen von kaufmännischem Verhalten“, sagt Koßmann. Das Hickhack in der Politik lasse die betrogenen Käufer allein, schütze die Industrie und vertröste auf E-Autos.

In diesem Zusammenhang kritisierte der Obermeister der Kfz-Innung die einseitige Befürwortung von E-Mobilität als scheinheilig und unlauter. „Solange kein sauberer Strom, solange keine Batterie-Technologie mit akzeptablen Reichweiten, solange keine gute Ladeinfrastruktur, solange keine Chancengleichheit besteht – solange spreche ich von einer Ergänzungsmobilität, eine Ergänzung zum Verbrenner.“ Von der bremischen Elektro-Bilanz fühlt er sich bestätigt: Es gab 171 neu zugelassene Elektro-Pkw, was gerade einmal 0,8 Prozent Marktanteil bei den Neuzulassungen entspricht.

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