Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Kontoführungsgebühren Passen Bremens Kreditinstitute ihre Preise an?

In den vergangenen Jahren haben die Banken ihre Gebühren erhöht. Eine Umfrage zeigt, dass der Trend anhält. Wie gehen die Kreditinstitute in Bremen vor?
12.04.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Passen Bremens Kreditinstitute ihre Preise an?
Von Lisa Schröder

Viele Bankkunden müssen in absehbarer Zeit mit höheren Kontoführungsgebühren rechnen. Jede zweite Bank in Deutschland passt einer Umfrage zufolge in diesem Jahr ihre Preise an. „Konkret planen demnach 34 Prozent der Geldhäuser, die Gebühren für Girokonten zu erhöhen. 15 Prozent haben das dieses Jahr sogar schon getan“, berichtet das „Handelsblatt“ über die Ergebnisse der Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young unter rund 100 Banken und Sparkassen.

„Der Trend ist klar erkennbar“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Bremer Verbraucherzentrale, zu dem seit Jahren zu beobachtenden Gebührenanstieg in der Branche. Wann die Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht, sei nicht vorherzusehen. Die Finanzexpertin geht davon aus, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein dürfte. Wegen der Preisunterschiede lohne es sich, Kontomodelle zu vergleichen, empfiehlt Annabel Oelmann. So seien die Onlineangebote der Banken oft deutlich günstiger.

Lesen Sie auch

Die Bremische Volksbank plant für den Sommer die Einführung eines neuen Modells. Kunden sollen auf Grundlage von Punkten individuell Gebühren fürs Konto zahlen: Wer weitere Leistungen der Volksbank in Anspruch nimmt, etwa einen Immobilienkredit oder Angebote zur Altersvorsorge, zahlt weniger für sein Girokonto – quasi als Belohnung. Wird es für die Kunden dennoch teurer? „In der Summe wird es sicherlich zu einem Mehrertrag führen“, sagt Prokurist Thomas Trenz. Das sei für die Bank betriebswirtschaftlich notwendig. Die Preise steigen aber nicht für alle automatisch. Für einige „treue Kunden“ könnten die Gebühren geringer ausfallen.

Wie hält es der Marktführer in der Stadt? „Wir überprüfen in regelmäßigen Abständen die Kontoführungsgebühren für unsere Privatkundschaft“, teilt Nicola Oppermann, die Sprecherin der Sparkasse Bremen, mit. Derzeit seien keine Änderungen geplant. Auf dem Prüfstand stehe regelmäßig, ob Negativzinsen für Privatkunden auf höhere Guthaben erhoben werden müssen. „Aktuell gibt es jedoch keine konkreten Überlegungen, Guthaben auf Einlagenkonten mit einem Negativzins zu belasten.“ Eine Garantie, dass es dabei bleibe, gebe es nicht, so Nicola Oppermann.

Lesen Sie auch

Sind bei der Commerzbank in diesem Jahr Erhöhungen geplant? Können sie ausgeschlossen werden? „Letztendlich weder noch“, so Sprecher Thomas Kleyboldt. „Grundsätzlich gilt, dass wir den Markt beobachten.“ Von der Deutschen Bank heißt es zu den Kontomodellen ebenfalls: „Aktuell sind keine Änderungen geplant.“

Die Volksbank will mit ihren Kunden zum neuen Modell ins Gespräch kommen und besprechen, welche weiteren Leistungen jeweils sinnvoll sein könnten. „Das ist ein wesentlicher höherer Aufwand“, sagt Trenz. „Das ist es uns aber wert.“ Das Angebot namens Hausbank hätten bereits andere Volksbanken eingeführt. „Von ihnen gibt es positive Signale. Das wird von den Kunden gut angenommen.“

Verbraucherschützerin Oelmann sieht solche Tarife mit Anreizsystem allerdings auch kritisch. Ihrer Ansicht nach sollten Bankkunden immer frei wählen, welches Produkt am besten zu ihnen passt und sich nicht lenken lassen.

Ab wann gelten die neuen Gebühren bei der Genossenschaftsbank? Das hängt auch von den Kunden ab. Seit dem Urteil des Bundesgerichtshofs zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) in der Branche vor einem Jahr müssen Banken die Zustimmung ihrer Kunden zu Veränderungen einholen – auch nachträglich.

Bis heute ist dieser Prozess bei vielen Geldinstituten nicht abgeschlossen. Das trifft auch auf die Sparkasse Bremen zu. „Die Zustimmungen unserer Kundinnen und Kunden zu den AGB nimmt stetig zu“, sagt Nicola Oppermann. Angeschriebene Kunden sollen in den nächsten Wochen auch über Geldautomaten ihr Einverständnis geben können. Die Sparkasse hatte bereits 2018 neue Kontomodelle eingeführt.

Die Bremische Volksbank nahm ihre Gebührenerhöhung im vergangenen Jahr als Reaktion auf das Urteil des BGH wieder zurück – nach einem halben Jahr. Die Bank nimmt seither Einbußen in Kauf. Seit dem Sommer 2021 gelten die alten Tarife. Was dabei eine Rolle spielt: Das Einholen der Zustimmung ist umfangreich.

Auch bei der Commerzbank läuft der Prozess noch. „Bei den Kunden, mit denen wir gestartet sind, sind wir mit der Zustimmungsquote sehr zufrieden“, so Kleyboldt. Die Zustimmung liege aktuell bei mehr als 80 Prozent. Droht Kunden, die nicht eingewilligt haben, eine Kündigung? Das sei nicht beabsichtigt. „Es geht darum, die vertragliche Basis mit unseren Kunden rechtssicher zu gestalten.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)