In den vergangenen Jahren gab es für die Kontogebühren bei Banken eigentlich nur eine Richtung: Es ging weiter hinauf. Wer wissen möchte, ob es für ihn vielleicht günstigere Konditionen gibt, der muss genau hinschauen. Vor allem spielt dabei eine Rolle, wie das eigene Nutzungsverhalten aussieht. "Es gibt nicht das eine gute oder schlechte Konto", sagt Heike Nicodemus von Stiftung Warentest. "Das Konto muss zu einem passen."
Wie hoch sollten die Kontoführungsgebühren sein?
Aktuell kostet ein Girokonto im Jahr 108 Euro, ein von der Stiftung Warentest errechneter Durchschnittswert der Grundgebühren von mehr als 160 Banken in Deutschland. Einbezogen werden hier mehr als 400 Girokonten – auch kostenlose. "Ein Konto darf durchaus etwas kosten. Dahinter steht eine Dienstleistung", sagt Nicodemus, Projektleiterin für den Bereich Finanzen. Banken betrieben Filialen, beschäftigten Mitarbeiter.
Die Stiftung Warentest nennt als Orientierungswert einen Betrag von 60 Euro pro Jahr. 90 Konten bis zu dieser Grenze lassen sich im Vergleichstest derzeit finden. Kunden müssten aber für sich selbst entscheiden, wie viel sie ausgeben wollen, sagt Nicodemus. "Je besser aufgehoben und zufriedener ein Kunde bei einer Bank ist, desto mehr ist er bereit zu zahlen."
Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen setzt die Grenze zur Orientierung angesichts der Verteuerungen ein gutes Stück höher. "Konten bei Filialbanken sind kaum noch unter 100 Euro im Jahr zu bekommen", sagt er. Der Experte für Finanzdienstleistungen spricht von einer Preisspirale bei den Kontengebühren der Banken in den vergangenen Jahren.
Wie stehen die Bremer Banken im Vergleich da?
Nicodemus schaut auf ein Onlineangebot der Bremischen Volksbank. Die 70 Euro pro Jahr dafür seien in Ordnung. "Das ist nicht völlig überteuert", sagt die Expertin. Die Volksbank bietet daneben auch ein Komfortkonto für eine Jahresgebühr von rund 130 Euro an. Noch ein bisschen teurer ist das Premiumprodukt der Genossenschaftsbank, das als weiteres Extra unter anderem eine "goldene Kreditkarte" enthält mit Versicherungsleistungen für Reisen.
Für manchen hätten die Angebote mit mehr inklusivem Service Charme, sagt Thomas Trenz von der Volksbank. Die meisten Kunden aber wählten heute das günstigere Onlineangebot, das im vergangenen Jahr bei den Neukonten einen Anteil von drei Vierteln gehabt habe. "Daran sieht man, wohin die Entwicklung geht", sagt Trenz. Zusatzkosten seien die Ausnahme, denn die Kunden nutzten das Angebot tatsächlich rein digital.
Das Bremer Konto der Sparkasse Bremen ist mit 96 Euro im Jahr laut Expertin Nicodemus ein bisschen teurer. Dafür seien einige Leistungen bereits enthalten: "Das relativiert es wieder." Was noch als Posten hinzukommt, sind Kosten für die Kreditkarte. Es gebe auch ein Modell für 4,90 Euro im Monat, sagt die Sprecherin der Sparkasse, Nicola Oppermann. Darin sei aber nur eine bestimmte Zahl an Überweisungen enthalten. "Man muss sich immer gut überlegen, welche Bedarfe man hat, um das richtige Kontomodell zu finden."
Gibt es noch kostenlose Angebote?
Kostenlose Konten werden immer rarer. Wenn keine Kontoführungsgebühren anfallen, ist das häufig an Bedingungen geknüpft – etwa bestimmte Zahlungseingänge. "Die Anbieter drehen an den Stellschrauben", sagt Nicodemus zu den Offerten. Für Thomas Mai gleicht das kostenlose Konto ganz ohne Wenn und Aber der Stecknadel im Heuhaufen: Es ist schwer zu finden.
Greifen die Bremer tiefer in die Tasche?
Bremer zahlen die höchsten Kontoführungsgebühren – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung von Check24 bei einem Ländervergleich. So zahlten die Hanseaten demnach im Schnitt 16,40 Euro im Jahr für das Girokonto, während die Berliner besonders günstig wegkamen mit 12,19 Euro pro Jahr. Was ist dran an diesen Zahlen?
Die Auswertung ist mit Vorsicht zu genießen. So tauchen etwa Volksbanken und Sparkassen – bis auf eine Ausnahme – darin nicht auf. Grundlage für die Rechnung sind nämlich Abschlüsse für Konten über das Vergleichsportal im vergangenen Jahr. "Der Untersuchung liegt eine hohe fünfstellige Zahl an Abschlüssen zugrunde", teilt Check24 auf Anfrage mit. Wie viele es in Bremen waren? Genauer möchte das Unternehmen sich dazu nicht äußern. Die Höhe der Beträge zeigt, dass kostenlose Angebote eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben dürften.
Wo kann ich mich informieren?
Stiftung Warentest behält die Kontogebühren von mehr als 160 Banken im Blick. Verbraucher können den kostenlos zugänglichen Vergleich der Girokonten selbst anstellen – zum Beispiel Banken aus der Region ansehen oder gezielt nach bestimmten Vorlieben für das Konto suchen.
Die Verbraucherexperten sind für den Vergleich von einem Musterkunden ausgegangen mit einer bestimmten Zahl an Überweisungen oder auch Bargeldabhebungen. Am Ende muss also jeder für sich schauen, welche Auswirkungen das eigene Verhalten auf den Kontopreis unterm Strich hat.