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Bilanz der Arbeitnehmerkammer Bereitschaft zum Jobwechsel in Bremen sinkt

Bei Bremens Arbeitnehmern lasse die Bereitschaft zum Jobwechsel nach. Das ist ein Fazit der Arbeitnehmerkammer aus ihren Beratungen vom vergangenen Jahr. Gleichzeitig haben Fragen zum Thema Rente zugenommen.
03.01.2020, 13:11 Uhr
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Bereitschaft zum Jobwechsel in Bremen sinkt
Von Florian Schwiegershausen

Im vergangenen Jahr haben sich weniger Menschen zu Fragen rund um den Jobwechsel beraten lassen. Das ist eines der Ergebnisse aus der Bilanz der Arbeitnehmerkammer Bremen für das abgelaufene Jahr. Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Kammer, sagte: „Die konjunkturelle Delle macht sich bemerkbar – es gibt weniger Alternativen auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitnehmer wechseln deshalb seltener den Betrieb.“ Die Menschen wollten wohl auch mit diesem Hintergrund das Risiko seltener eingehen, in einem neuen Job von Null anzufangen. Schierenbeck ergänzt: „Dort haben sie am Anfang auch eine Probezeit und können schneller gekündigt werden.“

Die Anfragen zu Entlassungen durch den Arbeitgeber blieben allerdings gegenüber dem Vorjahr auf dem gleichen Niveau, wie die Kammer mitteilte. Insgesamt 7000 Beratungsgespräche gab es 2019 zu Fragen rund um die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses. Insgesamt waren es im abgelaufenen Jahr 97.000 Beratungen in Bremen-Stadt, Bremen-Nord und Bremerhaven.

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Dauerthema Vergütung

Am höchsten sei der Beratungsbedarf beim Thema Vergütung gewesen. Das sei aber ein seit Jahren anhaltender Trend. Auch hier konnte die Kammer eine Tendenz feststellen: Um die korrekte Abrechnung ihrer geleisteten Arbeitsstunden mussten sich insbesondere Arbeitnehmer, die einen Migrationshintergrund haben, mit ihrem Vorgesetzten streiten. „Hier nutzen einige Arbeitgeber die fehlenden rechtlichen Kenntnisse und auch die manchmal mangelnden Sprachkenntnisse ihrer Beschäftigten aus, um etwa Überstunden oder Nachtzuschläge nicht zu zahlen“, sagte Schierenbeck.

Viele Fragen hatten hier vor allem Beschäftigte aus der Leiharbeitsbranche, Gastronomie und dem Reinigungsgewerbe. Der Kammer-Hauptgeschäftsführer ergänzte: „Dies sind die Branchen, in denen das Gehalt vergleichsweise niedrig ist, gleichzeitig die Arbeitsbedingungen oft hart sind.“

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Arbeiten trotz Rente

Um elf Prozent nahm auch die Zahl der Beratungsgespräche zum Thema Rente zu. Ältere Arbeitnehmer wollten hier vor allem wissen, wie die Bedingungen sind, um als Rentner nebenbei in einem Minijob weiterzuarbeiten. Die geringfügige Beschäftigung sei da oft auch beim alten Arbeitgeber. Dies interpretierte Schierenbeck so: Auf der einen Seite gebe es immer mehr ältere Arbeitnehmer, die ohne Zuverdienst allein mit ihrer Rente den Lebensstandard nicht halten können. Auf der anderen Seite gebe es Betriebe, die ihre Fachkräfte und bewährten Wissensträger länger im Unternehmen halten möchten. Schließlich scheide die Generation der Baby-Boomer nun verstärkt aus dem Arbeitsleben aus.

Gesundheitliche Belastungen nehmen zu

Ebenfalls zugenommen um knapp zehn Prozent haben Beratungen zu gesundheitlichen Belastungen. Arbeitsverdichtung sei in der Beratung häufig als Grund genannt worden. „Viele fühlen sich regelrecht ausgebrannt und sehen sich nicht mehr in der Lage, weiterzuarbeiten“, sagte die Leiterin der Rechtsberatung, Kaarina Hauer.

Wie auch schon in den vergangenen Jahren bleiben Beratungen zum Steuerrecht bei der Arbeitnehmerkammer beliebt. Hier waren es insgesamt 36.000, bei 30.700 Personen halfen die Kammermitarbeiter bei der Steuererklärung. Häufigste Themen seien hier das Kindergeld, die Kinderbetreuungskosten und Kinderfreibeträge gewesen sowie Reisekosten und haushaltsnahe Dienstleistungen.

Mietrecht und fehlerhafte Betriebskostenabrechnungen

Der anhaltende Trend, bei der öffentliche Rechtsberatung, die die Kammer im Auftrag des Landes für Menschen mit geringem Einkommen anbietet: Mietrechtsfragen. Hier ging es häufig um fehlerhafte Betriebskostenabrechnungen oder um vom Mieter angemahnte Mängel. Knapper Wohnraum und steigende Mietkosten machten sich zudem in der Beratung bemerkbar sowie vor allem im ersten Halbjahr 2019 der Bearbeitungsstau in der Wohngeldstelle. Bei der Rechtsberatung kam die Arbeitnehmerkammer 2019 auf rund 13.500 Gespräche.

Wenn die Tipps beim Arbeitnehmer zum Erfolg geführt haben, freuen sich die Berater übrigens nicht nur über Dankes-Mails. „Der eine oder andere hat im vergangenen Jahr schon mal eine Tafel Schokolade oder ein Paket Kaffee als Dankeschön erhalten“, sagt Kaarina Hauer. Mehr dürften die Mitarbeiter laut der Leiterin der Rechtsberatung nicht annehmen. Für die Berater sei jedes positive Feedback eine schöne Bestätigung.

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