Für viele Schulkinder stellt sich ab einem gewissen Zeitpunkt eine wegweisende Frage: Welchen Beruf wollen sie später ausüben? Die Schütting-Stiftung der Industrie- und Handelskammer Bremen (IHK) will laut Präses Eduard Dubbers-Albrecht dabei unterstützen, eine Antwort zu finden. Wie? Indem sie Fördergelder an Programme ausschütte, die zur Berufsorientierung, aber auch zur Integration und der Wissensvermittlung beitrügen. In diesem Jahr sind es Zuwendungen in Höhe von knapp 130.000 Euro für 17 Projekte aus Bremen und Bremerhaven. Überzeugt hätten sie durch hohe Qualität und großes Engagement der Projektverantwortlichen, sagt Dubbers-Albrecht.
Die gemeinnützige Schütting-Stiftung der IHK ist 2016 gegründet worden. Ein Motiv der Gründung sei die nachhaltige Förderung der Bildung und Wissenschaft des Landes Bremen gewesen, sagt IHK-Präses Dubbers-Albrecht. "Mit der Förderung der Projekte unterstützen wir die Förderung junger Nachwuchskräfte für die Wirtschaftsstandorte Bremen und Bremerhaven."
Die Bandbreite der geförderten Projekte reicht von einem Berufsparcours, bei dem circa 1600 Schüler und Schülerinnen praktische Tätigkeiten nähergebracht werden, über Online-Unterricht für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche bis hin zu einer Initiative zur gemeinsamen Ausbildung von Azubis in der Bremer Verwaltungswirtschaft. Wie viel Förderungen sie erhalten, hängt letztlich vom Antrag ab.
"Normalerweise können wir jährlich circa 100.000 Euro ausschütten", sagt Dubbers-Albrecht. In diesem Jahr stünden der Stiftung sogar 127.000 Euro zur Verfügung, da coronabedingt 2021 und 2022 nicht die erwartete Zahl an Anträgen eingegangen sei. Auswirkungen auf die Qualität der geförderten Projekte hat das offenbar nicht: "Alle 17 unterstützten Institutionen setzen sich in vorbildlicher Weise für unsere Stiftungsziele ein."
Beispielsweise "Beruf(ung) Hafen". Der Titel klinge etwas pathetisch, sagt die Verantwortliche Anne Schweisfurth. "Aber den haben wir bewusst gewählt, um Neugierde zu wecken." Das Projekt ist in der Überseestadt angelagert und soll den Einblick in die maritime Logistik verschaffen. Dafür besuchen die jungen Menschen das Hafenmuseum Speicher XI. "Das klingt erst einmal dröge", sagt Schweisfurth. Doch könne man dort Container öffnen, Kaffeesäcke schleppen und vieles mehr. Die Jugendlichen der Klassen acht bis zehn sollten die Hafenlogistik eben nicht nur kognitiv begreifen, sondern anfassen, sagt Schweisfurth. Das Programm laufe immer über zwei Tage. Nach dem Museumsbesuch stünden am nächsten Tag Interviews mit Berufstätigen aus der Logistik an, so erhielten sie praxisnahe Einblicke.
Sprechen, im besten Fall fließend Französisch, sollen manche Schüler untereinander am Gymnasium Horn. "Hier kann man das französische Abitur absolvieren", sagt Siegbert Meß, Vorsitzender des dortigen Schulvereins. Um das zu gewährleisten, seien Lehrkräfte nötig, deren Muttersprache Französisch ist. Denn laut Meß kann dieses Personal das tiefgehende Verständnis der Sprache vermitteln. Durch den Unterricht wolle man jungen Menschen das Studium an französischen Universitäten ermöglichen, sagt er. Lange Zeit ist der bilinguale Unterricht von der Bildungsbehörde gefördert worden. Da die Gelder seit zwei Jahren nicht mehr kämen, sei man umso glücklicher, dass die Schütting-Stiftung dazu beitrage, dass das französische Abitur weiterhin absolviert werden könne, sagt Meß.
Für den IHK-Präses ist die Berufsorientierung elementar wichtig. "Leider braucht es bisher immer das Engagement der Lehrkräfte und Schulleitungen", sagt Dubbers-Albrecht. Bildungspolitisch sei der Bereich ausbaufähig. Das hat laut IHK-Präses die Bildungssenatorin auch erkannt. "Jetzt müssen aber auch Maßnahmen umgesetzt werden." Zum Beispiel durch eine Verankerung der Berufsorientierung in den Schulplänen. Die Stiftung übernehme eine Verantwortung in der Bildung und wolle daher weitere Projekte fördern und ermutigen, sagt Dubbers-Albrecht. Sie könnten jungen Menschen unter anderem bei der Berufsentscheidung helfen und somit auf lange Sicht zum Ziel der Stiftung beitragen: Fachkräftesicherung.