Überquellende Container, daneben leere Flaschen und dreckige Klamotten auf der Straße – die Altkleider- und Altglascontainer in der Stadt sorgen immer wieder für Ärger bei den Anwohnern. Doch nicht nur das, was neben den Sammelbehältern landet, stellt mancherorts ein Problem dar – auch der Inhalt der Container lässt oft zu wünschen übrig: Die Altkleider sind mangels Qualität vielfach nicht mehr verwertbar.
Was gehört in die Altkleidercontainer?
Auf der Internetseite der Bremer Stadtreinigung (DBS) ist das klar beschrieben: "Bekleidung aller Art, Schuhe (paarweise gebündelt), Hüte, Strickwaren, Wolldecken, Wäsche, Bettwäsche, Gardinen (ohne Haken, Röllchen und Weiteres), Bettdecken, Kissen". Nicht hinein gehören: Zerrissene oder stark verschmutzte Textilien, Putzlappen, Teppiche, Teppichböden, WC-Garnituren, Regenschirme, Taschen, Schlittschuhe. Trotzdem stellen die Textilverwerter fest: Nur rund 60 Prozent der in den Containern gesammelten Textilien und Schuhe lassen sich zur weiteren Verwendung verkaufen.
Warum ist das Altkleiderrecycling wichtig?
Jeder EU-Bürger legt sich jährlich im Durchschnitt knapp 15 Kilogramm an Textilien zu, darunter gut sechs Kilo für Bekleidung und 2,7 Kilo Schuhe. Das hat die EU-Umweltagentur EEA ermittelt. Dieser Verbrauch erfordere pro Person 391 Kilogramm Rohstoffe und verursache rund 270 Kilogramm CO2. Der Verbrauch von Textilien habe damit die viertgrößten Auswirkungen auf Umwelt und Klima nach dem Verzehr von Lebensmitteln, Wohnen und Mobilität.
Wie werden Altkleider in Bremen gesammelt und verwertet?
Zuständig ist die Bremer Stadtreinigung, ein kommunales Unternehmen. DBS unterhält 15 Recycling-Stationen und 211 Containerplätze im gesamten Stadtgebiet. Mit der Abfuhr und Leerung der Container hat DBS die Firma Abfalllogistik Bremen beauftragt, ein Gemeinschaftsunternehmen der DBS mit dem privaten Müllentsorger Nehlsen. Die Altkleider werden nach der Leerung vorsortiert und dann per Lkw in ein Textilrecycling-Werk nach Wolfen in Sachsen-Anhalt gefahren. Dort werden sie sortiert und vermarktet. "Für die Sortierung der Textilien werden circa 350 Sortierkriterien zugrunde gelegt", erklärt DBS-Sprecherin Lena Hartmann. "Zum Beispiel nach Textilarten: Jeans, Baumwolle, Leder, Synthetik. Dazu nach Kleidungsarten: Hosen, Hemden, Jacken. Nach Zielgruppen: Frauen, Männer, Kinder. Nach Marken, Stilen, Farben, Qualitäten."
Wie ist es in Bremen um die Qualität der in den Containern entsorgten Altkleider bestellt?
"Es lässt sich durchaus feststellen, dass die Qualität in den letzten Jahren deutlich gesunken ist", sagt DBS-Sprecherin Hartmann. Hauptgrund: der Siegeszug der Billigtextilien. "Fast Fashion" wird ein paar Mal getragen und landet dann in der Tonne. Doch selbst dort lässt sich mit der schnellen Mode aus dem Hause Primark und anderen Ramsch-Läden nicht mehr viel anfangen. Nicht einmal als Second-Hand-Ware sind Billigblusen und Zehn-Euro-Hosen noch zu gebrauchen. So lassen sich 30 Prozent der eingesammelten Textilien nur noch als Recyclingmaterial einsetzen, zum Beispiel als Füllmaterial für Autositze. Zehn Prozent "textiler Restmüll" wandern direkt in die Müllverbrennung.
Was landet noch alles in den Altkleidercontainern?
Fast alles, was die Leute loswerden wollen. "Eigentlich sind so gut wie alle anderen Abfallarten auch in diesen Containern vorhanden, wenn es sich Bürger und Bürgerinnen leicht machen wollen", beklagt Hartmann. "Dann schmeißen sie einfach alles, was sie dabei haben, in die Container für Textilien und Schuhe: Volle Säcke mit Restmüll, Gelbe Säcke mit Verpackungen, Glas etc." Mit Corona scheint alles noch schlimmer geworden zu sein: "Seit Beginn der Corona-Pandemie ließen sich in manchen Monaten bis zu 30 Prozent mehr Fehlwürfe beziehungsweise Störstoffe in den Containern für Textilien und Schuhe messen", rechnet Hartmann vor.
Was hat das für Folgen?
Eigentlich will die Stadt mit dem Altkleider-Recycling Geld verdienen. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Wertstoffen fließen dann ins Gebührensystem zurück, so Hartmann, "zur Kostendeckung der abfallwirtschaftlichen Leistungen". Anders gesagt: Ohne die Erlöse aus dem Recycling wären die Müllgebühren noch höher. Durch die vielen "Störstoffe" – also zum Beispiel Restmüll – und die sinkende Gesamtqualität der Textilien durch Fast-Fashion-Billigmode seien allerdings kaum noch Erlöse zu erzielen, sagt Hartmann: "Das Angebot ist einfach größer als die Nachfrage."