In der einen Ecke steht ein Chevrolet Corvette „Sting Ray“, in der anderen Ecke steht ein Chevrolet Bel Air, gebaut Ende der 1950er Jahre, bei den vielen Ford Mustangs hier, lohnt es sich irgendwann nicht mehr zu zählen. Und inmitten dieser Lagerhalle im Bremer Stadtteil Huckelriede steht Heino Juschas. Die Halle gehört dem Unternehmen CFR. Es importiert alte Autos aus den USA nach Europa. Das an sich machen ja viele Unternehmen, aber CFR transportiert die Pkw im Container mithilfe eines speziellen Rack-Systems. „Übereinander gelagert kriegen wir vier Autos in einen 45-Fuß-Container“, erklärt Juschas, der wiederum für den Export zuständig ist. Sein Arbeitsplatz ist ein Traum für große und kleine Jungs angesichts all der Auto-Klassiker, die um ihn herum sind. Doch dazu sagt Juschas: „Mit der Zeit nehmen sie das nicht mehr so wahr, achten jedoch auf Sicherheit.“
Wenn das Schiff mit den Containern in Bremerhaven ankommt, heißt die Zwischenstation danach für die Oldtimer und Youngtimer erstmal Bremen-Huckelriede. Hier holen die Mitarbeiter die Autos vorsichtig aus ihrer Transportlage heraus und stellen sie dorthin, wo Platz ist in der Halle. Dort warten die edlen Gefährte dann auf ihre Besitzer. Die meisten sind Händler, doch es kommen auch immer wieder Privatkäufer vorbei, um das Auto abzuholen. „Gerade bei Privatkäufern spielen sich hier manchmal ergreifende Szenen ab“, erzählt Juschas. Die sind nämlich oft schon in der Halle und warten sehnlichst auf den Container, in dem sich das Auto befindet. Wenn die CFR-Mitarbeiter dann die Containertüren öffnen, kullern in dem Augenblick gestandenen Männern dicke Tränen ihr Gesicht herunter – Tränen der Rührung und Freude. „Viele von ihnen erfüllen sich damit einen Lebenstraum, der nun endlich wahr wird“, so Juschas.

Zwei Mitarbeiter achten darauf, dass das Auto per Gabelstapler vorsichtig aus dem Rack-System im Container gezogen wird. Danach müssen sie noch einen Ford Mustang aus seiner Befestigung befreien und herausziehen.
Dann dürfen sie direkt in ihr Auto einsteigen und damit nach Hause fahren. Nach Hause fahren kann bei einigen Privatkäufern auch Schweden bedeuten. „Wir haben sogar Kunden aus Finnland“, berichtet Juschas. Dass sie den weiten Weg bis nach Bremen auf sich nehmen, hängt nicht nur mit ihrem Lebenstraum zusammen. Denn für die Autos wird in dem Land der Europäischen Union die Mehrwertsteuer fällig, in das es eingeführt wurde. Und während Deutschland einen Mehrwertsteuersatz bei 19 Prozent hat, liegt der in Finnland bei 24 Prozent und in Schweden bei 25 Prozent. Das ist die eine Ersparnis. Gleichzeitig nutzen sie gleich noch eine andere Gelegenheit, so Juschas: „Wenn sie schon hier sind, packen sie ihr Auto noch mit alkoholischen Getränken voll, weil die bei uns in Deutschland ebenfalls wesentlich günstiger sind.“ Das könne auch schon mal die ganze Ladefläche eines Pick-ups sein. Denn diese in den USA weitverbreiteten Pkw sind ebenso in Skandinavien beliebt. Überhaupt gibt es gerade in Schweden und Finnland eine weitverbreitete Oldtimer-Kultur.
Leere Tanks
Um aus der Halle und vom Hof zu fahren, müssen die neuen Besitzer aber erstmal mit einem vollen Benzinkanister anrücken. Denn aus Sicherheitsgründen sind die Tanks der alten Autos für den Transport leer. Dass CFR seinen Standort in Huckelriede und nicht irgendwo am Hafen hat, schätzen die Leute. Der Bremer CFR-Niederlassungsleiter und Prokurist Malte Waldow sagt, warum: „Wir liegen hier nah an der A1 und sind leicht zu erreichen. Unseren Kunden ersparen wir damit die 50 Kilometer, die sie sonst nach Bremerhaven fahren müssten.“ Von Monat zu Monat werden es immer mehr Container, die auf dem Hof in Bremen ankommen. Das zeigt auch, dass das Unternehmen erfolgreich mit dem Konzept fährt, auf den Transport per Container mit dem wiederverwendbaren Rack-System aus Metall zu setzen. Den Vorteil erklärt CFR-Chef Christoph Seitz, der seit den Neunzigern in Los Angeles lebt, arbeitet und regelmäßig nach Bremen kommt: „Die Containerschiffe fahren jede Woche. Die Roll-on-roll-off-Schiffe, also die Autoschiffe, verkehren nur alle zehn bis 14 Tage.“
Diesen Vorteil weiß auch inzwischen der E-Autobauer Tesla zu schätzen. So darf sich CFR inzwischen als Teslas Haupttransporteur für Europa bezeichnen. Das hat auch einen Grund, wie Seitz sagt: „Wer einen Tesla bestellt, zahlt 5000 Dollar an. Den Rest will Tesla erst haben, wenn das Auto an den Besitzer übergeben ist. Je schneller der Wagen also beim Besitzer ist, desto schneller kriegt Tesla das Geld.“ Dabei ist CFR per Container eben fixer, wobei die Teslas in Holland anlanden. Um einen Container zu füllen oder zu entladen, brauchen die Mitarbeiter höchstens 45 Minuten. Für den Transport sind die Autos sicher verankert. Um sie in der Halle an den richtigen Platz zu bringen, hat der Gabelstapler vorn eine besondere Vorrichtung, um die edlen Gefährte vorsichtig von unten zu greifen und zum richtigen Ort zu ziehen.
Nun will CFR den Export in den Nahen Osten und nach China ausbauen. Dazu will sich das Unternehmen vergrößern. „Wir wollen demnächst in Bremerhaven eine Lagerhalle mit 10 000 Quadratmetern eröffnen“, so Prokurist Waldow. Export-Manager Heino Juschas hat bereits seine alten Geschäftskontakte aktiviert, über die er aus seinem nun schon langen Geschäftsleben verfügt – sodass auch bald in Asien gestandenen Männern Freudentränen herunterkullern.