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Fachkräftemangel und Materialpreise Bremer Baubranche: Schwierigkeiten trotz vieler Aufträge

Trotz guter Auftragslage muss die Baubranche mit Schwierigkeiten kämpfen: Fachkräftemangel, hohe Materialpreise – und jetzt der KfW-Förderstopp. Er könnte sich ungünstig auswirken, meinen Branchenvertreter.
04.02.2022, 05:00 Uhr
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Bremer Baubranche: Schwierigkeiten trotz vieler Aufträge
Von Katia Backhaus

Über fehlende Aufträge kann sich die Baubranche in Bremen und Niedersachsen nicht beklagen. Bremens Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Andreas Meyer fühlt sich in seiner positiven Einschätzung der Lage beim Blick aus dem Fenster bestätigt: „Man sieht in Bremen recht viele Baukräne im Moment.“ Von einem Auftragsstau wollen weder er noch Harald Freise, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Niedersachsen-Bremen, sprechen. Möglicherweise sei mit Blick auf die Änderungen bei der KfW-Förderung für energieeffizientes Bauen eine Konjunkturdelle zu erwarten, sagt Meyer.

Freise bezeichnet die aktuelle Situation als „gutes Auftragspolster“ für die Betriebe. Die Zahl der Auftragseingänge, gemessen in Euro, sei 2021 im Vergleich zu 2020 leicht zurückgegangen. Das Minus von 0,3 Prozent rührt laut Angaben der statistischen Landesämter vor allem daher, dass weniger öffentliche Bauaufträge vergeben wurden (minus 13,6 Prozent). Den Kommunen fehlte im vergangenen Jahr das nötige Geld für Investitionen, erklärt Freise. 2020 hatte der Bund den pandemiebedingten Rückgang der Gewerbesteuern noch ausgeglichen.

Außerdem verzeichnete der Bauindustrieverband 2021 weniger Aufträge im Bereich Wohnungsbau als im Jahr davor. Der Wirtschaftsbau – zum Beispiel Büro- oder Lagergebäude und Fabriken – sei auf dem Weg, den Wohnungsbau als Zugpferd der Branche abzulösen, sagt Freise. Wie kommt es dazu? Die Menschen seien von den weiterhin steigenden Baupreisen abgeschreckt, mutmaßt er.

Wie sich die veränderten KfW-Förderbedingungen auf die Branche auswirken werden, sei schwer zu sagen. „Da kommt es ganz darauf an, was anschließend kommt“, sagt Freise. Der kurzfristige Stopp sei jedenfalls das falsche Signal gewesen. Für die Zukunft hoffe der Verband, dass auch das serielle Sanieren mit vorgefertigten Bauteilen im Geschosswohnungsbau förderfähig werde.

Die Auftragslage im Handwerk sei nach wie vor gut und habe sich seit dem Herbst kaum verändert, berichtet Andreas Meyer. Kundinnen und Kunden müssten zumeist weiterhin mit langen Vorlaufzeiten rechnen. Allerdings erwartet Meyer ebenfalls, dass die Änderungen bei der KfW-Förderung sich mittelfristig bemerkbar machen werden: „Das sind Irritationen, die dazu führen können, dass die Baukonjunktur eine Delle bekommen kann.“ Auch die Ausbaugewerke, etwa im Bereich Wärmeversorgung, könnten ihm zufolge betroffen sein.

Das sind Irritationen, die dazu führen  können, dass die Baukonjunktur eine Delle bekommen kann.
Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Bremer Handwerkskammer

Größtes Thema der Branche sei der anhaltende Fachkräftemangel, ebenso wie die Verfügbarkeit von Baumaterialien. „Materialengpässe in Kombination mit Preissteigerungen beschäftigen uns nach wie vor“, sagt Meyer. Immerhin hätten sich die Preise inzwischen stabilisiert, wenn auch auf hohem Niveau. „Daraus kann man einen gewissen Optimismus ableiten.“ So seien die Kosten für Bitumen im November im Vergleich zum Vormonat um knapp vier Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr habe sich der Preis allerdings verdoppelt. Und bei manchen Stoffen, zum Beispiel Holz, sei derzeit ein leichter Preisrückgang zu beobachten. 

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Als privater Bauträger bekomme das Unternehmen Buhlmann Immobilien die angespannte Situation in der Branche deutlich zu spüren, sagt Geschäftsführer Marco Meyer. „Die Grundstücke werden teurer, die Baukosten sind gestiegen, und die Behörden sagen: baut besser.“ Die Vorgaben für Neubauten, zum Beispiel mit Blick auf die Energieeffizienz, seien umfangreicher geworden, und die Verfahren bis zur Baugenehmigung dauerten länger.

Zugleich werde schnell mehr günstiger Wohnraum gefordert. Meyer ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der freien und privaten Wohnungsunternehmen in Bremen, die derzeit an Vorschlägen für eine Vereinfachung der Verfahren arbeitet.

Das Problem aus Sicht der Bauträger: Wenn nicht sicher ist, wann mit dem Bau begonnen werden kann, ist es schwierig, den Verlauf zu planen. Vor allem, weil die Handwerksfirmen derzeit voll ausgelastet seien, sagt Meyer: „Man kann eigentlich in diesem Jahr nur anfragen, ob es noch Kapazitäten für das kommende Jahr gibt.“ An Grundstücke zu kommen, die bebaut werden könnten, sei in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, auch im ländlichen Raum.

Bei der Gewoba sei die schwierigere Lage in der Baubranche spürbar, habe aber „keine dramatischen Auswirkungen“, erklärt Sprecherin Christine Dose. Kostensteigerungen würden von vornherein einkalkuliert. Allerdings: „Wir merken, dass wir zum Teil eine geringere Beteiligung an Ausschreibungen haben.“ Das führt Dose auf die vollen Auftragsbücher der Firmen zurück. Dem könne mit flexiblen Fristen gut begegnet werden.

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