400.000 neue Wohnungen will die Bundesregierung jedes Jahr schaffen, ein Viertel mehr als bisher. Auch Bremen soll dazu beitragen. Die Stadt ist dabei einerseits auf private Unternehmen angewiesen, hat über die beiden Wohnungsgesellschaften Gewoba und Brebau aber auch selbst Mittel in der Hand. Beide Unternehmen nehmen sich viel vor, wie aktuelle Zahlen belegen, die dem WESER-KURIER vorliegen. Demnach hat allein die Gewoba knapp mehr als 1000 Wohnungen in Bau oder Planung, davon werden rund 700 preisgebunden sein, also öffentlich gefördert und mit einer relativ geringen Miete.
Gedämpft werden diese Bemühungen von der Preisentwicklung: Der Neubau von Wohnungen in Deutschland hat sich im November des vergangenen Jahres so stark verteuert wie seit 1970 nicht mehr, teilte am Montag das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit.
Neubauwohnungen in der Östlichen Vorstadt
Viele Jahre hatte die teilstädtische Gewoba überhaupt nicht mehr gebaut, sondern sich auf den Erwerb und die Vermietung von Wohnungen beschränkt. Jetzt gibt es in der Firmenzentrale am Rembertiring wieder eine spezielle Abteilung. Seit 2012 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben fast 1500 Einheiten fertiggestellt, darin eingeschlossen einige Gewerbebauten. Das erste Neubauprogramm umfasste 110 Wohnungen, mittlerweile ist es annähernd das Zehnfache. Das meiste entstand in der Überseestadt, anders als heute: Die Gewoba engagiert sich nun auch stark zum Beispiel in Huckelriede und der Östlichen Vorstadt.
Die Brebau als zweite und deutlich kleinere Wohnungsgesellschaft, die seit drei Jahren komplett in städtischem Besitz ist, hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 700 Wohnungen gebaut, mit Schwerpunkt in Arsten, Borgfeld und Huchting. In Bau und Planung sind derzeit knapp 500 Einheiten, teilt das Unternehmen mit.
Ein noch größeres Engagement als Gewoba und Brebau legt der private Bremer Projektentwickler Justus Grosse an den Tag. Er verbucht für die vergangenen zwölf Jahre rund 2600 Wohnungen – die meisten davon sind längst fertiggestellt, vor allem in der Überseestadt, ein paar Hundert befinden sich noch im Bau und in der Planung. Unterm Strich ist das nach Grosse-Angaben ein Investitionsvolumen von rund 800 Millionen Euro.
Aus Sicht der Stadt sind diese Aktivitäten folgerichtig und notwendig. Der rot-grün-rote Senat hat sich vorgenommen, während der laufenden Legislaturperiode die Voraussetzungen für zusätzliche 10.000 Wohnungen zu schaffen. Zeit ist dafür noch bis zur nächsten Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2023 – das ist wenig, denn schaut man sich an, was bisher gelungen ist, klafft noch eine große Lücke. Von Anfang 2019 bis Ende 2021 ist der Bau von annähernd 5500 Wohnungen genehmigt worden, fertiggestellt wurden im gleichen Zeitraum einige Hundert weniger. In knapp anderthalb Jahren müssten also mehr als 4500 genehmigte Einheiten hinzukommen.
Steigende Preise für Baumaterialien
Ein Ziel, das unter erschwerten Bedingungen angepeilt wird. Nie in den vergangenen 50 Jahren war das Bauen so teuer wie heute. Die Preise für konventionell gefertigte Wohngebäude legten im November 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,4 Prozent zu. Der Grund ist nach Darstellung des Statistischen Bundesamts unter anderem die große weltweite Nachfrage nach Baumaterialien wie Holz, Stahl und Dämmstoffen. Überdurchschnittlich stark verteuerten sich im November gegenüber dem Vorjahresmonat Zimmer- und Holzbauarbeiten, deren Preise aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Bauholz um 38,9 Prozent gestiegen seien. Hinzugekommen sei die Rücknahme der befristeten Mehrwertsteuersenkung, erklärt das Bundesamt.
Eine baldige Entspannung an der Preisfront ist nach Einschätzung von Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer nicht zu erwarten. „Privatkunden warten länger auf Handwerker und zahlen deutlich mehr“, sagte Wollseifer jüngst, „bauen wird zukünftig teurer werden, nicht nur weil die Löhne steigen, sondern auch die Kosten für das Material." Es zeichne sich schon jetzt ab, dass die Preise – selbst bei einer Entspannung bei den Materialengpässen – nicht wieder vollständig auf das Vorkrisenniveau sinken werden.