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Seniorenvertreter Kritik an App-Rabatten in Bremer Supermärkten

Statt Payback setzen Rewe und Penny nun auf eigene Apps. Doch Kunden ohne App bekommen auch nicht die App-Rabatte. Bremens Seniorenvertreter setzt sich deshalb gegen die Ausgrenzung von älteren Menschen ein.
13.02.2025, 05:00 Uhr
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Kritik an App-Rabatten in Bremer Supermärkten
Von Florian Schwiegershausen

Statt Payback setzt die Supermarktkette Rewe mit ihrem Discounter Penny auf Rabatte in der eigenen App. Ein Beispiel: Diese Woche gibt es bei Penny die Markenbutter im Angebot für 2,44 Euro und mit App für 2,22 Euro. Menschen ohne App und ohne Smartphone zahlen also mehr. Angesichts der gestiegenen Lebensmittelpreise sieht Bremens Seniorenvertreter Michael Breidbach eine Ausgrenzung von älteren Menschen. Er fordert ein Einschreiten des Gesetzgebers gegen diese Praxis der Ketten.

Werden gerade ältere Menschen durch App-Rabatte benachteiligt?

Breidbach erklärt das Problem mit einem Besuch bei Penny: An der Kasse habe er erlebt, wie sich ein Kunde darüber beschwerte, dass ihm ein App-Angebot für Markenbutter ohne Smartphone nicht zur Verfügung stehe. Für den Seniorenvertreter ein grundsätzliches Problem, das vor allem Ältere benachteilige. „Angebote bei Grundnahrungsmitteln wie Butter sollen nur außerhalb der App stattfinden, damit alle in den Genuss dieses besonderen Angebots kommen“, fordert Breidbach deshalb. Ähnlich sieht es Astrid Mönnikes von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso): „Das ist eine eindeutige Benachteiligung.“ Sie träfe insbesondere Ältere. Bis Ende vergangenen Jahres gab es dieses Problem bei Rewe und Penny nicht, weil noch Payback-Karten aus Plastik zum Sammeln von Bonuspunkten eingesetzt werden konnten. Eine Smartphone-App war dafür nicht erforderlich.

Wie vielen Senioren fehlen die Online-Voraussetzungen für die Nutzung der Apps?

Die Bagso rechnet vor: Laut Studien gibt es bundesweit sieben Millionen Menschen, die älter als 60 sind und nicht über eine Internetverbindung auf dem Smartphone verfügen. Sie können somit die Apps nicht nutzen. Laut Astrid Mönnikes seien diese Menschen „bei solchen Rabattaktionen ausgeschlossen. Sie fühlen sich auch ausgeschlossen, wenn zum Beispiel eine Versicherung nur noch digital mit mir kommunizieren möchte“. Gleiches gelte auch für das Onlinebanking.

Wie viele Kunden nutzen Supermarkt-Apps?

Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom haben fast drei Viertel der Smartphone-Besitzer mindestens eine App von Lebensmittelhändlern auf ihrem Gerät. Vor einem Jahr waren es noch 58 Prozent. Im Durchschnitt nutzen sie vier solcher Apps, bei 16 Prozent sind es sogar sechs Apps oder mehr. Die kleinen Helferlein kommen nicht nur wegen der Rabatte zum Einsatz, sondern auch zur Nutzung der Online-Prospekte und der digitalen Kassenbons. „Online-Prospekte und digitale Kassenbons sparen nicht nur Papier, sondern bieten auch praktische Vorteile: Sie sind von überall aus abrufbar und lassen sich bei Umtausch oder Reklamation oft einfacher und schneller auffinden“, erklärt Nastassja Hofmann, Referentin für Retail beim Bitkom. „Auch wenn der Lebensmittelhandel weiterhin stark stationär geprägt ist, tragen solche digitalen Services dazu bei, den Einkauf bequemer und moderner zu gestalten.“

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Wie sieht die Verbraucherzentrale die Entwicklung hin zu reinen App-Angeboten?

Der Verbraucherzentrale-Bundesverband sieht durch die Rabatte speziell für App-Nutzer keine Diskriminierung: „Anbieter dürfen ihre Rabatte grundsätzlich frei gestalten und daher auch für Kundenkarten- oder App-Inhaber unterschiedliche Preise festlegen. Sie müssen dabei die allgemeinen Regeln des Wettbewerbsrechts einhalten. Sie müssen etwa über den Rabatt und die entsprechenden Bedingungen informieren.“ Es sei nun mal erlaubt, Rabatte an bestimmte Bedingungen zu knüpfen. Dies werde zum Beispiel bei Rabattkarten oder Bonusprogrammen auch praktiziert. Ähnlich wie beim Installieren einer App müsse man sich zunächst anmelden und zustimmen, bestimmte Daten an das Unternehmen zu übermitteln. Dennoch sagt der Verbraucherzentralen-Bundesverband: „Wir beobachten das weiter.“

Warum hat Rewe das Payback-Programm verlassen?

Die Kette wollte die Daten der Kunden lieber selbst sammeln, als diese über Payback zu erhalten, wofür Rewe ans Bonusprogramm zahlen musste. Das Programm wurde dem Unternehmen zu teuer, nach NDR-Informationen kostete Rewe die Teilnahme jährlich 150 Millionen Euro. Das NDR-Verbrauchermagazin „Markt“ verglich außerdem die Rabatte der Rewe-App mit den regulären Angeboten anderer Ketten und stellte dabei fest: Wenn Rewe auf ein Paket Marken-Waschmittel einen Bonus von einem Euro gibt, war das gleiche Waschmittel ohne App bei einem Konkurrenten für den gleichen Preis zu haben.

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