Ab diesem Dienstag ist das Land Bremen nun dauerhaft in Vietnam vertreten. Eine Delegation aus Wirtschaft und Wissenschaft aus Bremen unter der Leitung von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) eröffnet ein Büro in der südvietnamesischen Stadt Ho Chi Minh. Das Ziel: Wirtschaftsförderung.
Das Büro ist der Wirtschaftsförderung WFB unterstellt und ist mit einer Mitarbeiterin besetzt. Die Hauptaufgabe soll sein, vietnamesische Unternehmen für Bremen zu interessieren und etwa bei der Ansiedlung behilflich zu sein. Ähnlichkeiten zur bremischen Wirtschaft gibt es in Vietnam unter anderem mit Kompetenzen in der Logistik, im Automobilbereich und in der Windenergie. Neben der offiziellen Büroeröffnung wird die Delegation Termine im wirtschaftlichen Zentrum des Landes wahrnehmen, unter anderem mit der Stadtregierung von Ho Chi Minh, der Hafengesellschaft Saigon New Port und lokalen Wirtschaftsfördereinrichtungen.
„Wir sind eines der ersten Bundesländer mit einer Vertretung in Vietnam“, sagt eine Sprecherin der WFB. Das Land befinde sich in einer Phase des Wachstums und sei daher besonders interessant für Bremen. Wie interessant, das haben Wirtschaftsvertreter 2016 festgestellt, als eine Delegation der Handelskammer in das Land gefahren ist. Man dürfe nicht warten, bis sich alle anderen Länder dort engagierten, sondern „jetzt werden die Karten gelegt“, sagte Günthner damals während einer Pressekonferenz. „Mit der Reise nach Vietnam haben wir einen aufstrebenden Markt kennengelernt, dessen Wirtschaftswachstum deutlich über dem weltweiten Durchschnitt liegt“, sagte Harald Emigholz, Präses der Handelskammer Bremen. So ist 2016 die Wirtschaft in Vietnam um etwa sechs Prozent gewachsen.
Diplomatische Spannungen
Für die WFB ist es das dritte Büro im Ausland. Weitere Standorte gibt es noch in Schanghai sowie in Izmir. Das Türkei-Büro stehe aber auf dem Prüfstand, wie die WFB-Sprecherin mitteilt. Der Grund seien die politisch schwierigen Verhältnisse – die gleichzeitig aber auch dafür sorgten, dass sich viele türkische Unternehmen für Bremen als Niederlassung interessierten. Ein Büro in den USA hat die WFB mittlerweile wieder aufgegeben.
Auch wenn Vietnam sich wirtschaftlich gut entwickelt und ein beliebtes Touristenziel ist, ist das Land nicht unumstritten; derzeit ist die diplomatische Lage zwischen Deutschland und Vietnam angespannt. So wird einem vietnamesischen Unternehmer derzeit in Hanoi wegen Korruption der Prozess gemacht. Er war im vergangenen Sommer unter rätselhaften Umständen aus Berlin verschwunden, wo er sich um Asyl bemüht hatte. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass er vom vietnamesischen Geheimdienst entführt wurde. Vietnam gibt an, dass er freiwillig zurückgekehrt sei. Günthner sagte dazu, man wolle „die Augen nicht vor bestehenden Problemen verschließen“.