In Bremen muss man im Durchschnitt drei Monate warten, bis der bestellte Handwerker vorbeikommt. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Bremer Handwerkskammer hervor. Das ist minimal weniger als im vergangenen Herbst und minimal mehr als im vergangenen Februar. Für den Winter erwarten die Gewerke im Ausbau einen leichten Rückgang bei den Aufträgen. Handwerkskammer-Präses Thomas Kurzke sagte jedoch: "In Notfällen, wenn es zum Beispiel plötzlich durch das Dach regnet, kommt sofort ein Betrieb."
Bundesweit liege die Wartezeit im Schnitt bei knapp zehn Wochen. So hat es Holger Schwannecke, Generalsekretär vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) am Dienstag in Bremen erläutert. Er und die Hauptgeschäftsführer aller deutschen Handwerkskammern waren für ihre Tagung zu Gast in der Hansestadt.
Mehr Sanierung, weniger Neubau
Ein Grund für die Wartezeit in Bremen: Der Schwerpunkt der Handwerksbetriebe im Bau und Ausbau liege bei der Sanierung. Deshalb seien sie im Unterschied zur Bauindustrie nicht im gleichen Umfang von der schleppenden Konjunktur betroffen. Die habe damit zu kämpfen, dass es in Bremen und Bremerhaven in den vergangenen Jahren keine große Zahl an Neubauvorhaben gegeben habe. Das Bauhauptgewerbe, die Kfz-Branche, personenbezogene Dienstleistungen wie Friseure sowie Bäcker und Fleischer rechnen für das kommende Winterhalbjahr mit steigenden Umsätzen.
Bundesweit erlebten die Betriebe aus Sanitär, Heizung und Klima in den vergangenen zwei Jahren einen Einbruch, was den Einbau von Wärmepumpen angeht – auch hervorgerufen durch die Verunsicherung bei den Verbrauchern. Mehr Bewegung gibt es laut Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Bremer Handwerkskammer, erst ab einem bestimmten Zeitpunkt: "Solange in Bremen die kommunale Wärmeplanung nicht auf den Weg gebracht ist, werden die Menschen sich nicht überlegen, wie sie in Zukunft heizen wollen."
Forderungen an die Politik
Durch die ähnliche Situation in anderen Kommunen führe das bundesweit auch zu Verunsicherung bei den Betrieben, wie ZDH-Generalsekretär Schwannecke ergänzt: "Für das Gesamthandwerk erwarten wir 2024 keinen konjunkturellen Wachstumsschub." Und er führt weiter aus: "Statt Unsicherheit brauchen unsere Betriebe dringend Zuversicht, Verlässlichkeit und vor allem Planungssicherheit." Einen wahlkampfbedingten Stillstand bereits ein Jahr vor der Bundestagswahl könne sich das Land nicht leisten.
Probleme bereitet den Handwerksbetrieben weiterhin der Fachkräftemangel. Andreas Meyer rechnet vor: "Wenn vier Handwerker in den Ruhestand gehen, kommt dafür nur ein neuer hinzu." Deshalb ist es laut ZDH-Generalsekretär dringend notwendig, dass es in den Köpfen aller ankommt, eine Ausbildung im Handwerk mit einem Studium gleichzusetzen. Schwannecke berichtet dazu von einem freiwilligen Handwerksjahr, das in Schleswig-Holstein nun möglich sei. Die Betriebe dort erhoffen sich dadurch mehr Auszubildende. In dem Zusammenhang ist laut dem ZDH-Generalsekretär eine Ausbildungsabgabe, wie sie das Bundesland Bremen plant, der falsche Weg – zu viele unbesetzte Ausbildungsplätze stünden bundesweit zu wenigen Bewerbern gegenüber.