Wenn auf der Baustelle ein Kollege zum anderen sagt "Gib mir mal 'nen Doyma", dann wird eine bestimmte Dichtung weitergereicht. Dabei ist Doyma nur der Name der Firma in Oyten, die diese speziellen Dichtungen gegen Wasser und gegen Feuer herstellt, um Kabel und Versorgungsleitungen durch die Wände zu führen. Doch über die Jahrzehnte ist Doyma – so ähnlich wie bei Taschentüchern das "Tempo" – zum Begriff geworden. So mancher Arbeiter sei erstaunt, wenn er zum ersten Mal feststellt, dass es tatsächlich eine Firma namens Doyma gibt.
Das haben die beiden Doyma-Geschäftsführerinnen Kerstin Ihlenfeldt-Wulfes und Tanja Kraas, die drei Jahre jüngere Schwester, erzählt, bevor sie am Donnerstagabend zu Bremens Unternehmerinnen des Jahres gekürt wurden. Als Auszeichnung bekamen sie das goldene Steuerrad überreicht. Mit ihren Dichtungen sind die Schwestern Marktführer in Deutschland und Österreich und bestimmt auch noch in anderen Ländern. Doch ganz hanseatisch bodenständig wollen sie lieber einfach machen, statt große Reden zu schwingen.
Erst durch Nachfragen erfahren die Journalisten, wo denn überall die Dichtungen eingesetzt werden. Da war zum Beispiel vor einigen Jahren der Wasserschaden im Bundestag. Damit das nicht wieder passiert, sollten neue Dichtungen zum Einsatz kommen – die von Doyma aus Oyten. "Damals meldete sich unser Vertriebsmitarbeiter, es müsse schnell gehen. Am nächsten Tag war alles in Berlin. Seitdem hat es dort auch keinen Wasserschaden gegeben", sagt Kerstin Ihlenfeldt-Wulfes. "Wir sind Problemlöser", sagt ihre Schwester Tanja Kraas.
Anfangs Verwechslungen mit dem Shampoo
Ihr Vater gründete Hans-Ullrich Ihlenfeldt gründete das Unternehmen 1960 in Bremen in der Metzer Straße – damals führte die Firma noch ein "Doktor Schwarzkopf" mit im Namen. "Da gab es aber zu oft Verwechslungen mit Shampoo", erinnert sich Ihlenfeldt-Wulfes. Als das Unternehmen wuchs und nach Oyten zog, war Doyma der endgültige Name, wobei die Buchstaben "O" und "Y" für Oyten stehen.
Gründer Hans-Ullrich Ihlenfeldt erkannte damals das ungelöste Problem von Planern und Handwerkern: Wie lassen sich Rohrleitungen bei Gebäudedurchführungen abdichten? Denn diese Dichtungen sollten einfach zu montieren sein und dauerhaft sicher gegen Feuchtigkeit abdichten. 1967 präsentierte Doyma auf der Frankfurter ISH, der Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft, seine Lösung: ein innovatives Profi-System aus Faserzementfutterrohr und Dichtungseinsatz.
Firma hält gut 30 Patente
Diese Idee führte die Firma konsequent fort und entwickelte sie ständig weiter. Derzeit verfügt Doyma über 30 Patente, das nächste kommt im Juli hinzu. Die Dichtungen wenden Sanitär- und Heizungsinstallateure an und werden im Tiefbau eingesetzt. Inzwischen hat das Unternehmen 240 Beschäftigte am Hauptsitz in Oyten, weltweit sind es rund 400. Produziert wird in Deutschland und Österreich, 17 Kooperationspartner unterstützen in 15 europäischen Ländern beim Vertrieb.
Und die Vertriebler scheinen gute Arbeit zu leisten, denn auch auf Spitzbergen in Norwegen beim Saatgut-Speicher wurden die Doyma-Dichtungen gegen Wasser und Feuer verbaut, um die "Arche Noah" für Nutzpflanzen zu schützen. „Doyma ist es gelungen, die Produktkategorie der Dichtungs- und Brandschutzsysteme mit ihrem Namen zu besetzen, sodass der Wettbewerb immer mit der Marke Doyma konfrontiert wird“, würdigt Michael Kleine, Regionalvorsitzender des Verbandes „Die Familienunternehmer“, den Marktführer aus Oyten.
Ebenso lobt Kleine die Wertschätzung der Beschäftigten und deren Einbindung. Die Möglichkeit, im Homeoffice und in Gleitzeit zu arbeiten, soll die Vereinbarkeit der Arbeit mit der Familie verbessern – und wenn doch mal kurzfristig die Kita geschlossen ist, gibt es im Betrieb auch noch ein Eltern-Kind-Zimmer mit Spielecke. Die Fotovoltaik-Anlage auf dem Firmendach sorgt für mehr Nachhaltigkeit, außerdem werden der TV Oyten und das SOS Kinderdorf finanziell unterstützt. "Das hat uns unser Vater schon immer vorgelebt: Wer unternehmerischen Erfolg hat, darf seine soziale Verantwortung nicht vergessen", sagte Ihlenfeldt-Wulfes.
Dritte Generation in der Firma soll folgen
Sie und ihre Schwester freuen sich, dass mit ihren Kindern so langsam die dritte Generation an den Start gehen möchte – voraussichtlich in fünf bis acht Jahren. Als Kerstin Ihlenfeldt-Wulfes beim Pressetermin am Donnerstagvormittag über ihren Vater spricht, der vor gut drei Jahren verstarb, stockte ihr kurz die Stimme. Denn beim Führen der Firma halten sie es wie der Vater, zu dem die Schwestern ein enges Verhältnis hatten. "Er war immer sehr liberal und hat uns nicht dazu gedrängt, die Firma übernehmen zu müssen. Und immer wenn jemand mit einer Idee zu unserem Vater kam, sagte er: ,Ja, mach mal!'" Das haben die Schwestern so gut verinnerlicht, dass sie sich jetzt die Unternehmerinnen des Jahres nennen dürfen.