Die Unternehmen in Bremen und Bremerhaven bewerten ihre gegenwärtige Lage weiterhin überwiegend positiv. Lediglich die Betriebe im Groß- und Außenhandel rechnen für die Zukunft mit einer negativen Entwicklung. Das hat die Frühjahrsumfrage der Handelskammer Bremen ergeben.
Als Grund für die eingetrübten Geschäftserwartungen sehen gerade die exportorientierten Betriebe in der Hansestadt die sich abschwächende Konjunktur rund um den Globus. Gleichzeitig verschärfen sich die Handelskonflikte zwischen den USA, China und der Europäischen Union. Diese Entwicklung lässt die Unternehmen im Groß- und Außenhandel eher mit einer negativen Stimmung in die kommenden Monate schauen.
Positiv ist zu sehen, dass alle Branchen bis auf den Außenhandel weitere Mitarbeiter einstellen wollen und auch weiter ins Unternehmen investieren wollen. Was diese Entwicklung laut Kammer bremst, ist das zunehmende Problem, geeignete Fachkräfte zu finden. So zählen 62 Prozent der für die Frühjahrsumfrage befragten Unternehmen den Fachkräftemangel zu den größten Geschäftsrisiken.
437 Unternehmen befragt
Der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, Matthias Fonger, sagte: „In der Absicht, weiteres Personal einzustellen, und in den expansiven Investitionsplänen zeigt sich die weiterhin solide konjunkturelle Situation der Wirtschaft des Landes Bremen.“ Angesichts der fehlenden Fachkräfte betonte Fonger: „Es ist dringend geboten, mit Blick auf die anstehende Legislaturperiode den schulischen und beruflichen Bildungsbereich finanziell und infrastrukturell deutlich besser auszustatten.“ So seien der fehlende Nachwuchs und die angespannte Fachkräftesituation in der bremischen Wirtschaft ein limitierender Faktor. „Das ist aus den Rückmeldungen der Unternehmen deutlich zu erkennen“, ergänzte der Hauptgeschäftsführer.
Für die Konjunkturumfrage wurden 437 Unternehmen befragt. 30 Prozent der Betriebe aus dem produzierendem Gewerbe, Handel und Dienstleistungen schätzten die gegenwärtige Geschäftssituation als gut ein. 61 Prozent bewerteten die Lage mit „befriedigend“ und neun Prozent mit schlecht. Die positiven Rückmeldungen zur aktuellen Lage stammten aus fast allen Branchen. Besonders erfreulich gestimmt zeigten sich das Baugewerbe, Banken und sonstige Dienstleistungen. Einzig die Gastronomie und Hotellerie melden weniger zufriedenstellende Geschäfte. Gerade diese Branche sucht händeringend nach Mitarbeitern.
Auf die Frage nach den Geschäftsprognosen für die kommenden zwölf Monate verzeichnet der Konjunkturreport etwas mehr Negativmeldungen (21 Prozent) als Positivmeldungen (16 Prozent), sodass in der Summe von einer leicht nachlassenden Entwicklung auszugehen ist. Der Handelskammer-Konjunkturindikator, der die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen der Unternehmen mit einbezieht, gibt etwas nach und notiert bei 106 Punkten.
Unterscheidet man zwischen Bremen und Bremerhaven, ergibt sich folgendes Bild: Nach der leichten Stimmungsaufhellung in der Hansestadt zum Jahresbeginn, hat das Geschäftsklima in der Wirtschaft wieder etwas nachgelassen. In der Summe überwiegen die positiven Rückmeldungen zur derzeitigen Situation weiterhin deutlich. Allerdings wird das laufende Geschäft insgesamt nicht mehr ganz so gut beurteilt wie zuletzt. Für die kommenden Monate stellen sich die Unternehmen auf ein zunehmend schwieriger werdendes Geschäftsumfeld ein und rechnen mit einer eher ungünstigen Entwicklung. Die in der Stadt Bremen stark zum Außenhandel neigende Wirtschaft geht aktuell von keinen zusätzlichen Impulsen durch das Exportgeschäft aus und nimmt auch die Entwicklung der Inlandsnachfrage zunehmend als Risikofaktor wahr. So schätzten die Bremer Betriebe den Fachkräftemangel als größtes Risiko ein. Insgesamt zeugen aber expansive Personal- und Investitionspläne weiterhin von einer stabilen Ausgangslage.
Stimmung in Bremerhaven hat sich aufgehellt
Die Bremerhavener Wirtschaft trotzt der abflauenden Konjunktur in Deutschland. So zeigt es die Konjunkturumfrage bei den Unternehmen in der Seestadt. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat sich die Stimmung sogar etwas aufgehellt. Die Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage überwiegend als gut. Der Blick auf die zukünftige Geschäftsentwicklung fällt bei der Bremerhavener Unternehmerschaft deutlich optimistischer als in Bremen aus.
Schon in der zweiten Jahreshälfte 2018 zeigte sich eine relativ positive Stimmung in der Seestadt, während sich die Konjunkturaussichten in Bremen eintrübten. Grund dafür dürfte eine insgesamt geringere Abhängigkeit vom Exportgeschäft sein, sodass die nachlassende Weltkonjunktur und zunehmende Handelsrisiken weniger ins Gewicht fallen. Der Bedarf an weiteren Fachkräften wird auch von den Bremerhavenern Unternehmen gemeldet. Sie blicken mit Sorge auf Lohnsteigerungen in Folge der dauerhaft angespannten Fachkräftesituation.
Bereits zuvor hatte der Arbeitgeberverband Nordmetall mitgeteilt, dass sich der negative Konjunkturtrend vom vergangenen Herbst fortsetze. In der Frühjahrsumfrage gaben fast 20 Prozent an, dass sie eine Verschlechterung ihrer Geschäfte erwarten. Außerdem haben viele Unternehmen Probleme, sowohl ausreichend Azubis als auch Fachkräfte zu finden.