Die stadtbremischen Häfen sollen mehr öffentliche Gelder für ihre Entwicklung bekommen. Anstatt die finanzielle Unterstützung kleiner werden zu lassen, müsse sie um 15 Prozent steigen, lautet die gemeinsame Forderung der Bremischen Hafenvertretung (BHV) und der Initiative Stadtbremische Häfen (ISH), die BHV-Präsident Hans-Joachim Schnitger am Mittwoch im Hafenausschuss vorgestellt hat. Durch die Investitionen solle der Hafenumschlag wieder wachsen und die Beschäftigung im Hafen gesichert werden.
Das zusätzliche Geld, sagte Schnitger, soll in die landeseigene Hafengesellschaft Bremenports fließen, die damit Hafenanlagen ertüchtigen soll. Der BHV-Präsident sieht dort nämlich „Nachholbedarf“. Er sagte: „Wir müssen wettbewerbsfähig gegenüber den Westhäfen bleiben“ – und meint damit die Mitbewerber in Antwerpen oder Rotterdam, mit denen die bremischen Häfen um Ladung konkurrieren.
"Einigermaßen mutig, Zielzahlen vorzugeben"
Mehr Geld soll aber nur ein Baustein sein, um die vom BHV gewünschten Ziele zu erreichen. Die sind nämlich ehrgeizig: So sprach Schnitger am Mittwoch davon, dass der Umschlag von heute 74 Millionen Tonnen in den bremischen Häfen künftig auf deutlich über 80 Millionen Tonnen pro Jahr steigen soll. 2012 habe er bereits schon einmal bei 84 Millionen Tonnen gelegen. Ähnliches gilt auch für die verschiedenen Ladungsarten: Die Zahl der umgeschlagenen Standardcontainer soll von jetzt 5,5 auf mehr als sechs Millionen steigen; der Autoumschlag in Bremerhaven soll mit dem belgischen Mitbewerber Zeebrügge gleichziehen; die Stückgut-Ladungen (Breakbulk) sollen sowohl in Bremen und Bremerhaven zulegen.
„Das Thema rückläufige Tonnage haben wir schon in vielen Sitzungen verhandelt“, erklärte Susanne Grobien, Vorsitzende des Hafenausschuss. Bei der von Schnitger gewünschten Ressortzusammenlegung von Wirtschafts- und Verkehrssenator, verwies die CDU-Politikerin auf die Zeit nach der Wahl.
Häfensenator Martin Günthner (SPD) begrüßte, dass sich die Hafenvertretungen mit Ideen an den Hafenausschuss wende, fand es jedoch „einigermaßen mutig, Zielzahlen vorzugeben“. Schließlich könnte man das nicht einfach so beschließen. Die Forderungen der BHV verstehe er als Appell, das Wachstum der bremischen Häfen als Aufgabe aller beteiligten Akteure zu sehen. Gleichzeitig habe Günthner das Gefühl, dass noch deutlicher werden muss, dass die Hafenwirtschaft das Rückgrat der Wirtschaft ist.
ISH-Vorstand Dieter Kanning wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass neben den reinen Hafenbetrieben auch noch etliche weitere Firmen von den Umschlagplätzen abhängig seien. „Diese Betriebe investieren in ihre Zukunft“, sagte Kanning. Daher müsse das auch die Politik tun.
Eine Sorge, die die Hafenwirtschaft umtreibt, ist der Fachkräftemangel. Er mache vor der maritimen Branche keinen Halt und ziehe sich durch alle Unternehmen im Hafen, machte der ISH-Vorstand deutlich. Deswegen planten ISH und BHV eine gemeinsame Initiative, um mehr Jugendliche für einen Hafenberuf zu begeistern. So sollen vor allem Schüler angesprochen werden, damit sie einen Einblick in die verschiedenen Berufsfelder in einem Häfen bekämen. „Denn viele wissen gar nicht mal, welche Jobs es da gibt“, sagt Kanning. Die beiden Vereine wollen daher demnächst zusammen auftreten und gemeinsam die Kampagne steuern, die für die Berufe im Hafen werben soll.