Die finanzielle Situation des Bremer Flughafens bleibt aufgrund der Corona-Auswirkungen weiterhin angespannt. Ohne Hilfe von außen kommt der Airport nicht über die Runden - auch wenn der Flugverkehr wieder langsam in Gang kommt. Bis Juni war die Finanzierung bislang gesichert. Nun soll es darüber hinaus erneut Geld aus dem sogenannten Cash-Pooling geben.
Cash-Pooling ermöglicht es der Stadt Bremen, die auch Eigentümerin der Flughafen GmbH ist, eigenen Unternehmen Überziehungskredite wegen Einnahmeausfällen zu gewähren, die durch die Corona-Krise entstanden sind. Den Topf hatte die Stadt im vergangenen Jahr während des ersten Lockdowns eingerichtet.
„Um die Finanzierung des Flughafens bis Ende kommenden Jahres sicherzustellen, werden wir in den kommenden Wochen die Teilnahme am Cash-Pool 2 der Stadt Bremen beantragen“, sagte Flughafenchef Elmar Kleinert auf Nachfrage. Der Luftverkehr ziehe zwar wieder etwas an und die steigende Anzahl an Fluggästen werde auch wieder zu höheren Einnahmen des Flughafens führen. „Diese werden allerdings in diesem Jahr noch nicht ausreichen, um die Kosten des Flughafens zu decken – es führt also nur zu einer Entlastung der finanziellen Situation.“
Schon im vergangenen Jahr gab es Geld aus diesem Topf, um nicht Insolvenz anmelden zu müssen. Laut Flughafen lag der Verlust für 2020 bei über 20 Millionen Euro. Auch im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Defizit im zweistelligen Millionenbereich. Die Lage des Flughafens wird deutlich an den Passagierzahlen: 2019, also vor Corona, waren es 2,31 Millionen Reisende, die den Airport nutzten, im vergangenen Jahr waren es 594.680.
„Die Aufnahme des Flughafens in die Fortführung des temporären Cash-Poolings der Freien Hansestadt Bremen soll noch im Mai finalisiert werden“, sagte Staatsrat Tim Cordßen, Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Bremen GmbH. Die Liquidität werde damit unabhängig von allen anderen Unterstützungsschritten und Entscheidungen bis zum 31. Juli 2022 gesichert sein. Die rechtliche Grundlage liege vor, damit man durch zusätzliche Gelder zum Eigenkapital die aufgelaufenen Verluste kompensieren kann, die infolge der Corona-Pandemie entstanden sind. Denn das Okay dafür gibt es seitens der Europäischen Kommission. Sie hat dazu die sogenannte „Bundesregelung für Rekapitalisierungsmaßnahmen und nachrangiges Fremdkapital 2020“ genehmigt. Cordßen sagte darüber hinaus: „Die Freie Hansestadt Bremen als alleiniger Gesellschafter der Flughafen Bremen GmbH möchte davon Gebrauch machen.“
Finanzielle Mittel sind dringend nötig
Außerdem erwartet der Flughafen die Hilfen vom Bund. In welcher Höhe die ausfallen werden, steht noch nicht fest. Eine Milliarde Euro stellt der Bund dafür insgesamt für deutsche Flughäfen zur Verfügung.
Unabhängig von den Folgen der Corona-Krise befindet sich der Flughafen, der zusammen mit seinen Tochterunternehmen 420 Beschäftigte hat, in einem Umstrukutrierungsprozess. Hintergrund dafür ist, dass sich in den vergangenen Jahren ein Sanierungsstau von mehr als 70 Millionen Euro aufgebaut hatte.
Aufsichtsratsvorsitzender Cordßen ist trotz der Herausforderungen zuversichtlich, was die Zukunft des Airports angeht: „Zusammen mit der Umsetzung des Sanierungskonzeptes, das wir im Aufsichtsrat gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite einstimmig beschlossen haben, sehe ich den Flughafen auf einem weiterhin herausfordernden, aber dennoch guten Weg.“ Das Sanierungskonzept beinhalte unter anderem umfassende Einsparungen insbesondere bei den Personalkosten des Flughafens im Gesamtumfang von rund 100 Stellen. Außerdem gehe es um die Optimierung der Bodenverkehrsdienstleistungen sowie dem Ausbau der Digitalisierung in wesentlichen Steuerungsprozessen. Zu den Schritten des Gesellschafters gehöre unter anderem die dauerhafte Kostenübernahmen für die Feuerwehr oder für Aufgaben der Luftaufsicht.
Für die Airport-Feuerwehr - der Beschluss wurde bereits Ende 2019 gefasst - erhält der Flughafen jährlich vier Millionen Euro. Die Feuerwehr, die unter hoheitliche Aufgaben fällt, hatte der Airport bis dahin auf eigene Kosten betrieben. Bei anderen Flughäfen war das schon lange gängige Praxis mit der Geldspritze.
„Ich bin zuversichtlich, dass es mit dem Gesamtpaket an Maßnahmen gelingen wird, den Flughafen in sichere Bahnen zu lenken und seinen Fortbestand wirtschaftlich abzusichern“, so Cordßen. Der Flughafen erfülle für den Standort eine wirtschaftlich überaus bedeutende Funktion und sei einer der wesentlichen Motoren für die künftige Entwicklung der gesamten nordwestdeutschen Region. „Dessen sind sich alle Beteiligten bewusst.“