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Einbruch bei Kreditvergabe Bremer Aufbau-Bank stellt Bilanz für 2018 vor

Weil die Zinsen niedrig sind, gibt es für die Bremer Aufbau-Bank deutlich weniger Kreditgeschäft. Um 35 Prozent sank es im Vergleich zum Vorjahr. Am Donnerstag stellte die Förderbank die Bilanz für 2018 vor.
04.07.2019, 18:39 Uhr
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Bremer Aufbau-Bank stellt Bilanz für 2018 vor
Von Lisa Schröder

Die Stunde der Förderbank schlägt zurzeit nicht. Da passt es fast, dass die Glocken des Bremer Doms aus dem Takt sind, als die Bremer Aufbau-Bank (Bab) am Donnerstag ihren Geschäftsbericht für 2018 vorstellt. „Wir freuen uns über ein gutes Jahr“, leitete Jörn-Michael Gauss ein. Schon im nächsten Satz erklärte der Geschäftsführer aber, worunter seine Förderbank gerade „enorm“ leidet. Schon seit einer Weile sind es die niedrigen Zinsen. Die Banken „schwimmen in Liquidität“. Die Geschäftsbanken könnten darum Kredite zu Konditionen anbieten, „wo man uns dann nicht mehr braucht“.

Das Kreditvolumen ist im vergangenen Geschäftsjahr denn auch auf 75 Millionen Euro gefallen – von 116 Millionen Euro 2017. Das entspricht einem Rückgang von 35 Prozent. In Zeiten, in denen die Konjunktur rundläuft, ist die Hilfe der Förderbank weniger nötig. Darum freut man sich hier über die Wirtschaftslage zwar und dann auch wieder nur bedingt. Denn für das eigene Geschäft ist sie ein Problem. Weil es den Unternehmen gut geht, können die Banken das Risiko bei einer Kreditvergabe selbst tragen und müssen die Förderbank als Partner seltener anfragen. „Die machen zurzeit eben gerne das Geschäft selbst“, sagte Gauss. Als Förderbank dürfe man mit den Banken nicht in Konkurrenz treten.

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Die Bab legt ihr Geld – etwa in Schuldscheindarlehen für Landesbanken – an: 45 Millionen Euro sind es dieses Jahr. Selbst Risikokapital wird laut Gauss kaum angefordert, „zu unserem großen Bedauern“. Die Förderbank hat eine eigene Tochter, die in solchen Fällen als Investorin auftritt. 2018 vergab sie 1,9 Millionen Euro – vergleichsweise wenig.

2000 Beratungen im Starthaus

Insgesamt ist die Förderbank aber zufrieden mit den verschiedenen Förderprogrammen. Das Investitionsvolumen der geförderten Unternehmen lag bei rund 300 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr gingen daneben 4,3 Millionen Euro in 70 Mietwohnungen als Teil des Wohnraumförderprogramms Bremens. In Luft- und Raumfahrtprogrammen vergab die Bank 3,1 Millionen Euro. In diesem Jahr ist das Gründerzentrum der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa gestartet. Dort sollen Start-ups der Branche aus Bremen und Norddeutschland gefördert werden. Die Esa habe 29 solcher Zentren, sagte Ralf Stapp, ebenfalls Geschäftsführer der Aufbau-Bank. „In Bremen gibt es nun eins davon.“

Im Zeichen der Sterne steht darum die Optik des Geschäftsberichts. Als eckiger Planet ist auf dem Titelblatt die Bab zu sehen, daneben schwebt ein kleiner Planet – das Starthaus. Das Gründungsangebot sieht Stapp als neues Feld neben dem Kreditgeschäft. Außerdem sei die Vergabe von Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) eine neue Ertragsquelle. Die zu finden sei wichtig, erklärte Stapp: „Es ist eine Aufgabe für alle Förderbanken, sich entsprechend dem Umfeld und Markt anzupassen.“ Anzupassen – das gilt auch in Bezug auf die neue Koalition in Bremen. Die Bab sei eine „politische Bank“ und müsse immer auch schauen, welche Aufträge sie bekomme.

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Für die Entwicklung des Starthauses zog Geschäftsführer Stapp eine positive Bilanz. Im vergangenen Jahr habe es dort mehr als 2000 Beratungen für Start-ups und andere Gründer gegeben – ein Drittel davon für Frauen. Ihr Anteil soll noch steigen. Eine neue Leitung für die Gründeranlaufstelle soll es zunächst nicht geben. Das Starthaus solle keine Hierarchie wie eine Pyramide haben: Es gehe um agile Strukturen. „Aktuell ist es so, dass wir gut damit fahren.“ Der Ansatz, schneller auf Anforderungen zu reagieren, beweglicher zu sein, soll darüber hinaus auf die Förderbank insgesamt abfärben. Agilität – das Zauberwort für den Wandel.

Umzug an Domshof

Räumlich gibt es den schon bald: Die Bab zieht ab Ende des Jahres nach und nach in den neuen Standort am Domshof ein. Zunächst soll sich das Starthaus im neuen Gebäude, das der Handelskammer gehört, einrichten. Stapp verspricht sich davon erneut einen Schub, weil die Sichtbarkeit des Angebots zulege. Direkt vor Ort soll es für die geförderten Gründerinnen und Gründer Arbeitsplätze geben: Coworking. Doch auch hier gelte: Die Bab wolle keine Konkurrenz für bereits bestehende Angebote schaffen.

Die Bab als Kreditgeber werde dann wieder wichtig, wenn die Konjunktur sich abschwäche. Anzeichen und Warnungen sind dieser Tage zu hören. „Das wird uns sehr stark erreichen. Dann sind wir gefragt. Dann müssen wir die schwierigen Situationen von Unternehmen begleiten.“

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