Die noch junge Bremer Fluggesellschaft Evia Aero will ihre Passagiere in Maschinen mit alternativen Antrieben befördern. Dafür will sie nun 25 vollelektrische Regionalflieger des Typs "Alice" vom US-Unternehmen Eviation kaufen. Dazu hat Evia Aero eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet, wie Eviation am Mittwoch mitgeteilt hat.
Die Bremer Fluggesellschaft will mit diesen Maschinen Regionalflüge in Deutschland, Dänemark, Belgien, Österreich und den Niederlanden anbieten. Bei der Eviation "Alice" handelt es sich nach Herstellerangaben um das erste flugerprobte Regionalflugzeug dieser Größe. Es bietet Platz für bis zu neun Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder. Laut Eviation liegen die Betriebskosten der "Alice" bei einem Bruchteil von dem eines Light-Jets oder eines Turboprop-Fliegers und das Flugzeug erzeugt keinerlei CO2-Emissionen.
Über 400 Kilometer Reichweite
Ende September hatte die "Alice" beim Moses Lake östlich von Seattle ihren Jungfernflug absolviert. Laut Medienberichten war das E-Flugzeug acht Minuten in der Luft mit einer Höhe von bis zu 3500 Fuß, was etwa 1100 Metern entspricht. Möglich soll aber eine Flughöhe von bis zu 32.000 Fuß sein, was etwa 9750 Metern entspricht. Die Maschine soll eine Reichweite von bis zu 463 Kilometern haben und dabei eine Höchstgeschwindigkeit von 407 Stundenkilometer erreichen.
Angetrieben wird die Passagiermaschine von zwei Elektrotriebwerken mit einer Leistung von jeweils 634 Kilowatt, die sich am Heck des Fliegers unter dem Leitwerk befinden. Mit an Bord ist außerdem ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 820 Kilowattstunden. Die maximale Nutzlast des Fliegers liegt bei etwa 1,1 Tonnen. Wie lange es braucht, bis die Batterie wieder volle Ladung hat, ist bisher nicht bekannt.
Kleine Flughäfen miteinander verbinden
Der Geschäftsführer und Gründer des Bremer Unternehmens Evia Aero, Florian Kruse, sagte: "Zusammen mit Eviation, einem Pionier des Elektroflugs, werden wir eine Flotte von emissionsfreien Flugzeugen einführen, die die Art und Weise, wie wir den Regionalverkehr heute in Europa erleben, verändern wird." Kruse, der zuvor Prokurist des Bremer Airports war, ergänzte: "Wir sind fest entschlossen, die Luftfahrtindustrie ganzheitlich zu verändern, indem wir einen Kreislauf von lokaler Energieerzeugung, Speicherung und Flugbetrieb umsetzen werden." Aufgrund der niedrigeren Betriebskosten sei die Maschine dazu geeignet, statt der großen Drehkreuze eher die kleineren Regionalflughäfen miteinander zu verbinden.
Erst im Juli hatte Evia Aero eine Absichtserklärung über die Anschaffung von zehn mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebenen Passagiermaschinen unterzeichnet. Diese Britten Norman "Islander" stammen vom britischen Unternehmen Cranfield Aerospace Solutions (CAS). Das Unternehmen erwartet für 2025 die Zulassung und entwickelt gerade den Umbau von zweimotorigen Propeller-Flugzeugen mit Platz für neun Personen hin zur Wasserstoffvariante.
2027 will Evia Aero loslegen
Der Umbau des neunsitzigen, zweimotorigen Propeller-Flugzeugs wird derzeit von CAS entwickelt. Für 2025 erwartet CAS nach eigenen Angaben die Zertifizierung und Zulassung für dieses Produkt für emissionsfreie Passagierflüge. Florian Kruse lobte damals die Britten Norman "Islander": „Die Maschinen sind das ideale Fluggerät für die Küstenregionen in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Hier gibt es eine starke Nachfrage der Wirtschaft für nachhaltigen Luftverkehr.“ Evia Aero will in fünf Jahren mit Flugzeugen mit voll-elektrischem Antrieb und einem europäischen Streckennetz mit etwa 15 Flughäfen an den Start gehen.
Die Flugzeuge, die für das eigentliche Geschäftsmodell gedacht seien, sollten mit 20 Passagieren für Reichweiten bis zu 800 Kilometer ausgelegt sein. Hinter Evia Aero steht nach eigenen Angaben ein Expertengremium mit Vertretern aus den Bereichen erneuerbare Energien, Batterietechnik und Luftfahrtgesellschaften. Heimatbasis von Evia Aero soll Bremen sein.
Evia Aero ziele darauf ab, die Entwicklung regionaler Wirtschaftsräume zu stärken, indem Passagieren die Möglichkeit gegeben wird, „kostengünstig, zeitsparend und nachhaltig zu reisen“, so Kruse. Verlorene Märkte sollen in einer nachhaltigen und wirtschaftlich effizienten Kombination mit einem neuen Luftverkehrsprodukt reaktiviert werden. Heimatbasis der Airline soll Bremen sein. Was die "Alice" von Eviation angeht, sind die Bremer nicht die einzigen, die Interesse an diesem E-Flieger haben: Auch DHL soll bereits zehn Frachtversionen dieses Typs bestellt haben.