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Gastgewerbe Warum Bremer Hotels und Gaststätten in der Krise stecken

Die Krise im Gastgewerbe hält an: Bremer Hotels und Gaststätten kämpfen mit Umsatzeinbußen. Wird ein Wirtschaftsaufschwung die Rettung bringen?
23.07.2025, 17:32 Uhr
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Warum Bremer Hotels und Gaststätten in der Krise stecken
Von Christoph Barth

Die Gastgewerbe steckt weiter in der Krise. Nach neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes sank der Umsatz in Hotels, Restaurants und Kneipen bundesweit im Mai um fast fünf Prozent gegenüber dem Vormonat. Auch die Vertreter der Bremer Hotels und Gaststätten halten die Lage ihrer Betriebe weiterhin für schwierig. Ihre Hoffnung richtet sich auf einen Wirtschaftsaufschwung in Deutschland, der ihnen wieder mehr zahlungsbereite Kunden an Tische und Tresen bringt.

"Die ersten drei Monate des Jahres waren richtig schlecht", sagt Detlef Pauls, Landeschef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Bremen. Die Sommersaison beschert vielen Restaurants und Gaststätten mit Außengastronomie zwar jetzt wieder steigende Umsätze. Aber der jahreszeitübliche Aufschwung verdeckt nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes einen realen Rückgang der Umsätze: Die Statistiker rechnen kalender- und saisonbedingte Faktoren – also etwa das wärmere Wetter und die Lage von Feiertagen – sowie die Inflationsrate aus ihren Zahlen heraus, um zu langjährigen Vergleichen zu kommen. Und bei denen zeigt die Tendenz nach unten.

So habe das Gastgewerbe im Mai 4,6 Prozent weniger Umsatz gemacht als im April. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Umsatz um vier Prozent. Den stärksten Rückgang musste im Mai das Hotelgewerbe mit einem Umsatzminus von sieben Prozent im Vergleich zum Vormonat verkraften; gegenüber dem Vorjahr waren es vier Prozent. In der Gastronomie ging der Umsatz um 3,9 Prozent zurück, im Vergleich zum Mai 2024 um 4,9 Prozent.

Umsatzminus von zehn Prozent

Betrachtet man die reinen Buchungszahlen, ging es für Dehoga-Landeschef Pauls, der das Hotel Munte am Stadtwald betreibt, seit April zwar bergauf. "Aber die Lage bleibt generell schwierig", räumt er ein. "Die Gäste buchen immer kurzfristiger." So sei der August bislang schwach nachgefragt – es bleibt die Hoffnung, dass Spätbucher die Hotelzimmer doch noch füllen.

Auch Oliver Trey, Vorsitzender der Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG), die vor allem Gaststätten vertritt, beobachtet das saisonale Auf und Ab. "Natürlich profitieren unsere Betriebe gerade vom wärmeren Wetter", stellt er fest. "Aber unter dem Strich haben wir seit Anfang des Jahres ein Minus von zehn bis zwölf Prozent zu verzeichnen." Für einen Betrieb mit zehn Tischen, der mit acht besetzten Tischen kostendeckend arbeitet und bei sieben Tischen bereits Verluste macht, könne ein Umsatzrückgang von zehn Prozent über den Fortbestand entscheiden, rechnet er vor. "Nach wie vor schließen mehr Betriebe als neue eröffnen."

Jüngstes Beispiel: Achims Beck'shaus in der Innenstadt, Ecke Pelzerstraße/Carl-Ronning-Straße. Seit Ende Juni ist die Traditionskneipe geschlossen. Kein Einzelfall, so die Bremer Gastro-Gemeinschaft: "Es sind mehr leer stehende Läden im Angebot als nachgefragt werden", stellt Trey fest. "Nach vier, fünf Jahren Dauerkrise sind bei vielen die Rücklagen aufgebraucht." Entsprechend sei die Stimmung noch schlechter als im vergangenen Jahr: "Viele Kollegen sagen: Es macht gerade überhaupt keinen Spaß", berichtet Trey.

Mehrwertsteuer soll gesenkt werden

Die Bundesregierung will den Gastronomen mit einer Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent unter die Arme greifen – so wie während der Corona-Krise. Für Dehoga-Landeschef Pauls ist das keine Bevorzugung seiner Branche gegenüber anderen: "Mit Subventionen hat das nichts zu tun", beharrt er. "Außerhalb der Gastronomie gilt auf Lebensmittel ja auch der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent." Außerdem werde die Steuerersparnis bestenfalls die Kosten auffangen, die durch die Erhöhung des Mindestlohns im Gehaltsgefüge der Gastronomie entstünden. Der Mindestlohn soll von zurzeit 12,80 Euro pro Stunde im Januar 2026 auf 13,90 Euro und ein Jahr später auf 14,60 Euro steigen.

Nach Einschätzung von BGG-Chef Trey werden die Lohnerhöhungen sogar zu weiter steigenden Preisen in der Gastronomie führen. "Wir müssen die steigenden Kosten durch höhere Löhne weitergeben", beteuert er. Das wiederum könnte dazu führen, dass noch mehr Gäste es sich zweimal überlegen, ob der Restaurantbesuch mit der Familie oder ein Abend in der Kneipe mit Freunden und Kollegen noch drin ist.

Die Gastronomen hoffen deshalb auf einen stabilen Wirtschaftsaufschwung in Deutschland. "Die Grundstimmung in der Bevölkerung muss einfach besser werden", sagt Dehoga-Chef Pauls. Und auch der BGG-Vorsitzende Trey setzt auf die Konjunktur. Er spekuliert: "Wenn der Mercedes-Arbeiter weiß, dass sein Job sicher ist, geht er vielleicht auch wieder häufiger ein Bierchen trinken."

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