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Bremer Häfensenatorin fordert "Weservertiefung muss endlich vorankommen"

Häfensenatorin Kristina Vogt (Linke) hat sich beim Bremer Kapitänstag zur Weservertiefung bekannt. Sie forderte nach 20 Jahren des Redens endlich eine Umsetzung. Warum sie dies aber nur fordern kann.
07.09.2024, 11:23 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen

Auf dem Bremer Kapitänstag am Freitagabend im Rathaus hat sich Bremens Häfensenatorin Kristina Vogt (Linke) für die Vertiefung der Außenweser ausgesprochen: "Da reden wir jetzt seit 20 Jahren drüber." Nun müsse das Projekt endlich mal in die Umsetzung gehen. Mit dieser Forderung konnte sie bei den mehr als 300 Gästen in der Oberen Rathaushalle punkten und erhielt Applaus dafür. Als Gastredner setzte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) noch einen drauf: "Auch mit der Vertiefung der Unterweser muss es endlich vorangehen." Lies beschwor nicht nur hier sondern insgesamt ein gemeinsames Vorgehen von Bremen und Niedersachsen, statt gegeneinander zu arbeiten.

In seiner gut 27 Minuten langen Rede beschwor er die Gemeinsamkeiten, die beide Bundesländer haben. Dabei machte er auch einen Schlenker zu den Problemen, vor denen Volkswagen gerade stehe: "Die Menschen sind verunsichert, ob sie sich demnächst ein Elektroauto oder einen Verbrenner kaufen sollen. Und statt sich entweder das eine oder das andere zu kaufen, kaufen sie überhaupt nichts. Das ist die schlechteste Lösung. Die Entscheidung, sich einen Verbrenner oder ein E-Auto zu kaufen, ist beides richtig. Wir müssen raus aus dieser Verunsicherung." Hier schlug er erneut eine Parallele zu Bremen mit dem Mercedes-Werk. Auch beim Thema Stahl stehen Bremen und Niedersachsen vor den gleichen Herausforderungen.

Wirtschaftsminister Lies lobt Bremens Hafentradition

Mit dem Ruf des gebürtigen Wilhelmshaveners nach Kooperation und mit dem Lob für Bremens Hafentradition, die in Niedersachsen so seinesgleichen suche, konnte er bei seinen Zuhörern punkten: "Bremen hat als Hansestadt eine Hafentradition, die es auch ruhig zeigen darf. Ihr könnt stolz sein auf Eure Geschichte." Der große Applaus war ihm mit seiner Rede sicher.

Häfensenatorin Vogt forderte am Abend außerdem erneut vom Bund mehr finanzielle Unterstützung zu für die deutschen Häfen als momentan 38,5 Millionen Euro pro Jahr. Außerdem blickte sie auf das finanzkräftigere Hamburg, dass von sich aus mehr Geld in die Hafeninfrastruktur stecken könne als Bremen mit seiner Haushaltsnotlage.

Vogt und Lies können die Vertiefung der Außen- und Unterweser fordern, beeinflussen können Sie das Vorankommen in diesem Projekt aber kaum. Denn da es sich bei der Weser um eine Bundeswasserstraße handelt, ist der Bund derjenige, der für das Projekt die Verantwortung trägt. Und hier sieht es alles andere als nach einem schnellen Okay aus. Eher das Gegenteil, denn das Projekt wurde vom Bundesrat weg von einem beschleunigten Verfahren zu einem herkömmlichen Planfeststellungsverfahren zurückgestuft. Dieser Entschluss wurde Ende 2023 so sogar im Bundesrat gefasst, also dort, wo die Bundesländer über Bundesgesetze abstimmen dürfen.

Außenweser um einen Meter vertiefen

Wäre das Planfeststellungsverfahren irgendwann abgeschlossen, sieht das Projekt so aus: Die Außenweser soll durchschnittlich um einen Meter tiefer werden, um so für das Containerterminal Bremerhaven eine tideunabhängige Erreichbarkeit für Großcontainerschiffe zu ermöglichen. Dabei handelt es sich um Schiffsriesen mit einem Abladetiefgang von maximal 13,50 Meter. Für den Seehafen Brake soll die tideabhängige Erreichbarkeit für Massengutschiffe auf der Unterweser mit einem Abladetiefgang von maximal 12,80 Meter erreicht werden. Umweltschutzverbände lehnen dieses Vorhaben ab.

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Zurück zum Kapitänstag: Dort warben sowohl Häfensenatorin Vogt als auch Christoph Bruns als Präsident der Bremischen Hafenvertretung für die Logistics-Connect. Dabei handelt es sich um ein neues Messeformat, das im kommenden Frühjahr zum ersten Mal in Bremen stattfinden soll.

25.000 Euro an Spenden für Bremer Seemannsmission

Die letzte Rede des Abends auf diesem 57. Kapitänstag gehörte traditionell dem Hafenkapitän. Stephan Berger schaffte es zu fortgeschrittener Zeit, den Gästen näherzubringen, welche Gefahren das moderne Piratentum für die Schiffscrews bedeuten. Dazu schilderte er aus seiner Zeit als Kapitän bei Hapag-Lloyd, wie er und seine Schiffscrews sich auf einen möglichen Anschlag vorbereitet hatten. Dies verband er mit der Bitte, für die Bremer Seemannsmission zu spenden – mit Erfolg, denn nachdem BHV-Präsident Christoph Bruns noch 52 Euro draufgelegt hatte, lag die Summe am Ende bei 25.000 Euro, wofür sich Diakon Magnus Deppe noch am Abend herzlich bedankte.

Und neben dem hohen Spendenergebnis gab es an diesem Kapitänstag etwas, dass es so laut Christoph Bruns vorher erst zwei Male gegeben hat: Aufgrund der Hitze in der oberen Rathaushalle durften die Gäste ihre Jacketts bereits um 19.25 Uhr ausziehen – doch so einige Kapitäne behielten standhaft den ganzen Abend ihre Uniform an. Dabei ist das ja an diesem Abend das dritte Mal gewesen, und dreimal ist ja bekanntlich Bremer Recht.

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