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Ausgezeichneter Friseur Von Bremen zur Fashion Week: Stefan Hagens ist Handwerker des Jahres

Friseur Stefan Hagens freut sich über die Auszeichnung zum Handwerker des Jahres. Was ihn jeden Tag an seinem Beruf erfreut, und wie er selbst bei der Berliner Fashion Week so manchen Promi frisieren durfte.
12.09.2025, 05:00 Uhr
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Von Bremen zur Fashion Week: Stefan Hagens ist Handwerker des Jahres
Von Florian Schwiegershausen

Da hält Stefan Hagens die Preistrophäe in der Hand – seit Donnerstagabend ist er Bremens Handwerker des Jahres. Die Trophäe zeigt den Daumen hoch. Das scheint zu passen, denn im Rückblick auf sein Berufsleben sagt der 57-Jährige dankbar: "Ich hatte immer Glück." Dieses Glück strahlt er selbst irgendwie aus. "Wenn ich jeden Tag sechs bis acht Mal am Tag von meiner Kundschaft gesagt bekomme, das habe ich gut gemacht, dann ist das ein schönes Gefühl", beschreibt es der Friseurmeister.

Auch wenn er sehr kommunikativ sei, hält er sich nicht für den bestinformiertesten Menschen im Stadtteil: "Man geht ja nicht mehr alle zwei Wochen zum Friseur, bei unserer Stammkundschaft ist es eher alle vier bis sechs Wochen." Viel wichtiger sei der Kundschaft heute, ob denn das ganze Team etwas davon habe, wenn Hagens die Preise erhöht. Aber die "Gala" als Zeitschrift werde weiterhin gern während des Friseurbesuchs gelesen.

Stefan Hagens wollte erst nicht Friseur werden

Dabei wollte Stefan Hagens anfangs gar nicht Friseur werden, obwohl er nun die fünfte Generation in seiner Familie ist. Eigentlich wollte er Medizin studieren. Doch sein Vater, der den Friseursalon in Bremen-Horn in der Wilhelm-Röntgen-Straße hatte, nahm ihn mit zu einer Show-Friseur-Veranstaltung. Das habe bei ihm das Feuer entfacht und ihm war klar: Ich möchte auch Friseur werden.

Was er mit Glück meint: Er hat anscheinend im richtigen Augenblick immer die richtigen Menschen getroffen - was dazu führte, dass er heute mit seinem Friseur "Hairliner's" einen Standort an der Schwachhauser Heerstraße nahe der Kreuzung Kirchbachstraße hat und den anderen in Horn an der Leher Heerstraße. In Horn hat er auch seine Wurzeln und ist dort aufgewachsen – inklusive der Kindheitserinnerungen an den Spielwarenladen Egon Kaselow gegenüber vom Salon seines Vaters.

Hagens und sein Geschäftspartner grundverschieden

Das Glück brachte ihn mit Rainer Kaemena zusammen, bei dem er die Ausbildung zum Friseur machte, damals am Dobben. Es habe seinerzeit keinen Friseur gegeben, der ihn ausbilden wollte: "Die sagten sich, dass ich nach der Ausbildung sowieso weg sei." Sein Vater habe bei Kaemena ein gutes Wort eingelegt. Daraus wurde eine geschäftliche Verbindung, die über Jahrzehnte hielt, und erst plötzlich durch Kaemenas Tod im vergangenen Jahr endete.

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Hagens beschreibt die Kooperation so: "Mit dem eigenen Salon hatte ich auf einen Schlag 250.000 Mark Schulden, war mir mit 23 Jahren aber gar nicht bewusst, was das bedeutet. Rainer hat mir diese Last abgenommen und sich da immer um die Zahlen gekümmert." So konnte sich Hagens als Friseur kreativ austoben. "Rainer und ich waren so grundverschieden, deshalb sind wir wohl gut miteinander ausgekommen." Hagens sagt es so: "Wären wir uns zufällig auf der Straße über den Weg gelaufen, wir hätten uns niemals angesprochen." Auch Kaemena wollte anfangs nicht Friseur werden – das verband beide. Hagens erinnert sich an den Antrieb seines Kompagnons: "Rainer wuchs in der Vahr auf, und der Friseur dort fuhr einen Borgward – und den halben Tag stand der Friseur vor seinem Laden. Da hatte sich Rainer gesagt: 'Wenn ich mir mit so wenig Arbeit einen Borgward leisten kann, dann möchte ich auch Friseur werden."

Berliner Fashion Week mit Heidi Klum

In den weiteren Berufsjahren schien Hagens weiter am richtigen Ort zu sein. So arbeitete er über Jahre für den Kosmetikhersteller L’Oréal. Dadurch war er auf großen Shows und Events unterwegs wie auch in Berlin die Fashion Week. So durfte er auch mal Heidi Klum die Haare schön machen. Dazu kamen Aufträge für fast jede Frauenzeitschrift.

Auch an Wettbewerben nahm Hagens teil und sagt im Rückblick: "Das war Rainer auch nicht so geheuer, wieso ich da seitenlange Anmeldungen ausfülle und auch noch Bilanzen angeben musste." Die Sorge seines Geschäftspartners: Dann könnten ja andere Einblick haben, wie das Geschäft laufe. Doch auch diese Mühe schien sich gelohnt zu haben: Hagens und Kaemena holten als Unternehmer des Jahres den "Global Salon Business Award", ausgezeichnet von der Uni Los Angeles und der Anderson School of Management.

In der Pandemie an die Azubis gedacht

Als sie in der Pandemie die Salons schließen mussten, suchte Hagens erst Filme im Internet, die den Azubis bei der Ausbildung helfen. Dann fand er in Österreich jemanden, der eine elektronische Lernplattform entwickelte, bei der Hagens seine Ideen einbringen konnte.

Nun ist er 57 Jahre alt und macht sich Gedanken über die Zukunft. Zwei Mitarbeiterinnen, die im Betrieb auch ihre Ausbildung machten, wollen Hairliner's weiterführen. Deshalb bindet sie der Friseurmeister schon jetzt in seine Geschäftsentscheidungen mit ein. In drei Jahren möchte er sich dann zurückziehen und mehr Zeit in Italien verbringen – irgendwo in Ligurien, also am Mittelmeer westlich und östlich von Genua.

Momentan bildet er sieben Azubis aus, ergänzt das mit Förder- und Fotoprojekten sowie mit Deutschunterricht für einige Azubis. "So gelingt es ihm nicht nur, gute Auszubildende zu gewinnen, sondern auch künftige Fach- und Führungskräfte", sagt Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Bremer Handwerkskammer. Nach der Preisverleihung feierte Hagens noch mit seinem Team und den anderen Gästen im Finanzzentrum der Sparkasse Bremen, die diese Veranstaltung seit Jahrzehnten ausrichtet.

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