Auf die Kritik der Handwerkskammer am Finanzloch des Bremer Jobcenters folgt direkt eine Reaktion der Behörde. Die Kammer machte sich Sorgen, dass nun die Förderung von Arbeitsgelegenheiten in den Handwerksbetrieben und bei der Weiterbildung im kammereigenen Berufsbildungszentrum auf der Kippe stehen könnten. Noch am Freitagabend teilte das Jobcenter mit: Bis Jahresende will die Behörde 1,5 Millionen Euro für die Förderung von Arbeitsgelegenheiten zur Verfügung stellen sowie 1,5 Millionen Euro für Weiterbildungen: "Seit heute besteht Klarheit, in welchem Umfang auch die Weiterbildungsförderung abgesichert ist."
Die Summe von knapp drei Millionen Euro stand jedoch zuvor schon im Raum. Das Geld war eigentlich zur Deckung von Verwaltungskosten gedacht, zum Beispiel für Dienstreisen oder Qualifizierungen im eigenen Hause. Das ändere jedoch nichts daran, dass dennoch hohe Summen für Förderungen dieser Art fehlen, wie Paul M. Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe vorrechnet: "Es verbliebe auch dann noch eine Kürzung der 'Eingliederungsmittel' um über sieben Millionen Euro – bei deutlich gestiegenen Kosten im Vorjahresvergleich." Demnach wurden dem Jobcenter Bremen-Stadt an Bundesmitteln für 2024 knapp 63 Millionen Euro zugewiesen – 14 Prozent weniger als die mehr als 73 Millionen Euro im Vorjahr. "Die Bundesregierung wird nicht müde, gleichzeitig von 'Job-Turbo' und 'Weiterbildungsoffensive' zu reden", kritisiert Schröder.
Handwerkskammer bleibt bei Kritik
Der Hauptgeschäftsführer der Bremer Handwerkskammer, Andreas Meyer, reagierte ebenfalls noch am Abend: "Es handelt sich hier ja nur um die Gelder bis Jahresende. Wir wissen dadurch also nicht, was aus diesen Maßnahmen im kommenden Jahr wird." Sollten die Gelder für die Weiterbildung fehlen, würde das Auswirkungen auf das kammereigene Berufsbildungszentrum treffen. Er gab bis zu 70 Stellen an, die davon betroffen seien.
Das Jobcenter betonte wiederum, dass von der Finanznot außerbetriebliche Berufsausbildungen unberührt seien. Sie seien durch bestehende Verträge abgesichert: "Dies betrifft zum Beispiel Maßnahmen für junge Menschen unter 25, wie Einstiegsqualifizierungen, assistierte Ausbildung und viele weitere Maßnahmen bei Trägern, die speziell für junge Menschen eingekauft wurden."
Zuvor meldete sich der Verband "Die Familienunternehmer" zu Wort. Der lehnt es ab, dass das Jobcenter auf sein Budget von 2025 zugreift, um die Finanzlücke für 2024 zu stopfen. Der Bremer Landesvorsitzende Peter Bollhagen bezeichnete diesen Plan als "inakzeptabel", er dürfe nicht Wirklichkeit werden: "Es schadet dem Vertrauen in öffentliche Institutionen." Der vorgebrachte Hinweis seitens des Jobcenters auf schwankende Vermittlungsquoten ist laut Bollhagen keine Entschuldigung: "Mit diesem Umstand kommen Jobcenter anderer Bundesländer auch zurecht." Das lasse an der Qualität der Vermittlungsarbeit in Bremen zweifeln.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert ein umfassendes Lösungspaket vom Senat. Verdi schätzt, dass bis zu 50 Prozent der Maßnahmen im Jahr 2025 nicht weiterfinanziert werden. „Diese Einsparungen werden auf dem Rücken derjenigen ausgetragen, die ohnehin schon am stärksten belastet sind", sagte der Bremer Verdi-Bezirksgeschäftsführer Markus Westermann.