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Mieten in Bremen 30 Quadratmeter Wohnfläche weniger für denselben Preis

Wieviel Quadratmeter bekommt man für 1000 Euro Kaltmiete? In Bremen fast doppelt so viel wie in München. Doch auch hier sind die Preise deutlich gestiegen. Experten schätzen ein, wie es weitergeht.
13.05.2022, 05:00 Uhr
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30 Quadratmeter Wohnfläche weniger für denselben Preis
Von Lisa Schröder

Die Mieten sind bundesweit deutlich gestiegen. Das zeigt eine Analyse von Immowelt. Für eine Nettokaltmiete von 1000 Euro gibt es in Großstädten weniger Wohnfläche. Bremerinnen und Bremer konnten vor zehn Jahren dafür eine Wohnung mit 120 Quadratmetern mieten, 2021 konnten noch 90 Quadratmeter bezogen werden. „Der Markt hat darauf schon reagiert, kostbaren Wohnraum besser zu nutzen. Die Neubauten sind deutlich kleiner geworden“, beobachtet Khaled Hadidi von Robert C. Spies. Der Geschäftsführer des Immobilienunternehmens vergleicht die Bremer Lage mit Hamburg: Die Hansestadt an der Weser nähere sich bei der Wohnfläche der Hansestadt an der Elbe an. In neuen kleineren Wohnungen sei der Platz oft viel effizienter genutzt.

In Berlin und Hamburg fiel die Größe im 1000-Euro-Vergleich von Immowelt mit je rund 70 Quadratmetern deutlich geringer aus als in Bremen. In beiden Städten täten sich auch Berufstätige nach Angaben des Immobilienexperten Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) öfter in Wohngemeinschaften zusammen, um steigende Wohnkosten zu kompensieren.

Münchener zahlen laut Übersicht im Schnitt 1000 Euro für 48 Quadratmeter, Hannoveraner für 86 Quadratmeter. Das Portal beobachtet, dass der Anstieg der Angebotsmieten in vielen Städten „eine verstärkte Immobilität auf dem Wohnungsmarkt zur Folge“ hat: Selbst Umzugswillige blieben in großen Wohnungen, da ein Wechsel in eine kleinere Immobilie nicht zwingend eine Vergünstigung bringe – vielleicht sogar einen Aufschlag bedeute. „Vor allem ältere Menschen bleiben daher häufig in ihrer preiswerten, geräumigen Wohnung – auch wenn sie den Platz eigentlich nicht mehr benötigen.“ Wenig Bewegung auf dem Wohnungsmarkt beobachtet auch die Bremer Gewoba: Die Fluktuationsquote sei mit rund neun Prozent nach wie vor gering.

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„Es gibt auch Faktoren, die dafür sprechen, in einer Wohnung zu bleiben“, sagt Hadidi. Denn wer darin schon lange lebe, dürfte eine günstigere Miete zahlen. Zudem könne man sich den Stadtteil für eine neue Wohnung nicht unbedingt aussuchen. „In gefragten Stadtteilen ist zu wenig Wohnraum da“, hält der Experte fest. Was jedoch passiere: Ältere Menschen zögen aus dem Haus in barrierefreie und pflegeleichtere Wohnungen. „Da findet ein Generationenwechsel statt.“

Die Mieten in Bremen bewegen sich in einer Übersicht von Robert C. Spies im Schnitt von 7,30 Euro in Blumenthal und Gröpelingen bis zu zwölf Euro pro Quadratmeter in der Überseestadt. Viele Stadtteile liegen bei acht und neun Euro pro Quadratmeter, Schwachhausen, Findorff und die Östliche Vorstadt bei mehr als zehn Euro. Mieter der Gewoba zahlten 2021 im Schnitt eine Nettokaltmiete von 6,37 Euro pro Quadratmeter.

Welche Auswirkungen werden die höheren Baukosten auf die Mieten haben? Werden die Teuerungen komplett weitergegeben? Experten gehen davon aktuell nicht aus. „Meine These ist, dass die Mieten in diesem Jahr langsamer steigen werden“, sagt Khaled Hadidi. Die Nachfrage nach Wohnraum sei zwar weiter sehr hoch. Aufgrund der Teuerungen, auch bei den Wohnnebenkosten, seien höhere Mieten am Markt jedoch schwer durchzusetzen. Die Löhne stiegen langsamer als die Inflationsrate.

Hadidi erwartet mit Blick auf das Bremer Niveau ebenfalls keine großen Sprünge. „Ich glaube nicht, dass wir weiter steigende Mieten sehen werden – eher Seitwärtsbewegungen“, sagt der Immobilien-Fachmann. Allein Wohnungen in Toplagen, bei denen sich in den vergangenen fünf Jahren nichts getan habe, könnten noch nachziehen. Die Zeiten seien unsicher – nicht nur wegen des Krieges. Die Inflation, aber auch die energetischen Anforderungen trieben die Baukosten in die Höhe, die Zinsen seien gestiegen.

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Diese Einschätzungen teilt Kornelia Ahlring. „Ich denke nicht, dass die sprunghaft angestiegenen Baukosten bei den Mieten ad hoc durchschlagen“, sagt die Geschäftsführerin des Mietervereins Bremen. Aufgrund der höheren Preise in vielen Lebensbereichen könne womöglich nicht mehr Miete verlangt werden. Langfristig geht Ahlring dennoch von einem Anstieg aus – weil auch die Kosten für Modernisierungen stiegen.

Der Mieterbund setzt sich seit Langem für einen zeitlich begrenzten Mietenstopp ein. „Bis es genug bezahlbaren Wohnraum geben wird, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen“, sagt Ahlring. Mieterhöhungen dürfen in Bremen schon heute innerhalb von drei Jahren die Marke von 15 Prozent nicht überschreiten. Das Niveau kann sich Ahlring angesichts der jüngsten Entwicklungen deutlich niedriger vorstellen.

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