Materialmangel? Preisexplosionen? Die Bremer Gewoba spürt die aktuellen Entwicklungen in der Baubranche zwar ebenfalls – nämlich Verzögerungen in den Lieferketten und Kostensteigerungen. Bisher hat das allerdings keine gravierenden Auswirkungen für die Projekte. Und so kann es sich das Wohnungsbauunternehmen gar leisten, seinem Tätigkeitsbericht fürs vergangene Geschäftsjahr einen 23 Zentimeter langen Nagel als Schmuckstück am Buchrücken zu kredenzen. An diesem Montag zogen die beiden Vorstände Bilanz. Demnach heißt es: Die Bauvorhaben laufen – solange entsprechende Angebote eingehen.
Bisher habe man für die Instandsetzungs- und Modernisierungsvorhaben so gut wie alle Aufträge am Markt platzieren können, sagte Vorständin Anja Passlack. "Diese Vorhaben laufen." Beim Neubau befänden sich Projekte teils in der Ausschreibung oder Vergabe. Die Preisentwicklung sei je nach Gewerk sehr unterschiedlich. "Nach unserer Beobachtung ist es auch so, dass es Mitnahmeeffekte gibt", sagte Vorstand Peter Stubbe zu den kostspieligeren Baustoffen. Wo man sich eine Teuerung nicht erklären könne, werde sehr genau hingeschaut.
Wie fällt das Ergebnis aus?
Die Gewoba hat 2021 einen Überschuss von mehr als 30 Millionen Euro erwirtschaftet. Damit konnte das Ergebnis aus dem Vorjahr leicht verbessert werden. Als Gewinn werden 16 Millionen Euro an die Anteilseigener ausgeschüttet – davon knapp zwölf Millionen an die Stadt Bremen.
Wie hoch sind die Mieten im Schnitt?
In bestimmten Segmenten gibt es laut Gewoba deutlich mehr Nachfrage als Angebot. Vor allem werden demnach bezahlbare kleine Wohnungen für Singles, Studenten und Auszubildende gesucht sowie barrierefreie Wohnungen und ein Zuhause für größere Familien. Das Unternehmen kam im vergangenen Jahr auf mehr als 42.000 Mietwohnungen in Bremen, Bremerhaven und Oldenburg. Im Schnitt betrug die Nettokaltmiete 6,37 Euro pro Quadratmeter.
Was passiert mit den Nebenkosten?
Die Gewoba verzeichnet einen Anstieg bei den Energiekosten. Aus Sicht des Unternehmens profitiert man hier jedoch etwa vom hohen Anteil an Fernwärme. "Jeder Euro, den ein Haushalt mehr bezahlen muss, ist natürlich spürbar", sagte Passlack. So komme eine Wohnung in Bremen mit 60 Quadratmetern aufs Jahr auf rund 62 Euro Mehrkosten. Die Vorständin geht jedoch davon aus, dass die Entlastung der Bundesregierung in diesem Jahr die Mehrkosten für die Haushalte auffangen wird.
Welche Projekte entstehen derzeit?
In der Neustadt hat die Gewoba mit dem Grünen Haus ein besonderes Objekt errichtet. Das Gebäude mit seiner sechseckigen Grundfläche richtet sich vor allem an Studierende. In der Überseestadt entwickelt die Gewoba das Projekt am Europahafen mit. 150 Wohnungen wird die Gesellschaft selbst vermieten. Ebenfalls in Wassernähe entstehen die Weserhöfe auf dem ehemaligen Gelände von Mondelez. Die Gewoba wird dort 80 Einheiten vermieten – voraussichtlich ab Ende 2023. In der Gartenstadt Werdersee entstehen zudem weitere Gebäude für die Gewoba. Wann man hier fertig ist? Vorstand Stubbe geht vom Jahr 2026 aus.
Und wie geht es beim Bundeswehrhochhaus weiter?
Fortschritte gibt es auch hier. Die Gewoba hat allerdings bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben um eine Verlängerung der Fertigstellungsfrist gebeten. Eigentlich sollte der Abschluss bis Ende 2024 erfolgen. Im Moment ist noch nicht klar, wann genau die Mieter hier einziehen können.