Außen knusprig-braun, innen saftig rosa – so liegt das Stück Fleisch perfekt gebraten auf dem Teller. Dazu ein Klecks Soße. Ein ganz normales Flanksteak, also ein Stück aus dem Bauch eines Rindes, könnte man meinen. Ist es aber nicht. Was im Restaurant "The Ash" am Weserpark auf den Teller kommt, ist kein Stück Fleisch im eigentlichen Sinne. Es handelt sich um eine pflanzliche und vegane Variante, erstellt im 3D-Drucker.
Wasser, pflanzliche Eiweiße aus Soja, Weizen und Kartoffel stehen auf der Zutatenliste. Für die Farbe und den Fleischsaft werden rote Beete und Kirschsaft verwendet. Im Rohzustand muss man schon sehr genau hinschauen, um einen Unterschied zwischen einem Stück gewachsenem Rindfleisch und dem pflanzlichen Steak aus dem 3D-Drucker zu erkennen. "Wir haben mit Rindfleisch angefangen, weil es das komplexeste Fleisch ist", sagt Birte Stoltenberg. Sie arbeitet bei Redefine Meat, dem Hersteller der pflanzlichen Steak-Alternative. Neben Steaks hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Israel auch Burger, Hackfleisch und Pulled Pork als sogenanntes "New Meat" im Sortiment. Gedruckt wird das Fleischersatzprodukt in den Niederlanden.
"Die Produkte richten sich an Fleischliebhaber", sagt Stoltenberg. Redefine Meat sei von zwei Fleischliebhabern gegründet worden. "Aber mit dem Hintergedanken, es besser zu machen, um nachhaltig zu wirken und auch in Zukunft noch Fleischgenuss bieten zu können." Obwohl das gedruckte Steak vegan sei, hätten einige Veganer ihre Schwierigkeiten mit dem Fleischersatz gehabt, sagt Stoltenberg. "Das hatten wir schon, dass diese Gruppe gesagt hat: Das ist viel zu dicht dran. Manche haben ihr Essen wieder ausgespuckt, weil sie dachten, das sei richtiges Fleisch." Das seien ihrer Ansicht nach allerdings die "Hardcore-Veganer" gewesen. Vegetarier und Veganer, die aus gesundheitlichen Gründen auf gewachsenes Fleisch verzichteten, seien dankbar, weil sie das "Fleischerlebnis" mit ihrer Gesundheit vereinbaren könnten.
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Der Preis für das gedruckte Steak liege derzeit noch über dem für normales Rindfleisch, sagt Stoltenberg. "Über eine entsprechende Skalierung ist unser Ziel aber, irgendwann mal gleichpreisig mit normalem Fleisch zu sein." Die 150-Gramm-Portion 3D-Drucker-Steak mit Beilage steht in der Bremer "The Ash"-Dependance mit etwa 21 Euro auf der Karte.
Redefine Meat kooperiert mit der Restaurantkette „The Ash“, die neben dem Lokal in Bremen noch in zwölf anderen deutschen Städten vertreten ist. „Wenn man in einer Gruppe einen Veganer und Vegetarier hat, dann bestimmt der, wo es zum Essen hingeht. Durch das pflanzliche Steak finden die aber auch etwas in einem Steak-Haus wie ‚The Ash‘“, erklärt Stoltenberg.
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Geschmacklich nahe an gewachsenem Rindfleisch
Essen wie gedruckt, geht das wirklich? „Das geht definitiv“, sagt Benjamin Walter, Marketingdirektor bei der Apeiron AG, zu der unter anderem auch "The Ash" gehört. Redefine Meat habe sich ein gutes, schmackhaftes Rezept ausgedacht. "Das ist auch der Grund, warum wir es auf der Karte haben", sagt Walter. Man habe viel herumprobiert und das sei das einzige Produkt gewesen, das überzeugt habe. Einen Widerspruch zwischen "vegan" und "Steak" sieht Walter nicht. "Viele Vegetarier und Veganer essen aus ethischen Gründen kein Fleisch und nicht, weil es ihnen nicht schmeckt. Sie mögen den Fleischgeschmack, aber wollen nicht, dass dafür ein Tier stirbt."
Speisen aus dem 3D-Drucker gebe es schon länger, sagt Annabel Dierks. Sie ist Ernährungs-Spezialistin bei der Verbraucherzentrale Bremen. Bei der Masse für die Steak-Alternative komme es auf die Zutaten an. "Hier handelt es sich, wie bei vielen Fleischersatzprodukten, aber auch Wurstwaren um hoch verarbeitete Lebensmittel. Diese sollten in Maßen gegessen werden", sagt Dierks. Hin und wieder ein Steak aus dem 3D-Drucker, dagegen spreche sonst aber nichts. "Wer Allergien gegen Soja oder Lupinen hat, sollte besonders bei Ersatzprodukten wachsam sein." Auch wenn man keine Allergien hat, könne wegen der hohen Konzentration bestimmter Eiweiße trotzdem darauf reagieren.
Die ersten Bissen des gedruckten Steaks fühlen sich im Mund sehr nach normalem, gewachsenem Rindfleisch an. Das Ersatzprodukt ist ähnlich faserig und kommt in der Konsistenz richtigem Fleisch schon sehr nahe. Nur beim Geschmack reicht das vegane Steak nicht ganz an echtes Rind-Aroma heran. Vielleicht liegt es am Rote-Beete- oder Kirsch-Anteil, aber am Gaumen ist eine Nuance, die etwas zu süßlich für richtiges Fleisch ist. "Man darf natürlich nicht mit der Erwartungshaltung kommen und sagen, dieses vegane Steak schmeckt wie ein normales Steak. Das wird nicht passieren", sagt Walter.