Bremen soll zur "Solar City" werden. Wie weit ist es noch bis dahin?
Ronny Meyer: Bremen hat sich in der Vergangenheit sehr stark auf die Windenergie konzentriert. Ich glaube, es ist völlig klar, dass auch die Städte wesentlich zur Energiewende beitragen müssen. Und das lässt sich sehr gut über Fotovoltaik oder Solarthermie tun. In Anbetracht dessen, was wir erreichen müssen, um dem Klimawandel zu begegnen, ist der Weg noch ein großer. Wir sind aber total motiviert, diesen Weg zu gehen.
Die Solardachpflicht für Neubauten ist beschlossen. Wann wird das Gesetz Wirkung entfalten?
Es gab noch ein paar Rechtsfragen zu klären. Das Gesetz muss natürlich ordentlich formuliert sein, denn es greift in das Eigentum der Bürger ein. Hamburg und Berlin sind den Schritt schon gegangen. Und Bremen wird ihn auch gehen. Ich denke, dass der Gesetzentwurf für die Bürgerschaft auf jeden Fall in diesem Jahr steht – wahrscheinlich kurz vor oder nach dem Sommer.
Im Gespräch äußerte der Chef des BUND Bremen unlängst Kritik, dass "erschreckend wenig" passiert sei in Sachen "Solar City".
Das sehe ich überhaupt nicht. Wir haben die Solarkampagne bei Energiekonsens auf den Weg gebracht, die Potenziale bestimmt, die man in Bremen noch heben kann. Es gibt das Solardachkataster. Wir haben die Solarberatung – im Übrigen mit dem BUND. Wir fangen da wirklich nicht bei null an. Der Schwerpunkt lag in der Vergangenheit nicht so stark auf Solar. Aber das haben wir erkannt und ändern das gerade.
Wie hoch ist die Solarleistung heute?
Wir haben in Bremen 2500 installierte Solaranlagen und liegen bei insgesamt mehr als 50 Megawatt Peak. Das entspricht dem Stromverbrauch von ungefähr 17.000 Haushalten. Hinzukommen ungefähr 3000 Anlagen für die Solarthermie.
Geht die öffentliche Hand als Vorbild voran?
Wir haben große Solaranlagen bei der Abfalldeponie, beim Weserstadion und dem Großmarkt und damit einen hohen Anteil an der installierten Leistung. Damit zeigen wir deutlich, dass wir die Fotovoltaik gut finden. Gemessen an der Anzahl der Dächer, befinden wir uns sicher eher am Anfang der Erschließung. Da können wir noch Gas geben. Das hat sich die Koalition ja auch zum Ziel gesetzt und daran wird im Hintergrund gearbeitet.
Auf welches Dach haben Sie als Klimaschutzstaatsrat ein Auge geworfen: Mensch, da gehört eine Anlage drauf?
Ich finde, überall dort, wo es große Hallendächer gibt, sollte eine Anlage drauf, also im GVZ und insbesondere bei neuen Gewerbegebieten. Aber auch bei allen großen Mietshäusern, um dann den grünen Strom den Mietern anzubieten. Das wäre aus meiner Sicht richtig gut.
Sollten eigentlich weitere Anreize gesetzt werden, damit mehr Menschen Solarenergie aufs Dach bringen?
Ich glaube, man muss über die Solarenergie weiter aufklären. Darum geht es uns bei der Solarkampagne und der Teilnahme beim "Wattbewerb". Viele Leute haben immer noch im Kopf: Das funktioniert technisch nicht oder rechnet sich nicht. Dabei lässt sich das in vielen Fällen lösen und lohnt sich. Wir werden – sicherlich auch durch die neuen Klimaziele der Bundesregierung – ganz viele Handwerker benötigen, um zum Beispiel Solaranlagen zu installieren. Da, fürchte ich, entsteht ein nächster Flaschenhals.
Das Gespräch führte Lisa Boekhoff.