Diesel-Autos werden auch in Bremen immer unbeliebter. Die Zahl der Neuzulassungen in der Hansestadt ist im Vergleich zum Vorjahr um etwa 50 Prozent eingebrochen. Das geht aus Zahlen hervor des Kraftfahrtbundesamts (KBA) hervor. Demnach wurden im Juni dieses Jahres 751 Diesel-Fahrzeuge erstmals neu zugelassen. Vor einem Jahr waren es noch 1589.
Auch insgesamt wurden weniger Autos im Land Bremen neu zugelassen. Die Zahl sank von 2966 im Juni vergangenen Jahres auf nun 1930. Dieser Trend zeichnet sich bundesweit ab. In ganz Deutschland wurden in der ersten Jahreshälfte 34,6 Prozent weniger Autos neu zugelassen als noch im Vorjahreszeitraum.
Karl-Heinz Bley, der Präsident des KFZ-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen, sprach mit Blick auf den Einbruch bei den Dieselfahrzeugen von einem „Sturzflug des Selbstzünders“. Dieser müsse gebremst werden. „Der Automobilhandel ist in großer Sorge“, sagte Bley. Er führte die stark geschrumpften Verkäufe auf die Pläne zur Einführung von Fahrverboten für Diesel-Autos in mehreren Städten zurück.
Viele Autofahrer verunsichert
Martin Rode, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Bremen, begrüßte den Trend hingegen. Durch das offenbar veränderte Kaufverhalten könnten die Stickoxid und Feinstaubbelastung gesenkt werden. Rode hofft, dass viele Autofahrer nun auf alternative Antriebe umsteigen oder den öffentlichen Nahverkehr stärker nutzten.
Offensichtlich sind viele Autofahrer verunsichert. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Innofact im Auftrag des Onlineportals Autoscout 24 wäre nur für etwa 15 Prozent ein Wagen mit Dieselmotor beim Kauf erste Wahl. Knapp die Hälfte der Befragten will sich bei nächster Gelegenheit zunächst nach einem Benziner umsehen; 18 Prozent der befragten Dieselfahrer erwägt demnach, das eigene Auto zu verkaufen. Zwei Drittel der Dieselfahrer machen sich Sorgen wegen des Abgasskandals und der drohenden Fahrverbote.
Im Streit um die Abgasbelastung in Stuttgart begann am Mittwoch eine Verhandlung vor dem dortigen Verwaltungsgericht. Geklagt hatte die Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen Baden-Württemberg, weil in der Landeshauptstadt seit sieben Jahren regelmäßig der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid überschritten wird.
Die DUH sieht allein in Fahrverboten für Dieselautos ein wirksames Mittel gegen die Luftverschmutzung. Das Land will das Gericht davon überzeugen, dass eine groß angelegte Nachrüstung älterer Dieselmotoren die Luftqualität ebenfalls stark verbessern kann. Auf zunächst geplante temporäre Fahrverbote ab 2018 – in der Autostadt besonders unpopulär – will Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in dem Fall verzichten.
Große Hoffnungen verbinde die Autobranche mit dem geplanten Diesel-Gipfel am 2. August, sagte Bley. Dann will die Bundesregierung mit mehreren Bundesländern und Autokonzernen über konkrete Schritte zur Senkung des Schadstoffausstoßes beraten.
Eingeladen sind beispielsweise die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wie ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums mitteilte. Auch Berlin und Hamburg als stark von hohen Stickoxid-Werten betroffene Stadtstaaten sollen teilnehmen.
Die ersten Autokonzerne haben bereits auf den geschrumpften Absatz reagiert. So denkt etwa Sportwagenbauer Porsche darüber nach, sich als erster deutscher Hersteller von Diesel-Autos zu verabschieden. „Wir beschäftigen uns natürlich mit dem Thema“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume der Nachrichtenagentur Reuters.
Man wolle sich in einigen Jahren entscheiden, ob die aktuelle Diesel-Generation die letzte des Unternehmens sein wird. Der schwedische Hersteller Volvo hat angekündigt, sich in den kommenden Jahren Schritt für Schritt von Autos mit reinem Verbrennungsmotor zu verabschieden. Künftig setzt der Hersteller komplett auf E-Mobilität.
Noch haben Elektroautos einen sehr geringen Marktanteil. Im ersten Halbjahr stieg er in Bremen von gerade einmal 0,15 auf 0,36 Prozent; nur 46 Autos mit Elektroantrieb wurden zugelassen. Ähnlich sieht es in Niedersachsen aus. Auch die vor gut einem Jahr eingeführte Prämie zur Förderung von Elektrofahrzeugen hat die Verkaufszahlen bislang nicht angekurbelt. Sie wurde bislang in ganz Deutschland erst ungefähr 23 000 Mal abgerufen.