Der Bremer Windparkentwickler WPD verkauft sein Offshore-Geschäft an den US-Investmentfonds Global Infrastructure Partners (GIP). Man habe eine "endgültige Vereinbarung zum Erwerb von 100 Prozent der WPD Offshore GmbH durch GIP unterzeichnet", teilten die Vertragspartner am Freitag mit. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der üblichen behördlichen Genehmigungen. Bei WPD arbeiten derzeit rund 150 Beschäftigte im Offshore-Bereich; Vorstandsvorsitzender des Unternehmens soll auch nach dem Verkauf der jetzige WPD-Offshore-Chef Achim Berge Olsen bleiben.
Zu den Gründen, warum man sich von dem zukunftsträchtigen Geschäftsfeld trennt, wollte sich WPD auf Nachfrage nicht äußern. Marktbeobachter vermuten, dass das milliardenschwere Geschäft mit den Offshore-Windparks für den Bremer Mittelständler inzwischen zu groß und riskant geworden ist. Ein Verkauf zum richtigen Zeitpunkt dürfte eine ordentliche Summe Geld in die Firmenkasse bringen. In der Mitteilung heißt es, man wolle nun seine Aktivitäten bei Windparks an Land und im Bereich Solarenergie weiter ausbauen. Mit rund 450 Projekten und 2400 errichteten Anlagen weltweit waren die Windparks an Land stets das größere Standbein des Bremer Unternehmens.
Pionier der Offshore-Windindustrie
WPD gehört zu den Pionieren beim Bau von Windparks auf See. "Die Offshore-Sparte hat sich als Teil der WPD-Gruppe hervorragend entwickelt", versicherte Finanzchef Björn Nullmeyer. Zurzeit ist das Unternehmen an fünf Offshore-Windparks in Deutschland, Frankreich und Taiwan beteiligt, die entweder im Bau oder bereits in Betrieb sind: In der Nordsee hat WPD zusammen mit Finanzinvestoren die Windparks "Butendiek" vor der Insel Sylt (80 Windräder, Gesamtleistung: 288 Megawatt) und "Nordergründe" vor der Wesermündung (18 Anlagen, 110 MW) gebaut. Vor Taiwan ist der Windpark "Yunlin" im Bau, der aus 80 Windrädern mit einer Gesamtleistung von 640 Megawatt bestehen soll. In Frankreich ist WPD zusammen mit dem staatlichen Stromversorger EDF am Bau zweier Windparks an der Küste der Normandie beteiligt: vor Fécamp (71 Windräder/500 MW) und Courseulles (64 Windräder/448 MW).
Daneben arbeite das Unternehmen weltweit an Projekten "in verschiedenen Entwicklungsstadien" mit einer Gesamtleistung von 30.000 Megawatt, heißt es in der Mitteilung. Adebayo Ogunlesi, Vorsitzender und Miteigentümer von GIP, zeigte sich davon überzeugt, "dass die Offshore-Windenergie eines der am schnellsten wachsenden Segmente der erneuerbaren Energien ist" und damit für die Energiewende von entscheidender Bedeutung sei. Man wolle das Unternehmen zu "einer der führenden Offshore-Windplattformen der Welt" entwickeln. Die Zahl der Mitarbeiter dürfte also eher wachsen, vermuten Branchenexperten. Unklar ist, ob das am Standort Bremen passiert oder ob die neuen Eigentümer aus New York irgendwann nach einem anderen Firmensitz Ausschau halten werden.