Bremen. Mit dem Slogan "Nordisch. Zuverlässig. Günstig. Energie wie wir!" geht der Versorger swb seit einiger Zeit auch außerhalb des angestammten Versorgungsgebietes auf Kundenfang. In Hamburg ist das Unternehmen mit seinem Tarif "Strom wie wir" sogar preisgünstigster Anbieter - jedenfalls wenn man sich nicht auf Vorkasse und Kaution einlässt. 4000 Kilowattstunden Strom pro Jahr plus monatliche Grundgebühr kosten die Hamburger swb-Kunden gerade mal 872 Euro.
Da können swb-Stromverbraucher in Bremerhaven nur neidisch werden. Sie müssen für die gleiche Verbrauchsmenge zum für sie günstigsten Tarif "swb pro Natur" gut 100 Euro im Jahr mehr bezahlen. Auch in Bremen ist swb-Strom teurer als in Hamburg, wenn auch nicht so drastisch. Hier kosten 4000 Kilowattstunden 927 Euro und damit 55 Euro mehr. Erdgas bietet swb Bremerhaven in Hamburg ebenfalls billiger an. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 22000 Kilowattstunden bezahlt dort 1269 Euro und damit 183 Euro weniger als ein Bremerhavener Haushalt mit dem Online-Tarif swb24 Erdgas. Gegenüber Bremen macht der Preisunterschied noch 16 Euro im Jahr aus.
Auch in anderen Städten sind Preise günstiger
Hamburg ist nicht das einzige auswärtige Vertriebsgebiet der swb. Auch in den Hansestädten Lübeck, Kiel und Rostock wirbt das Unternehmen um neue Kunden. Dort ist swb-Strom und -Gas teurer als in Hamburg - aber immer noch deutlich günstiger als in Bremerhaven.
swb-Sprecherin Angela Dittmer begründet den Preisabstand mit unterschiedlichen Netznutzungsentgelten und Konzessionsabgaben. "Die sind in jeder Stadt oder Gemeinde anders" - und vor allem in Bremerhaven eben höher als andernorts. Auch wenn die swb im Land Bremen ihre eigenen Leitungen habe, werde es deshalb für sie nicht billiger. "Wir müssen an unsere Tochtergesellschaft, die für die Netze zuständig ist, die gleichen Gebühren zahlen wie fremde Lieferanten, die die swb-Leitungen benutzen." Verhandelbar sei da gar nichts, meint Dittmer, weil die Gebühren von der Bundesnetzagentur festgelegt würden. Hinzu kämen höhere Einkaufspreise in Bremerhaven, die sich aus langfristigen Lieferverträgen ergäben, an die man nach der Übernahme der Bremerhavener Stadtwerke noch gebunden sei.
Das seien die gleichen Argumente, die auch die Verbraucherzentrale Bremen immer wieder gehört habe, wenn sie in der Vergangenheit kritisierte, dass Strom und Gas in Bremerhaven teurer sind als in Bremen, berichtet VZ-Geschäftführerin Irmgard Czarnecki. Aus ihrer Sicht ist es deshalb "völlig unverständlich, dass die swb Bremerhaven den Hamburgern jetzt so ein Dumpingangebot machen kann". Da dränge sich doch der Eindruck auf, dass die Altkunden der swb mit ihren höheren Preisen die Neukundengewinnung in Hamburg subventionieren. Sie rät den Bremerhavener swb-Kunden "dringend", den Anbieter zu wechseln. "Einen günstigeren Lieferanten finden sie allemal - die Auswahl ist groß und der Wechsel völlig problemlos."
swp prüft Kundengewinnung in ganz Deutschland
Ob swb Strom und Gas künftig noch in weitere Regionen liefern wird, stehe bislang nicht fest, sagt Unternehmenssprecherin Dittmer. Die bisherigen Aktivitäten außerhalb Bremens seien erst mal als Testlauf gedacht. "Wir wollen prüfen, ob wir ohne größeren Vertriebs- und Werbeaufwand nicht auch in anderen Städten bundesweit Kunden für uns gewinnen können." swb nutze den Wettbewerb auf dem Energiemarkt in ausgewählten Regionen außerhalb Bremens und Bremerhavens, "um das Unternehmen und seine Arbeitsplätze langfristig zu sichern", sagt Vertriebsvorstand Torsten Köhne. Aus "rein organisatorischen Gründen" fungiere dabei die Vertriebsgesellschaft swb Bremerhaven als Vertragspartner für außerbremische Kunden.
Geworben wird laut Dittmer ausschließlich per Internet - über Newsletter, Bannerwerbung, Anzeigen in Suchmaschinen und Preisvergleichsportalen. Vom Vertragsabschluss über die Zählerstands-Eingabe bis zur Rechnung passiere dann alles online. Der Test in den Städten jenseits des traditionellen Versorgungsgebiets laufe seit zwei Jahren. Wie viele neue Kunden die swb dadurch hinzugewinnen konnte, will das Unternehmen nicht sagen. In Lüneburg zumindest war das Angebot offenbar ein Flop, dort ist es schon wieder eingestellt worden.